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Zinedine Zidane: "Man muss einige Dinge ändern" - Neuer und alter Real-Coach mit klarer wie euphorischer Antrittsrede

Neuer und alter Real-Coach mit klarer Antrittsrede

Totaler Real-Umbruch? Zidane: "Man muss einige Dinge ändern"

Hat das sportliche Real-Ruder wieder in der Hand: Trainer-Rückkehrer Zinedine Zidane.

Hat das sportliche Real-Ruder wieder in der Hand: Trainer-Rückkehrer Zinedine Zidane. imago

Blaue Jeans, weißes Hemd, graues Jacket - und mit schnellem Schritt aufs Podium schreitend. Zinedine Zidane hat sich bei seiner Rückkehr auf den madrilenischen Trainerstuhl nach 284 Tagen zielorientiert wie erfreut zugleich präsentiert - und direkt verkündet: "Ich bin glücklich, wieder zu Hause zu sein."

Zu Hause ist er in der Tat, nimmt man lediglich seine Vita als Trainer zugrunde. Denn während der am 23. Juni 1972 in Marseille geborene Franzose mit algerischen Wurzeln als frühere Legenden-Spieler bei AS Cannes (1992–1996), Girondins Bordeaux (1996–2001), Juventus Turin (2001–2006) und Real Madrid (2001 bis zu seinem Karriereende 2006) aktiv war, so lesen sich seine Stationen als Coach - nun ja - einseitig geprägt. 2013/14 agierte "Zizou" anfangs als Co-Trainer der Madrilenen, zwischen 2014 und 2016 beim Nachwuchsteam Real Madrid Castilla - und eben ab 2016 für über zwei Jahre beim A-Team der Königlichen.

Trainersteckbrief Zidane
Zidane

Zidane Zinedine

Trainersteckbrief Solari
Solari

Solari Santiago

Real Madrid - Vereinsdaten
Real Madrid

Gründungsdatum

06.03.1902

Vereinsfarben

Weiß-Blau

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Die Trainererfolge des 108-maligen französischen Nationalspielers (Weltmeister 1998, Europameister 2000) lesen sich indes so wie bei einem seit vielen Jahrzehnten Herumreisenden: UEFA Champions League 2013/14 (als Co-Trainer), 2015/16, 2016/17, 2017/18; Spanische Meisterschaft 2016/17; Spanischer Pokal 2013/14 (als Co-Trainer); FIFA-Klub-Weltmeisterschaft 2016, 2017; UEFA Super Cup 2016, 2017.

Wenig überraschend also, dass Real um Präsident Florentino Perez ("Der beste Trainer der Welt kommt zu Real Madrid zurück") wieder an den Erfolgsgaranten dachte - und ihn offenbar auch direkt nach dem schlimmen Champions-League-Aus gegen Ajax Amsterdam kurzerhand anrief . Auch die Worte, als Zidane das Traineramt in der spanischen Hauptstadt trotz des dreimaligen Seriengewinns in der Königsklasse überraschend niedergelegt hatte, ließen stets ein Hintertürchen offen: "Es ist ein merkwürdiger Moment, aber diese Mannschaft braucht einen Wechsel, um weiterhin siegen zu können. Aber natürlich kann es ein Wiedersehen geben, Madrid hat mir alles gegeben."

"Große, sehr große Lust"

Genau so ist es nun gekommen, der frühere Weltklasse-Fußballer hat sich für sein Herz entschieden - und soll dem Weltklub nach einem würdevollen Ende dieser Spielzeit ab Sommer (mit frischem Geld und neuen Stars) zu altem Glanz verhelfen. Er will den kriselnden spanischen Rekordmeister "wieder dorthin bringen, wo er hingehört" - nach ganz oben.

Florentino Perez und Zinedine Zidane

Wieder ein Team: Real-Präsident Florentino Perez und Zinedine Zidane. imago

Zidane, der bis 30. Juni 2022 gebunden ist, betonte zudem, er habe "große, sehr große Lust, direkt morgen wieder die Arbeit aufzunehmen." Auf die Frage eines Journalisten, weshalb er so kurz nach seinem Rücktritt wieder das Traineramt bei Real übernehme, sagte er: "Mich hat der Präsident (Florentino Perez; Anm.d.Red.) angerufen. Und da ich ihn und auch den Klub liebe, bin ich hier."

Besondere Aufgaben und sicherlich auch schwere Entscheidungen stehen bevor

Die Aufgabe von Zidane wird nun, so spanische Medien durchaus übereinstimmend, erst einmal sein, für ein "würdiges Saisonende" bei zwölf Punkten Rückstand auf Erzrivale und Tabellenführer Barcelona zu sorgen. Denn auch wenn man keine Titelchancen mehr hat, können es sich die Königlichen nicht leisten, auf gute Auftritte zu verzichten.

Wichtiger noch: Zidane wird den von Fans und Medien geforderten "Komplett-Umbruch" einleiten müssen. Gestandene wie auch zuletzt aussortierte oder medial angezählte Profis wie Marcelo, Gareth Bale, Karim Benzema, Isco, Toni Kroos ("Dieseltraktor") könnten auf die Abschussliste geraten - und dringend gebraucht wird ein zuverlässiger Goalgetter, der die in den Gazetten immer wieder auftauchenden "Cristiano-Ronaldo-Vermisstenanzeigen" (CR7 mit 450 Toren in 438 Pflichtspielen für die Blancos) vergessen lässt. Auf die Frage, ob er eine Erneuerung des Kaders durchführen werde, sagte Zidane durchaus vielsagend: "Man muss einige Dinge ändern, aber darum geht es zunächst nicht." Angst, sein Top-Image aufs Spiel zu setzen, habe er keine. "Nein, sonst wäre ich ja nicht hier."

Lesen Sie auch: Perez' Entscheidung für Zidane - naheliegend und feige . Ein Kommentar von kicker-Redakteur Jörg Wolfrum zum Trainerwechsel in Madrid.

mag/dpa

Rekordmann und Traineridol: Zidane bei Real Madrid