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Was zum "heißen Titelanwärter" fehlt: Jürgen Klopps FC Liverpool im kicker-Check

Premier-League-Check, Teil 3

Was zum "heißen Titelanwärter" fehlt: Liverpool im Check

Holt ihn die Vergangenheit ein? Liverpool-Trainer Jürgen Klopp.

Holt ihn die Vergangenheit ein? Liverpool-Trainer Jürgen Klopp. picture alliance

Van Dijk erobert hinten den Ball, Keita leitet klug auf Coutinho weiter, der wuchtig trifft: So ähnlich hatte sich Jürgen Klopp seine zweite volle Saison mit dem FC Liverpool wohl ausgemalt - neue Stärke hinten und im Zentrum, Altbewährtes vorne. Jetzt droht alles ganz anders zu kommen.

"Ja, wir werden um den Titel spielen", erklärte Klopp unlängst. "Ich finde, wir haben eine starke Mannschaft." Ob Liverpool aber tatsächlich ein "heißer Titelanwärter" ist, wie Trauzeuge David Wagner von Aufsteiger Huddersfield im kicker prognostizierte , wird sich wohl erst am 31. August genauer sagen lassen, wenn die Transferphase endet. Stand jetzt, müsste schon sehr viel zusammenkommen, damit sich Klopp - erst Achter, dann Vierter - weiter steigert.

FC Liverpool - Vereinsdaten
FC Liverpool

Gründungsdatum

15.03.1892

Vereinsfarben

Rot-Weiß

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Trainersteckbrief Klopp
Klopp

Klopp Jürgen

Rekordmann Salah macht den Kader breiter - doch wer noch?

Seine Mannschaft ist wirklich stark, wurde mit Salah (25), der für die klubinterne Rekordsumme von 42 Millionen Euro vom AS Rom kam , offensiv sogar noch stärker: Der Ägypter ist eine formidable Ergänzung für den anstrengenden, atemlosen Fußball, auf den Klopp setzt und der immer wieder Rotation erfordert. Der Kader ist ausgeglichen und mit Klopps Vorstellungen vertraut. Doch ist er auch in der Breite tief genug?

Selbst im Vorjahr, als Liverpool nicht europäisch spielte, machte es sich sofort bemerkbar, wenn Stützen wie Coutinho oder Mané fehlten. Jetzt ist die Champions League zurück in Anfield, zumindest die Play-offs gegen die unangenehmen Hoffenheimer (andernfalls die Europa League), und damit womöglich auch alte Probleme: Verletzungen haben Klopps Elf zugesetzt, seit er in England ist, in seiner ersten Saison trieben sie ihn kombiniert mit der Terminjagd schier in den Wahnsinn . Aktuell fallen mit Clyne und Lallana schon wieder zwei Leistungsträger aus.

Coutinhos Verlust kann sich Liverpool sportlich nicht erlauben

Außer Salah verpflichteten die Reds bislang nur Sturmtalent Solanke (19, Chelsea) und Linksverteidiger Robertson (23, Hull), der Milner entlasten soll. Aufsehenerregender war, wer alles nicht kam: Mit Innenverteidiger van Dijk traf sich Klopp bereits, ehe Southampton Liverpool wegen unerlaubter Kontaktaufnahme anschwärzte und zu einer öffentlichen Entschuldigung zwang . Und Leipzig blieb bei Keita wochenlang derart unnachgiebig , wie es Klopp nun behauptet, bei Coutinho zu sein, den der FC Barcelona als Neymar-Ersatz will. Rein sportlich kann sich Liverpool diesen Verlust nicht erlauben.

Die Konstanz, noch so ein altes Problem, wird Klopps größte Herausforderung 2017/18. Den großen Auftritten gegen die Spitzenklubs, die auch in der Champions League einiges erwarten lassen würden, standen zuletzt eklatant viele Ausrutscher gegen die "Kleinen" gegenüber ; allein sie verhinderten ein besseres Abschneiden. Auch wenn Klopp das "Kein Plan B"-Gerede schon lange nicht mehr hören kann: Sein Fußball stößt gegen giftige, tiefstehende Gegner einfach eher an Grenzen. Da braucht es personelle Frische, gerade in den wilden Winterwochen.

Can soll den nächsten Schritt machen, eigentlich muss er

Umso dringlicher sind Verstärkungen in den Problemzonen, die Klopp ausgemacht hat: dem Abwehrzentrum, in dem Matip wohl gesetzt ist, und dem zentralen Mittelfeld, in dem der inzwischen genesene Kapitän Henderson in der Rückrunde schmerzlich vermisst wurde und Can den nächsten Schritt machen soll - oder muss: Seinen auslaufenden Vertrag wollte er bislang nicht verlängern. Auf einen neuen Torwart verzichtete Liverpool, auch wenn Mignolet, die Nummer 1 vor Karius, zu selten rundum überzeugt.

Findet Klopp gleichwertige Alternativen für van Dijk und Keita? Bleibt Coutinho? Davon wird in der neuen Saison viel abhängen. Die Vorbereitung, inklusive dem 3:0 bei Bayern , war vielversprechend, und klar ist ja auch: Von einem Klub, der in acht Jahren nur zweimal unter den ersten Vier landete, kann niemand die Meisterschaft erwarten, allenfalls erhoffen. Erneute Champions-League-Qualifikation, diesmal vielleicht direkt - damit dürften Fans und Besitzer im dritten Jahr Klopp gut leben können. Ihr Vertrauen in "The Normal One" ist ungebrochen. Gegen Hoffenheim sollte aber besser nichts schiefgehen.

jpe

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