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Einzug in Super Bowl: San Francisco 49ers stellen Lions kalt

NFL, Championship Game der NFC: Lions verspielen 24:7

Comeback der Extraklasse: 49ers stellen Lions kalt und folgen Chiefs in den Super Bowl

Legte wie schon vor einer Woche gegen die Packers den Grundstein für das erfolgreiche Comeback: Christian McCaffrey, der jetzt mit den 49ers im Super Bowl steht.

Legte wie schon vor einer Woche gegen die Packers den Grundstein für das erfolgreiche Comeback: Christian McCaffrey, der jetzt mit den 49ers im Super Bowl steht. Getty Images

Super Bowl LVIII (58) steht fest: Nachdem die Kansas City Chiefs - mal wieder - das große Endspiel in der National Football League durch ein verdientes 17:10 bei den vorab favorisierten Baltimore Ravens erreicht hatten, folgten die San Francisco 49ers dem Titelverteidiger.

Damit behauptete sich hier der von den Buchmachern als klarer Favorit angesehene Gastgeber. Die seit Jahren äußerst erfolgreich von Head Coach Kyle Shanahan trainierten Kalifornier erreichten somit nach 2019/20 (20:31 gegen die Chiefs) auf dem Weg zum langersehnten sechsten Super-Bowl-Sieg die erneute Teilnahme am großen Endspiel - dieses Jahr in Las Vegas in der Nacht von 11. auf 12. Februar (0.30 Uhr MEZ). Und die seit Jahren immer positiver überraschenden Detroit Lions, der Herausforderer, gingen leer aus - nach famosem Start ...

Williams rennt gleich mal drauf los

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Denn aus San Frans Sicht war es wahrlich mies losgegangen. Zuzuschreiben hatte sich das vor allem die Defense, spezifischer: die Laufverteidigung. Die normalerweise bärenstarken Linebacker Fred Warner, Dre Greenlaw sowie Pass Rusher Nick Bosa & Co. konnten die frech und erfolgreich aus den Startlöchern kommenden Lions nicht wirklich aufhalten.

So lief direkt mal der quirlige Wide Receiver Jameson Williams am Ende des ersten Drives (vier Plays, 75 Yards, 1:42 Minuten) an fünf, sechs Gegenspielern vorbei und über stolze 42 Yards zum 7:0 in die Endzone. Der 22-jährige Erstrunden-Pick des Jahres 2022 war dabei zwar ins Stolpern gekommen, rettete sich jedoch eindrucksvoll zum Score in die Endzone und sorgte erstmals für verdutzte Blicke auf den Rängen im Levi's Stadium - während daheim in der "Motor City" beim Public Viewing im Ford Field die Jubelschreie der weit über 30.000 anwesenden Anhänger laut hallten.

Mehr Running-Back-Touchdowns: Montgomery, McCaffrey und Gibbs

In diesem Takt ging es weiter. Denn nachdem sich die Niners bei ihren ersten Angriffsversuchen zwar gewohntermaßen auf Star-Läufer Christian McCaffrey verlassen konnten, vergab Rookie-Kicker Jake Moody den 3:7-Anschluss bei seinem Field-Goal-Versuch aus 48 Yards. Elf Lions-Spielzüge später stand es gar plötzlich 14:0, nachdem der eher physische und oft durch die Mitte marschierende Running Back David Montgomery über ein Yard den zweiten Touchdown der Blauen eingefahren hatte.

Nun aber witterte auch San Fran erstmals richtig Morgenluft: McCaffrey legte einige starke Plays auf den Rasen, ehe "CMC" selbst souverän durch die Mitte via Touchdown auf 7:14 verkürzte und die Defense daraufhin einen Detroiter Punt kreierte. Beim darauffolgenden 49ers-Drive unterlief Quarterback Brock Purdy, der sich zuletzt beim knappen 24:21 gegen die Green Bay Packers fehlerbehaftet und am Ende doch eiskalt gezeigt hatte, allerdings eine Interception. Lions-Defensive-End Joshua Paschal brachte hier die Hand beim Passversuch dazwischen und lenkte das Ei so in die offenen Arme des feiernden Linebackers Malcolm Rodriguez.

Das Beste daran aus Sicht Detroits: Die eigenen Offense um Spielmacher Jared Goff konnte daraus Kapital schlagen - und zwar abermals über das schier perfekt funktionierende Laufspiel. Dieses Mal war es der im kicker-Podcast "Icing the kicker" als möglicher "Icebreaker" ausgemachte Rookie Jahmyr Gibbs. Auch der erst 21-jährige Running Back, in der 1. Runde an 12. Stelle gezogen, spurtete hier explosiv an zahlreichen Verteidigern San Franciscos vorbei und ließ diese bei seinem Touchdown-Lauf über 15 Yards zum 21:7 wie Statisten aussehen.

Eine klare Ansage der Löwen

Jared Goff (re.) und die Detroit Lions

Feierstunde: Jared Goff (re.) und die Detroit Lions lieferten in den ersten beiden Vierteln in San Fran ab. Getty Images

Was bei alldem aber nicht außer Acht gelassen werden durfte: Auch das Passspiel der Gäste funktionierte. Quarterback Goff agierte aus einer recht stabilen Pocket sicher und fand vor allem immer wieder seine zuverlässigste Anspielstation - den deutsch-amerikanischen Receiver Amon-Ra St. Brown, der sich mit einem Notizbuch motiviert und zuletzt schon mit "Honolulu Blue" in den Haaren herumlief. Auch kurz vor der Halbzeitpause war St. Brown mit einem starken Lauf samt Catch für 23 Yards sowie bei nur noch 28 Sekunden auf der Uhr mit einem Play zum neuen First Down zur Stelle, sodass er mit seinem Team kurz darauf gleich nochmals punkten durften.

Und wie? Nicht mit dem ersten Pass-Touchdown des Tages und auch nicht mit dem vierten Lions-Score via Lauf. Stattdessen zwang die 49ers-Defense den Kontrahenten zehn Sekunden vor Schluss in ein Fourth Down, bei dem Detroits für Risikospielzüge bekannter Head Coach Dan Campbell nicht mit dem Feuer spielte. Kicker Michael Badgley wurde stattdessen aufs Feld geschickt, um aus 21 Yards souverän den 24:7-Halbzeitstand herzustellen. Nach einer herausragenden Hälfte ging der Underdog somit mit drei Scores Vorsprung in die Pause.

Field Goal, Touchdown, Fumble: Die Niners melden sich zurück

Mit Wiederbeginn drehte sich der Wind aber etwas - und die heimischen Kalifornier machten auch mit etwas Glück klar, dass die Messe noch nicht gelesen war. Zunächst wurde unter anderem mit einem 26-Yard-Pass von Purdy auf den nach seiner gegen die Packers früh erlittenen Schulterverletzung rechtzeitig wieder fit gewordenen Deebo Samuel zwar kein Touchdown auf den Weg gebracht - dafür aber ein Field Goal des dieses Mal sicheren Moody (43 Yards) zum 10:24. Wenig später bekamen die dieses Mal ins Risiko gehenden Gäste ein "4th&2" nicht ausgespielt und mussten das Ballrecht via "turnover on downs" wieder abtreten.

Kindle Vildor (re.), Brandon Aiyuk

Zwischen Interception und tollem Catch: Detroits Kindle Vildor (re.) und 49ers-Receiver Brandon Aiyuk. Getty Images

Daraus wurde Kapital geschlagen: Bei einem weiten Wurf von "Mr. Irrelevant" Purdy verpasste Detroits Cornerback Kindle Vildor die durchaus mögliche Interception, sodass der Ball von seinem Gesichtsgitter in die offenen Hände des aufmerksamen Receivers Brandon Aiyuk für stolze 51 Yards Raumgewinn flog. Jener Aiyuk fing kurze Zeit später nach starker Route auch noch den Touchdown zum 17:24, ehe beim nächsten Drive der Löwen Liganeuling Gibbs ein fataler Fumble unterlief. 49ers-Tackle Arik Armstead eroberte das Ei, wodurch wieder der Angriff San Franciscos dran war und in nur 2:07 Minuten den nächsten Score erreichte. McCaffrey spurtete über ein Yard zum 24:24.

27 Niners-Punkte am Stück: Detroit bricht komplett ein

Auf einen Schlag war also wieder alles offen, Detroit hatte die komfortable Führung in etwas mehr als zehn Minuten des dritten Viertels komplett verspielt - und das oft in diesem Zusammenhang genannte Momentum herüberwandern lassen. Das sorgte in den Folgeminuten dafür, dass bei den Gästen aus der "Motor City" einfache Catches nicht gelangen, ein Punt die Folge war und den Hausherren darauf mehr glückte. So schlupfte Purdy etwa unter ein schier klares Tackling, rannte links raus und fand mit einem schönes Zuspiel den an der Linie stehenden Fullback Kyle Juszczyk zum neuen First Down. Als nächstes folgten eigene kluge Läufe von Purdy, ein sauberes Zuspiel für Tight End George Kittle - und am Ende von Kicker Moody aus 33 Yards zum 27:24. Die Hausherren hatten somit tatsächlich ein 7:21 in eine Führung umgebogen.

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Doch nicht nur das: Weil in der Folge Detroits Cheftrainer Campbell erneut einen vierten Versuch ohne Erfolg ausspielen ließ (Goff fand den in Quarter drei und vier recht unauffälligen St. Brown nicht), kamen die Niners selbst wieder an den Ball - und unter anderem ein Purdy-Lauf über 21 Yards später stand es 34:24. Die Vorentscheidung! Der weiter kaum zu stoppende "CMC" erreichte bei diesem Drive ebenfalls Wichtiges, ehe sein Running-Back-Kollege Elijah Mitchell für drei Yards die Endzone zum lautstark bejubelten Score erreichte.

Zwar meldeten sich kurz vor Ablauf der Uhr mit den ersten Punkten im zweiten Abschnitt auch die Lions nochmals an (Touchdown-Pass über drei Yards auf Receiver Williams zum 31:34-Anschluss), doch weil hier eine Auszeit genommen worden und der folgend notwendige Onside Kick misslungen war, war die Messe dann doch gelesen - und zwar für Detroit, das komplett eingebrochen und letztlich arg enttäuscht übriggeblieben war. St. Brown (87 Yards), Tight End Sam LaPorta (97 Yards), Spielmacher Goff (273 Yards, TD) & Co. waren mächtig bedient. Große Freude herrschte dagegen bei den 49ers um Quarterback Purdy (267 Passing Yards, 51 Rushing Yards, ein Touchdown, eine Interception) und Running Back McCaffrey (90 Yards, zwei TDs) vor. Nun wartet der Super Bowl gegen die Chiefs.

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Markus Grillenberger

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