Hoffenheims Trainer Markus Gisdol reagierte auf die knappe, aber verdiente, 0:1-Niederlage bei Borussia Dortmund mit zwei personellen Veränderungen: Der offensivfreudigere Eylounoussi und Sturmtank Modeste begannen für Rudy und Schipplock (beide auf der Bank).
Eintracht-Coach Thomas Schaaf beließ es nach dem überzeugenden wie spektakulären 5:2 gegen seinen Ex-Klub Werder Bremen bei denselben zehn Feldspieler. Vor allem natürlich bei Kapitän Meier, der im zehnten Jahr bei den Hessen überragend spielt: Frankfurts Goalgetter hatte die Torjäger-Liste vor dem 15. Spieltag mit zehn Treffern angeführt. Im Tor aber musste der Fußballlehrer einen weiteren Tausch vornehmen: Trapp-Vertreter (Trainingsrückstand nach Syndesmoseriss) Wiedwald wurde krank (Pfeiffer-Drüsenfieber), weswegen der ehemalige Hoffenheimer Hildebrand zu seinem 299. Bundesliga-Einsatz kam. Ausgerechnet Hildebrand, wie auch 1899-Trainer Gisdol nochmals festgestellt hatte: "Diese Geschichten schreibt nur der Fußball."
Süles Schockmoment
Bitter: Niklas Süle musste mit der Trage vom Feld gebracht werden. Getty Images
Doch weder Hildebrand noch sein Gegenüber Baumann hatten in den ersten Minuten etwas zu tun: Beide Mannschaften egalisierten sich vollkommen, wenngleich sie ihren Angriffsmut nicht versteckten. Doch waren eben die Abwehrmänner die tonangebenden Spieler zu Beginn. Minutenlang war die Begegnung außerdem unterbrochen: Süle knickte im Laufduell mit Seferovic unscheinbar um, hielt sich aber im Flug noch das Knie. Mit Händen vor dem Gesicht, mit geschientem Knie und auf der Trage wurde der Innenverteidiger schließlich vom Feld getragen. Es kam Strobl (10.).
Plötzlich dreht die TSG auf
Erst danach folgten die ersten Gelegenheiten: Schwegler scheiterte mit einem harten Distanzschuss (11.), ehe Meier eine Chandler-Flanke direkt nahm, aber zu unscharf und ungenau in die Arme von Baumann bugsierte (12.). Es ging aber weiter: Modeste prüfte per Kopf Hildebrand (19.) und Seferovic zog mit Meier einen ordentlichen Vorstoß auf (25.). Dazwischen wollte die SGE außerdem einen Elfmeter haben, als der Schweizer Angreifer nach Meier-Verlängerung über Baumann fiel. Für einen Strafstoß reichte das allerdings nicht (22.). Wenig später folgte ein direkter Freistoß von Schwegler, bei dem Hildebrand schon frühzeitig erkannte, nicht mehr eingreifen zu müssen (34.).
Fingerzeig: Während Tarik Elyounoussi (rechts) zur Gratulation kommt, deutet Torschütze Kevin Volland auf seinen Vorlagengeber Roberto Firmino. Getty Images
Das war spätestens der Weckruf für die Sinsheimer, die fortan gefälliger und gieriger wirkten und mehr Zug zum Tor entwickelten. Mit Erfolg: Elyounoussi und Modeste hatten die ersten Großchancen, versiebten diese aber noch (36. und 37.). Besser machten es die Hausherren dann in Minute 43 und gingen verdient in Führung: Roberto Fimino ließ sich nach einem Aufbaufehler der Hessen im Mittelfeld nicht von Hasebe aufhalten, schüttelte den Ex-Nürnberger lockerleicht ab. Es folgte das präzise Zuspiel in den Lauf von Volland, der im Vollsprint noch an Hildebrand vorbeizog und eiskalt vollendete. Die verdiente Halbzeitführung der TSG.
Der 15. Spieltag
Es dauert
In den zweiten 45 Minuten waren demnach die Frankfurter gefordert, die ihren zuletzt hochgelobten Angriff um Stendera, Seferovic und Meier zum Laufen bringen mussten. Das dauerte aber, sodass die hoch pressenden Hoffenheimer die ersten neuerlichen Angriffe verzeichneten: Einmal wirkte Volland im Strafraum nach Brustannahme zu überrascht, ein anderes Mal konnte der Nationalspieler ein Zuspiel in die Spitze nicht rechtzeitig vor Hildebrand erreichen (48. und 49.).
Aigner belohnt den Druck
Endlich zeigte sich dann auch das Trio: Stendera mit einem tollen Steilpass auf Seferovic, der sich eindrehte und am Strafraum quer ablegte für Meier. Der zog direkt ab, schoss das Leder allerdings weit drüber (54.). Stichwort: Rückenlage. Das war er dennoch, der Weckruf für die Gäste aus Hessen, die nun gewaltigen Druck aufbauten und sich am Strafraum der Hausherren festbissen. Der verdiente Ausgleich war demnach nur eine Frage der Zeit und folgte auch: Hasebe behauptete sich gegen zahlreiche Gegenspieler in der Mitte, legte nach links außen zu Oczipka. Dessen scharfe Flanke fand an der Fünfmeterraumkante Aigner, der volley mit links präzise ins rechte untere Eck abschloss (58.). Chandler feuerte wenig später außerdem aus der Distanz und hob das Leder ans linke obere Kreuzeck (60.).
Wildes Offensivfest mit Toren von Szalai und Seferovic und Roberto Firmino
Am Ende glücklich: Die TSG 1899 Hoffenheim um Torschütze Adam Szalai (links). Getty Images
Die Hoffenheimer gerieten in dieser Phase gewaltig ins Schwimmen, Trainer Gisdol tauschte demnach aus und brachte mit Szalai einen neuen Impuls (63.). Ein goldenes Händchen bewies der Coach damit: Zunächst scheiterte der Ungar zwar noch an Hildebrand (65.), dann aber staubte er nach einem Schuss von Schwegler auf der Torlinie ab (66.). Plötzlich führten die Kraichgauer wieder.
Die Entscheidung? Mitnichten! Denn plötzlich glichen wieder die Hessen aus: Joker Piazon wurde mit einem starken Seitenwechsel gefunden, es folgte das quere Zuspiel zu Seferovic. Der Schweizer scheiterte zunächst an Baumann und brachte das Spielgerät im Nachsetzen aber doch noch über die Linie (77.). Eine Minute zuvor hatte außerdem Elyounoussi das mögliche 3:1 auf dem Fuß, als er am Pfosten scheiterte. Doch sei's drum aus Hoffenheimer Sicht, denn die Gastgeber verbuchten letztlich doch noch den 3:2-Siegtreffer: Szalai kam nach einem Eckball im Fünfmeterraum zum Abschluss, scheiterte an einer Weltklasse-Reaktion von Hildebrand. Per Hacke machte der Ungar den Ball aber wieder scharf und fand in der Mitte Roberto Firmino, der humorlos abstaubte (87.). Wieder sah das Publikum ein Spektakel in Sinsheim mit fünf Toren und gesamten 39 (!) Torschüssen - und beinahe noch den Ausgleich, denn Joker Kittel und Russ scheiterten noch an zwei starken Paraden von Baumann (90.+2).
Für beide Mannschaften geht es schon unter der Woche weiter. Hoffenheim empfängt am Mittwoch (20 Uhr) Bayer Leverkusen, die Frankfurter spielen zeitgleich zu Hause in der Commerzbank-Arena gegen Hertha BSC.