NFL-Play-offs
NFL-Play-offs Spielbericht
NFL-Play-offs

NFL, Super Bowl: Chiefs verteidigen Super-Bowl-Sieg durch Overtime-Drama

NFL: Viele Patzer und Field Goals beim Endspiel in Las Vegas

Mahomes trifft 49ers ins Mark: Chiefs verteidigen Super-Bowl-Sieg durch Overtime-Drama

Der alles entscheidende Moment: Mecole Hardman Jr. (li.), Patrick Mahomes & Co. feiern den Super-Bowl-Sieg.

Der alles entscheidende Moment: Mecole Hardman Jr. (li.), Patrick Mahomes & Co. feiern den Super-Bowl-Sieg. Getty Images

Bereits im Vorfeld war viel über diese beiden Super-Bowl-Teams geredet und geschrieben worden.

Die Kansas City Chiefs als amtierender Titelverteidiger mit Star-Quarterback Patrick Mahomes oder Top-Tight-End Travis Kelce und quasi als Ära-Nachfolger der jahrzehntelang erfolgreichen New England Patriots mit den Legenden Tom Brady und Bill Belichick hier, die San Francisco 49ers um den ehemaligen "Mr. Irrelevant" und längst "Mr. Relevant" Brock Purdy nach dessen beiden starken Playoff-Comebacks gegen Green  Bay Packers (24:21) und Detroit Lions (34:31) hier.

Am Ende machten die Chiefs das Rennen - mit einem 25:22-Overtime-Comeback nach anfänglichem 0:10-Rückstand samt eigenen Problemen sowie Frustaktionen. Mahomes, Tight End Travis Kelce, der erneut von seiner Freundin und Pop-Sängerin Taylor Swift begleitet wurde, der große rote Head Coach Andy Reid & Co. krönten sich damit bereits zum dritten Mal seit 2020. Die Niners, die bereits vor vier Jahren nach einem Einbruch nach 20:10-Führung noch 20:31 verloren hatten, waren erneut bedient und mächtig niedergeschlagen.

Fumble, Punts - und zum zehnten Mal ein 0:0

Und das waren die von Kyle Shanahan trainierten Mannen aus Kalifornien schon direkt zu Spielbeginn: Denn nach einem eigentlich stark gestarteten Drive mit tollen Aktionen von Running Back Christian McCaffrey sowie Fullback Kyle Juszczyk unterlief ausgerechnet McCaffrey ein Fumble - in der gesamten Regular Season war ihm das nur zweimal passiert. Weil aber auch Kansas City in der Folge noch nicht aufkam, verlief das erste Quarter relativ ereignisarm - Punt, Punt, Punt war angesagt.

Bis es dann kurz vor Ablauf der ersten 15 Minuten wieder ordentlich nach vorn ging. Purdy fand mit einigen starken Pässen seine Anspielstationen, ehe die ersten Punkte winkten. Dennoch stand es letztlich am Ende von Viertel Nummer 1 0:0 - was damit in der Super-Bowl-Geschichte zum insgesamt zehnten Mal passierte - zuletzt 2019 mit den Brady-Patriots, die das selbst ganze fünfmal schafften.

Field-Goal-Rekord, Monsterpass und Fumble

Andy Reid wird von seinem Tight End Travis Kelce angeschrien.

Wut im Bauch - und das gegen den Trainer: Andy Reid wird von seinem Tight End Travis Kelce angeschrien. Getty Images

Direkt zum Start des zweiten Abschnitts gab es sie aber, die ersten Zähler. Zwar flog bei Third Down ein weiter Purdy-Pass nicht in die Hände des stark gedeckten Receivers Deebo Samuel, dafür zeigte Rookie-Kicker Jake Moody keine Nerven und verwandelte seinen Field-Goal-Versuch aus 55 Yards zum 3:0-Zwischenstand. Es war für den im NFL-Draft 2023 gezogenen Profi (3. Runde, 99. Stelle) nach jüngsten Schwächen zugleich ein Meilenstein - denn ein Field Goal aus dieser Distanz hatte es bis dato noch nie im Super Bowl gegeben.

Und es ging zunächst mit Niners-Jubel weiter: Nach einem weiten Heberpass von Mahomes auf seinen Empfänger Mecole Hardman für 53 Yards unterlief auch Chiefs-Runner Isiah Pacheco aus einer Unaufmerksamkeit heraus ein Fumble. San Frans Defensive Tackle Javon Hargrave passte sehr gut auf, erkannte das freie Ei, warf sich darauf und sicherte so den erneuten Ballbesitz. Das führte zu mehreren Frustaktionen von KC.

Podcast
Podcast
#92: Diese Teams haben den NFL-Draft gerockt!
01:17:17 Stunden
alle Folgen

Kurzum: Bei beiden Teams lief offensiv noch sehr wenig zusammen - beim amtierenden Champion allerdings noch weniger. Was auch zu einer kuriosen Szene führte. Denn Topspieler Kelce rempelte und schrie nach dem Fumble seinen Head Coach Reid an, während auf der anderen Seite Niners-Linebacker Dre Greenlaw beim Betreten des Feldes umknickte und mit einer Verletzung an der Achillessehne raus musste.

Es war aus neutraler Sicht abgesehen von den Fehlern, Fumbles und dem weiten Field Goal kein Finale der großen Highlights.

Bilder aus Las Vegas: Bombastbau, große Gäste und das Overtime-Comeback der Chiefs

Der erste Zauber: Ein Trickspielzug bringt den ersten Touchdown

Das änderte sich wenige Minuten vor der Halftime-Show mit R'n'B-Sänger Usher: Denn hier callte Niners-Trainer Shanahan plötzlich einen Trickspielzug, der die bis dato stark dagegenhaltende Abwehr Kansas City komplett auf dem faschen Fuß erwischte. Purdy warf hier nach dem Snap einen Pass nach hinten zu Jauan Jennings, der nun den Quarterback gab und zum lauernden McCaffrey warf. Der Running Back wurde nach dem Catch sauber freigeblockt und stürmte über 21 Yards zum 10:0 in die Endzone.

Immerhin glückte aus Chiefs-Sicht im Anschluss noch ein ordentlicher Drive mit erstmals reihenweise guten Mahomes-Pässen, ehe die Niners-Defense tief zupackte, dem Spielmacher einen Sack verpasste und Kicker Harrison Butker via Field Goal den 3:10-Halbzeitstand herstellte. Enttäuschend war das alles dennoch aus Sicht des Champions. Kelce hatte etwa nur eine Reception für einen kümmerlichen Yard und Mahomes lag in seiner Karriere in über 100 Partien erst zum dritten (!) Mal zur Hälfte bei nur drei Pünktchen.

Chiefs nähern sich den Niners an

Patrick Mahomes

Fand nach der Halbzeitpause und der musikalischen Untermalung von Usher, Alicia Keys & Co. besser rein: Chiefs-Quarterback Patrick Mahomes (#15). IMAGO/Newscom World

Zum anderen hatte Mahomes jedoch in keinem seiner vier Super Bowls nach den ersten 30 Minuten geführt - und eben zweimal gewonnen. Nummer drei sollte folgen. Die angedachte Aufholjagd begann aber mit einem Fauxpas, weil Mahomes unnötig eine schlimme Interception in die offenen Arme von Safety Ji'Ayir Brown warf.

Aus der Eroberung konnte die Herausforderer aber kein Kapital schlagen, nach unter anderem ungenauen Purdy-Pässen folgte ein Punt, der aber gut ausgeführt wurde. Mahomes & Co. mussten an der eigenen 1-Yard-Linie starten und kamen nicht mal zu einem neuen First Down. Das jüngste Playoff-Spiel in Baltimore (17:10) inbegriffen hatte KC seit 16 Drives keinen Touchdown mehr erreicht - die längste Durstsrecke in Mahomes' NFL-Karriere. Doch wieder wusste San Fran nichts zu machen, es hieß weiter 10:3.

Und plötzlich lief es besser. Mahomes fand Kelce häufiger und warf selbst seine Beine an, um zu First Downs zu sprinten. Das brachte letztlich ein Butker-Field-Goal aus 57 Yards zum 6:10-Anschluss zustande - Gegenüber Moody war den Rekord schon wieder los.

49ers laden ein - und Mahomes nimmt dankend an

Als nächstes passierte etwas, was den kalifornischen Anhängern das Entsetzen ins Gesicht malte: Nach einem Punt der Chiefs hoppelte der einmal aufspringende Ball in die Hacken von Niners-Cornerback Darrell Luter Jr., sodass Returner Ray-Ray McCloud III das nun freie Ei aufnehmen musste - und kläglich danebengriff. So konnte Kansas City in der gegnerischen Red Zone erobern und Mahomes den ersten Touchdown quasi auf dem Silbertablett servieren. Dieser nutzte das Geschenk auch eiskalt mit einem TD-Pass über 16 Yards auf den in der Endzone komplett freien Wide Receiver Marquez Valdes-Scantling, der somit die 13:10-Führung lockerleicht eintütete.

San Francisco schlägt mit Alleskönner Jennings zurück

Jauan Jennings (#15)

Überzeugte im Niners-Dress mit Touchdown-Pass und Touchdown-Catch: Wide Receiver Jauan Jennings (#15). IMAGO/USA TODAY Network

Doch das hatte offensichtlich den Herausforderer angestachelt, denn dieser rollte einen langen wie erfolgreichen Drive über sechs Minuten, zwölf Spielzüge und 75 Yards auf. Dabei wurde ein Fourth & Short" über den erstmals als Passempfänger auftauchenden Tight End George Kittle stark ausgeführt, ehe Receiver Jennings von Purdy gefunden wurde und sich trotz Gegenwehr über zehn Yards in die Endzone quälte. Damit hatte der zuvor als verkappter Quarterback mit Touchdown-Pass erfolgreiche Spieler nun auch eine TD- Reception eingetütet (das gelang bis dato in einem NFL-Finale nur Ex-Eagles-Quarterback Nick Foles beim Duell mit Brady 2018). Weil der folgende Extrapunkt von Kicker Moody aber geblockt worden war, stand es elf Minuten vor Ende nur 16:13 für San Fran.

Wenig später nach einem guten Chiefs-Drive samt kurzem Field Goal von Kicker Butker aus 24 Yards dann 16:16, womit sich der vergebene Extrapunkt der Kalifornier sofort rächte - und das Spiel 5:46 Minuten vor Ablauf der Uhr komplett ausgeglichen daherkam. Auch statistisch nahmen sich beide Mannschaften bis dato nicht viel - 2:2 bei Turnovern, 17:15 First Downs für die Niners, 316:267 Total Yards für Kansas City und jeweils rund 27 Minuten Ballbesitz.

Es geht in die Overtime - in der Mahomes auftrumpft

Was also folgte, war die Crunchtime in diesem 58. Super Bowl - und hier überragte zunächst erneut Rookie-Kicker Moody, der seinen Extrapunkt-Patzer mit einem weiteren weiten Field Goal aus 53 Yards zur wichtigen 19:16-Führung durch die Stangen jagte. Mahomes & Co. blieben bei noch zwei Auszeiten nur noch 1:53 Minuten, um zumindest auszugleichen oder per Touchdown den Sieg einzufahren. Und es gelang ... der Ausgleich: Nach einem guten Drive, bei dem auch Kelce mit einem starken Catch and Run überzeugte, schritt abermals Kicker Butker zur Tat und verwandelte aus 29 Yards zum 19:19 in diesem insgesamt Touchdown-armen Super Bowl.

Patrick Mahomes

Leitete nach überschaubarer Leistung über weite Strecken dieses Super Bowls am Ende das Comeback zum erneuten Triumph ein und vollendete: Patrick Mahomes. IMAGO/UPI Photo

Und mit den Kickern ging es weiter. Denn starten durften die Niners in der Verlängerung, bei denen Purdy, McCaffrey, Receiver Brandon Aiyuk überzeugten und sich in 7:38 Minuten bis in die Red Zone schoben. Hier stoppte aber Chiefs-Abwehrstar Chris Jones bei einem Third Down stark, sodass wieder Rookie Moody ran musste und aus 27 Yards das 22:19 machte - und damit den Ballbesitz Kansas Citys einläutete.

Hier musste mindestens wieder ein Field Goal erreicht oder das Spiel direkt mit einem Touchdown beendet werden. Mahomes lief bei einem wichtigen Fourth-Down-Versuch über ein notwendiges Yard selbst, ehe Rookie-Receiver Rashee Rice bei "3rd&6" einen starken Catch nach Mahomes-Pass zum neuen First Down landete - und am Ende Mahomes mit mehreren sicheren Aktionen der Herr der Lage war. Ein eigener Lauf über stolze 19 Yards durch die Mitte gegen eine sichtlich müde 49ers-Defense leitete letztlich ein, ehe ein Catch von Kelce folgte und Mahmes drei Sekunden vor Ablauf rechts in der Endzone Receiver Hardman für drei Yards fand.

Damit war die Titelverteidigung perfekt, zum zweiten Mal in Folge gewannen die Kansas City Chiefs damit den Super Bowl - und zugleich zum dritten Mal in fünf Jahren. Damit trat dieses Franchise endgültig in die großen Fußstapfen der immens erfolgreichen Brady-Patriots, während die San Francisco 49ers auch vier Jahre nach der bitteren Finalpleite verbittert mit leeren Hände dastanden. Vor allem Trainer Shanahan, Purdy (23/38 für 255 Yards und einen Touchdown) und die großen Spieler wie Defense-Biest Nick Bosa, McCaffrey oder Kittle war der Schock ins Gesicht geschrieben. Anders Mahomes, der mit 34/46 für 333 Yards und zwei Scores (eine Interception) auch MVP wurde.

mag

Der Super Bowl: Fast Food, teure Klunker, verrückte Zahlenspiele