Nach verkorkstem Saisonstart hatte die Hertha mit drei Pflichtspielsiegen in Serie die Trendwende eingeläutet, wurde dann aber beim 0:2 in Hoffenheim wieder gedämpft. Die Alte Dame verlor dabei nicht nur das Spiel, sondern auch Boyata mit Rot. Gegen Leverkusen brachte Trainer Pal Dardai daher seinen Sohn Marton in der Innenverteidigung und gab zudem noch Plattenhardt und Jovetic eine Bewährungschance. Zeefuik (nicht im Kader) und Piatek (Bank) rotierten aus der Startelf.
Die stellte sich ob der zahlreichen Verletzten bei den Gästen beinahe schon von selbst auf, zumal gegenüber dem beeindruckenden 4:0 gegen Betis Sevilla in der Europa League auch noch Wirtz (muskuläre Problemen am Hüftbeuger) ausfiel. Bayer-Coach Gerardo Seoane schickte an seiner Stelle Palacios ins Rennen und beorderte Demirbay auf die Zehn.
Viel Kampf, wenig Rhythmus
Sportlich war es ein interessantes, unter dem Strich aber lange Zeit nicht sonderlich unterhaltsames Spiel. Hertha vertraute auf die eigene Abwehr und hoffte auf Konter, die aber nicht wirklich zu sehen waren, auch weil Jovetic vorne oft allein gelassen wurde. Auf der anderen Seite investierten die Leverkusener mehr in die Partie, probierten viel und forcierten dabei das schnelle Flügelspiel, vorzugsweise über links.
Weil der finale Pass hüben wie drüben nicht ankam, blieben nennenswerte Torchancen Mangelware. Jovetic aus der Ferne (7.) sowie Andrich (11., 14.) und Serdar (15., 24.) auf der anderen Seite sorgten zumindest für etwas Abwechslung. Insgesamt fehlte der umkämpften Paarung aber der Spielrhythmus.
Nach 26 Minuten drehte Andrich bereits zum Jubel ab, wurde dann aber jäh ausgebremst. Sein Tor zum vermeintlichen 1:0 zählte nicht, weil der Ball zuvor mit vollem Umfang die Torlinie überquert hatte.
Jovetic profitiert von Hincapies Hacke
Auf der anderen Seite durfte Jovetic wiederum feiern: Der Montenegriner nahm einen Mittelstädt-Kopfball wunderbar im Sechzehner mit rechts an und schloss in einer flüssigen Bewegung mit links zum 1:0 ab - Hincapie hatte das Abseits hauchdünn mit der eigenen Hacke aufgehoben (42.). So war der Treffer das Highlight in Hälfte eins und zugleich ihr Schlusspunkt.
Freude pur: Robert Andrich beim Torjubel. imago images/Matthias Koch
Nach dem Seitenwechsel blieb es intensiv, auf dem tiefen du teils massiv umgepflügten Rasen prägten Zweikämpfe das Bild. Ansonsten agierte Hertha weiter aus der Tiefer heraus, während Bayer sich redlich mühte, immer wieder an- und auch festrannte. Auch die Einwechslungen von Sinkgraven und Amiri (für Hincapie und Palacios, 61.) halfen nicht wirklich. Wenn Bayer Gefahr entwickelte, dann durch Demirbay-Fernschüsse (70., 71.).
Auf der anderen Seite zog sich Hertha mehr und mehr zurück, phasenweise zu tief. Die Hausherren waren präsent in den Zweikämpfen, verpassten aber die Vorentscheidung und kassierten die Quittung. In der Schlussminute gab es noch einen Freistoß für die Rheinländer: Bei diesem legte Kossounou unfreiwillig für Andrich auf, der am rechten Fünfereck Schwolow mit einem gechippten Ball überwand und so das 1:1 markierte
Junge Bundesliga-Debütanten
Das Spiel ging dann noch aus zwei anderen Gründen in die Bundesliga-Annalen ein - und zwar, weil sowohl der zweit- als auch der drittjüngste Bundesliga-Spieler aller Zeiten genau in dieser Paarung zum Einsatz kamen. In der 79. Minute wurde Bravo (16 Jahre und 298 Tage) eingewechselt, in der 86. kam dann Sertdemir (16 Jahre und 276 Tage) - nur Dortmunds Moukoko (16 Jahre, ein Tag) war bei seinem Debüt noch jünger.
Die Berliner verabschieden sich dann mit einem guten Gefühl in die Länderspielpause, blieben sie doch gegen Bayer im fünften Duell nacheinander ungeschlagen - und ohne Gegentor. Am Samstag, den 20. November, erwartet Hertha das brisante Stadtderby bei Union Berlin (18.30 Uhr). Drei Stunden zuvor bittet Bayer Leverkusen vor eigenem Publikum Aufsteiger Bochum zum Tanz.