Der walisische Nationalcoach Chris Coleman vertraute im Vergleich zum enorm überzeugenden 3:0-Erfolg über Russland , mit dem sich die euphorisierte Nation sogar den Gruppensieg in Staffel B gesichert hatte, derselben Startelf. Heißt: Kapitän Ashley Williams ordnete als Chef die Abwehr, Allen gab im Mittelfeld den Antreiber und die Stars Bale und Ramsey sollten für Offensivaktionen am Fließband sorgen.
Nordirlands Nationaltrainer Michael O'Neill reagierte auf die 0:1-Niederlage gegen Deutschland derweil mit einem Wechsel: Fanliebling Lafferty (zuletzt angeschlagen) verdrängte Washington auf die Bank.
Ramseys Tor zählt nicht
Die Partie begann eher ruhig, beide Mannschaften hatten vor dem Gegner großen Respekt. Einen ersten Abschluss setzte Dallas in der 10. Minute, aber Hennessey war auf dem Posten. Einige Minuten später zappelte der Ball dann im Netz der Nordiren. Vokes verlängerte den Ball in den Strafraum zu Ramsey, der das Leder ins Tor busgierte. Doch der Mann vom FC Arsenal stand im Abseits (19.). Der vermeintliche Außenseiter Nordirland spielte munter mit, Ward prüfte nach 23 Minuten Hennessey.
Das Achtelfinale im Überblick
Ansonsten entwickelte sich ein Spiel auf überschaubarem Niveau. Beide Mannschaften scheuten das Risiko, darunter litt natürlich das Tempo. Bale war in der ersten Hälfte abgemeldet und setzte keine Akzente, die Waliser erspielten sich bis auf das Abseitstor keine Torchance. Die Nordiren sorgten nach Standards immer für etwas Gefahr, richtig gute Abschlüsse sprangen dabei aber nicht heraus. So ging es folgerichtig mit 0:0 in die Halbzeitpause.
Bale verpasst drittes Freistoßtor
In der zweiten Hälfte begannen die Waliser etwas couragierter, Vokes hatte ihre erste Torchance im Spiel, nickte das Leder aber am Kasten vorbei (53.). Nachdem Norwood für die Nordiren eine eher harmlose Chance hatte (56.), gab es wenig später auf der Gegenseite Freistoß in guter Position. Bale hatte in diesem Turnier bereits zwei Freistoßtreffer markiert und legte sich den Ball zurecht. Aber McGovern holte das Spielgerät stark aus dem rechten Toreck (58.).
Pechvogel McAuley ins eigene Netz
Abgehängt: Gareth Bale (li.) gegen Stuart Dallas. Getty Images
Die Waliser hatten das Spiel weitestgehend im Griff, ließen hinten kaum was zu, erspielten sich aber vorne auch nicht so viele Chancen. Eher aus dem Nichts kamen sie dann zum Führungstreffer: Ramsey legte links raus zu Bale, dessen scharfe Hereingabe bugsierte McAuley ins eigene Tor (75.). Der Abwehrspieler der Nordiren musste zum Ball gehen, hinter ihm lauerte der einschussbereite Robson-Kanu. Es war das dritte Eigentor des laufenden Turniers und das achte der EM-Geschichte. McAuley war noch gegen die Ukraine der Held, weil er der erste EM-Torschütze der Nordiren wurde.
Nach diesem unglücklichen Rückstand war der Außenseiter natürlich gefordert und musste mehr nach vorne machen. Doch so wirklich viel kam von Nordirland nicht mehr, zwar versuchte es die O'Neill-Elf, aber gefährliche Offensivaktionen sprangen dabei nicht heraus. Nach vier Minuten Nachspielzeit pfiff Schiedsrichter Martin Atkinson ab.
Wales schreibt Geschichte
Die Waliser zogen damit in ihr erstes EM-Viertelfinale ein. Dort treffen sie am 1. Juli um 21 Uhr in Lille auf den Sieger der Partie Belgien gegen Ungarn (Sonntag, 21 Uhr, LIVE! auf kicker.de). Damit sind sie der erste Debütant seit 1996, der bei einer Europameisterschaft ins Viertelfinale einzog - damals waren es die Kroaten.