Englands Coach Roy Hodgson wechselte im Vergleich zum 0:0 gegen die Slowakei auf sechs Positionen durch: Alli, Kane, Rooney, Rose, Sterling und Walker begannen für Bertrand, Clyne, Henderson, Lallana, Vardy und Wilshere (alle Bank).
Das isländische Trainergespann aus Heimir Hallgrimsson und Lars Lagerbäck sah nach dem 2:1-Erfolg über Österreich und dem damit verbundenen Sensations-Einzug in die K.-o.-Runde keine Veranlassung, Veränderungen in der Startformation vorzunehmen.
Nizza erlebte von Beginn an den totalen Fußball-Wahnsinn. England wollte vom Anstoß weg zeigen, wer Herr im Haus ist und drängte nervös agierende Isländer schnell in die Defensive. An der Strafraumkante unterlief Saevarsson eine Flanke, Sterling tauchte allein vor Halldorsson auf und wurde von diesem von den Beinen geholt. Den fälligen Elfmeter verwandelte Rooney sicher (4.). Wer nach dem Treffer des United-Spielers dachte, dass England mit der Führung im Rücken kurzen Prozess mit den Isländern machen würde, wurde bereits zwei Minuten später eines Besseren belehrt, als Sigurdsson nach Arnason-Vorlage den prompten Ausgleich markierte (6.).
Das Achtelfinale im Überblick
Hart patzt - Island dreht die Partie
Nach dem 1:1 staffelte sich Island mit zwei Viererketten eng vor dem Strafraum und wartete die englischen Angriffe ab. Doch Alli (15.) und Kane (17.) scheiterten aus der Distanz. Dann ging das isländische Märchen in die zweite Runde: Nach einer ansehnlichen Kombination über Gylfi Sigurdsson und Bödvarsson erreichte das Leder Sigthorsson, der, unter freundlicher Mithilfe von Three-Lions-Keeper Hart, aus 14 Metern das 2:1 erzielte (18.). England hatte mit dem erneuten Gegentor zu kämpfen - nie hatte eine englische Mannschaft bei einer EM zu diesem Zeitpunkt bereits zwei Gegentore kassiert - und brauchte bis zur 28. Minute, ehe es in Person von Kane den nächsten Abschluss fabrizieren konnte. Das Team von Coach Hodgson blieb weiterhin komplett ideenlos, bis auf zwei Abschlüsse von Rooney (35.,44.) ließen die beherzt verteidigenden Isländer keine Offensivaktionen zu.
Jubel und Entsetzen nah zusammen - Englands Keeper Hart patzt beim zweiten Gegentor. getty images
Sigurdssons Kabinettstückchen wird nicht belohnt
In Durchgang zwei erwartete Island die FA-Kicker wieder in der defensiven Grundordnung und konnte den Ball gegen uninspiriert wirkende Engländer vom eigenen Gehäuse fernhalten. Stattdessen hätte Ragnar Sigurdsson das englische Fiasko beinahe perfekt gemacht, doch sein Fallrückzieher kam zu zentral aufs Tor, sodass Hart klären konnte (55.). Bei England blieben trotz der Hereinnahme von Wilshere (46.) und Vardy (60.) die Impulse aus und die Spieler leisteten sich teilweise fahrige Fehlpässe.
Starkes Island dem dritten Tor näher
Das Ragnar Sigurdsson nicht nur offensiv, sondern auch defensiv für Furore sorgte, zeigte er, als er Vardy mit einem spektakulären Tackling im Strafraum vom Ball trennte (70.). Ferner hätten Saevarsson (73.) und Gunnarsson (84.) für die Vorentscheidung sorgen können, ließen aber die nötige Präzision vermissen. Auf der Gegenseite verpasste Kane den Ausgleich, der Torschützenkönig der Premier League schloss zu unplatziert ab (79.). Eine Schlussoffensive der Engländer fand trotz der Einwechslung von Shooting-Star Rashford (85.) bis auf eine Last-Minute-Hereingabe (90.+3) nicht statt - kurz darauf war für sie klar: Auch nach 20 Jahren konnten die Three Lions kein K.-o.-Runden-Spiel gewinnen und verabschieden sich gesenkten Hauptes von den Kontinentalspielen. Bei den letzten drei Europameisterschaften scheiterten die Briten jeweils im ersten K.-o.-Spiel (2004, 2012, 2016).
Für Island geht das Märchen nun weiter - am 3. Juli trifft man im Viertelfinale um 21 Uhr (LIVE! bei kicker.de) in Paris auf Gastgeber Frankreich.