Personell begann der Schweizer Trainer Vladimir Petkovic das Achtelfinale im Vergleich zum 0:0 im letzten Gruppenspiel gegen Frankreich mit einer Veränderung: Seferovic startete im Sturmzentrum und verdrängte Embolo auf die Bank.
Umfangreicher waren die Umstellungen, die Adam Nawalka in der polnischen Startelf vornahm: Mit Piszczek, Maczynski, Grosicki und Blaszczykowski liefen im Vergleich zum 1:0-Erfolg über die Ukraine vier Neue auf. Cionek, Jodlowiec, Zielinski (alle drei Bank) und Kapustka (Gelb-gesperrt) mussten weichen.
Das erste Achtelfinale der Europameisterschaft begann mit einer Unaufmerksamkeit der Schweizer Hintermannschaft: Djourous Rückpass auf Sommer geriet zu kurz, der Keeper konnte nur unkontrolliert vor Lewandowski klären. Milik kam an den Abpraller, setzte seinen Versuch aber deutlich über das Tor (1.). Insgesamt wirkten die Polen in der Anfangsphase konzentrierter, auf Seiten der Eidgenossen schlichen sich immer wieder Fehler ein, die auf Nervosität und Hektik zurückzuführen waren. Da Milik nach Flanke von Grosicki keinen Druck hinter seinen Kopfball brachte (7.) und Lewandowski zu überhastet abschloss (14.), blieb die wackelige Anfangsphase der Schweizer ungestraft.
Mit der Zeit gelang es der Petkovic-Elf immer besser, sich auf das polnische Spiel einzustellen, die Räume zu verdichten und erste Offensivansätze zu zeigen. Dabei blieb die Mannschaft aber sowohl bei einem Schuss von Dzemaili (23.) als auch nach Alleingang von Rodriguez (26.) zu wenig zielstrebig im Abschluss. So ließ die Nati den Ball in den eigenen Reihen zirkulieren, während sich die Polen etwas zurückzogen und auf Konter lauerten. Dem Tempo der Partie war das wenig zuträglich.
Das Achtelfinale im Überblick
Fabianski erstmals wirklich gefragt
Ereignisreicher wurde es erst, als bereits eine halbe Stunde gespielt war. Zunächst köpfte Krychowiak ein Zuspiel von Milik über das Tor (29.), dann verpasste Milik selbst nach Hereingabe von Blaszczykowski den Kasten aus aussichtsreicher Position deutlich (33.). Auf der Gegenseite musste Fabianski einen abgefälschten Schuss von Dzemaili über die Latte lenken (38.). Ein Konter führte letztlich zur Führung der Polen: Im Anschluss an eine Schweizer Ecke marschierte Grosicki über links und flankte auf den zweiten Pfosten. Blaszczykowski - alleingelassen von der Schweizer Defensive - schob den Ball durch Sommers Beine zur 1:0-Pausenführung über die Linie (39.).
Beide Teams kamen unverändert aus den Kabinen, bei der Schweiz hatte sich in der Pause aber dennoch einiges getan. Denn die Eidgenossen gingen den zweiten Durchgang wesentlich spielfreudiger in der Offensive an, hatten gleich zwei gute Szene, als sich zunächst Shaqiri über die rechte Seite durchtankte, aber keinen Abnehmer fand (46.) und anschließend Xhakas Kopfball nach einem Eckball von Pazdan auf der Linie geklärt wurde (47.). Auf der Gegenseite hatte Sommer mit einem Schuss von Lewandowski wenig Probleme (50.).
Shaqiri tritt an zu seinem Traumtor - und trifft erstmals seit über einem Jahr wieder für die Schweiz. Getty Images
In der Folge musste Schiedsrichter Mark Clattenburg erstmals eingreifen: Schär grätschte Lewandowski in vollem Lauf um (55.) und wurde dafür genauso verwarnt, wie Jedrzejczyk, der wenig später gegen Lichtsteiner den Fuß draufhielt (58.). Petkovic reagierte darauf, dass das Offensivspiel seiner Mannschaft wieder etwas an Tempo verloren hatte, brachte mit Embolo für Dzemaili einen weiteren Stürmer (58.). Der neue Mann blieb in seinen Zuspielen und Abschlüssen zunächst aber zu ungenau (63., 71.).
So hatten die Schweizer nach ruhendem Ball die größten Chancen auf den Ausgleich: Einen Freistoß aus 25 Metern von Rodriguez holte Fabianski aus dem rechten Winkel (73.). Wenig später machte Shaqiri einen eigentlich abgewehrten Freistoß noch einmal gefährlich, Djourous Abschluss wurde geblockt und Seferovic setzte den Abpraller an die Latte (78.). Nur vier Minuten später belohnten sich die Schweizer mit einem Traumtor für ihr Spiel in der zweiten Hälfte: Eine Rodriguez-Flanke wurde von Derdiyok verlängert und Shaqiri traf per Fallrückzieher ins rechte Eck (82.). Da in der Schlussphase Milik einen Freistoß aus aussichtsreicher Position über das Tor setzte (90.+3), ging die Partie in die Verlängerung.
Fehlervermeidung in der Verlängerung
In der ersten Hälfte der Verlängerung waren beide Teams darauf bedacht, Fehler zu vermeiden. Besonders die Polen ließen die Eidgenossen agieren und zogen sich weit zurück. Entsprechend gehörte die einzige nennenswerte Offensivaktion der Nati, doch Derdiyok konnte Shaqiris Zuspiel nicht verwerten (101.).
Im zweiten Durchgang der Verlängerung gelang es der Schweiz dann, sich am polnischen Strafraum festzuspielen. Zunächst stiegen Embolo und Djourou nach einer Ecke hoch, konnten den Ball aber nicht verwerten, anschließend fand eine von Seferovic verlängerte Shaqiri-Flanke keinen Abnehmer (110.). Da Fabianski gegen einen Kopfball von Derdiyok stark reagierte (113.), der schweizer Angreifer kurz vor dem Schlusspfiff nach Flanke von Seferovic den Ball nicht richtig traf (118.) und Piszczek einen Steilpass nicht an Sommer vorbeispitzeln konnte (119.), ging die Partie ins Elfmeterschießen.
Die Polen bejubeln ihren Sieg vom Punkt. Getty Images
Schweiz zeigt vom Punkt Nerven
Vom Punkt zeigte Xhaka als zweiter Schütze der Schweizer Nerven und setzte seinen Schuss weit neben das Tor. Sommer kam zwar an den Schuss von Milik, konnte den Ball aber nicht neben den Kasten lenken. Da in der Folge alle Schützen verwandelten, war der per Gewaltschuss von Krychowiak verwandelte fünfte Elfmeter der letzte des Abends. Während die Schweizer die Heimreise antreten, treffen die Polen am kommenden Donnerstag (21 Uhr, LIVE! bei kicker.de) in Marseille auf Portugal.