Der fast schon dramatische Innenverteidiger-Engpass beim VfB hatte sich zuletzt im Vergleich zum 2:1 im Pokal beim SV Wehen Wiesbaden nur leicht gebessert: Tasci (nach Oberschenkelverhärtung) wurde zwar für Schalke fit, Bicakcic (Innenbandabriss) meldete sich dafür neu ab. Der zweite personelle Wechsel von Trainer Bruno Labbadia: Boulahrouz, im Pokal Gelb-Rot-gesperrt, verdrängte Celozzi als Rechtsverteidiger. Zweimal tauschte auch S04-Coach Ralf Rangnick gegenüber dem 11:1-Pokal-Schützenfest gegen den FC Teningen. Neuer-Nachfolger Fährmann (nach Faserriss in der Kniekehle) kehrte für Unnerstall ins Tor zurück, und Jones erhielt überraschend den Vorzug vor Draxler (Bank). Holtby rückte von der "Sechs" nach links in die offensive Dreierreihe.
Aggressivität, Engagement, Leidenschaft - all das wollte Labbadia bei der Stadion-Premiere sehen und wurde in der Anfangsphase nicht enttäuscht. Die Stuttgarter begannen recht dominant, der letzte Pass funktionierte jedoch nur selten, Struktur fehlte, Chancen weitgehend auch. Der durchgebrochene Gentner ließ sich gegen Höwedes, den letzten Mann in dieser Szene, fallen und sah zu Recht Gelb für seine Schwalbe, Cacau traf aus bester Position nach Fährmanns Zögern den Ball nicht (14.).
Die Schalker, anfangs abwartend, dann immer mutiger und insgesamt mit der taktisch etwas reiferen Spielanlage, näherten sich mit Fuchs' Freistoß (14.) und Baumjohanns Flachschuss nach einem einfachen Einwurf (18.) erstmals an; bei den Kopfbällen von Papadopoulos und Raul infolge von Freistößen fehlte ebenfalls nicht viel (25., 28.).
Der 1. Spieltag
Dass der VfB, der aus dem Spiel heraus wenig flüssig agierte, dennoch mit einer Führung in die Pause ging, hatte er einer einzigen Ecke zu verdanken: Maza verlängerte Hajnals Hereingabe vom Elfmeterpunkt an den zweiten Pfosten, wo Cacau ohne jeden Gegenspieler per Kopf abstauben durfte (37.). Holtby hatte den Nationalstürmer aus den Augen verloren. Nach einem Höwedes-Patzer hätte Harnik fast nachgelegt, Fährmann entschied das Eins-gegen-eins für sich (45.).
Das gleiche Duell gab es nur sechs Minuten nach dem Seitenwechsel erneut, wieder behielt Fährmann nach dem Stuttgarter Konter die Oberhand. Cacau vergab im Nachschuss die Doppel-Großchance. Sekunden vorher hatte Draxler per Distanzschuss Ulreich geprüft. S04 ging mit dem Wiederanpfiff großes Risiko, stand sehr hoch, spielte Pressing - und wurde erneut bei einer Standardsituation düpiert: Hajnal schickte, anstatt den Freistoß direkt in den Sechzehner zu flanken, Molinaro, der eine brillante Flanke an den Fünfer schlug, wo Harnik schneller als Fuchs reagierte und wuchtig einköpfte (56.).
Mit dem 0:2 war der Druck und offensive Spielfluss der Gäste erst einmal gebrochen, Rangnick versuchte mit den Hereinnahmen von Edu und Moravek - Draxler war bereits zur Pause gekommen - gegenzusteuern. Doch mehr als Moraveks Schuss aus kurzer Distanz, den Ulreich reaktionsschnell parierte, bekam S04 nicht mehr zustande, stattdessen machte der VfB alles klar: Erst scheiterte Gentner noch per Lupfer knapp (85.), dann versetzte Okazaki Fuchs und schloss perfekt aus 16 Metern ab (89.).
Der Sieg war verdient, aber zu hoch, trotzdem darf der VfB mit viel Selbstvertrauen in einer Woche nach Mönchengladbach (Samstag, 18.30 Uhr) reisen. Die Rangnick-Truppe muss hingegen bis dahin das Defensiv-Verhalten bei Standardsituationen üben, Köln ist dann ab 15.30 Uhr der erste Gegner in der Schalke-Arena.