Champions League

Champions-League-Aus gegen Ajax Amsterdam: Real Madrid braucht mehr als nur einen neuen Baumeister

Saison der Königlichen komplett in Trümmern

Real braucht mehr als nur einen neuen Baumeister

Protagonisten turbulenter Tage bei Real: Präsident Florentino Perez, Ex-Coach José Mourinho, Gareth Bale und Sergio Ramos.

Protagonisten turbulenter Tage bei Real: Präsident Florentino Perez, Ex-Coach José Mourinho, Gareth Bale und Sergio Ramos. imago (4)

Alles begann eigentlich schon im vergangenen Mai, als Real den historischen Titel-Hattrick in der Champions League durch einen 3:1-Erfolg über Liverpool in Kiew feierte. Anschließend sprach Cristiano Ronaldo kryptisch über seinen Abgang, den er letztlich auch vollzog. Auch Coach Zinedine Zidane ging ziemlich überraschend von Bord.

Seine Aussagen von damals erscheinen heute in einem ganz anderen Licht. Der Franzose erklärte Ende Mai 2018: "Ich habe die Entscheidung getroffen, dass ich nächstes Jahr nicht weitermachen werde. Ich denke, dass diese Mannschaft einen Wechsel braucht." Und: "Ich habe nicht klar gesehen, dass wir weiter gewinnen werden."

Die Ära nach Zidane begann dann mit einer ungewohnten Situation. Real verlor direkt das Endspiel im europäischen Supercup gegen Stadtrivale Atletico mit 2:4 nach Verlängerung . Kein guter Start für Julen Lopetegui, der nach dem 1:5 bei Erzrivale Barcelona Ende Oktober schon wieder seine Koffer packen musste. Nachfolger Santiago Solari änderte einiges, gewann damit zwischenzeitlich auch die Herzen der Fans - und steht am 117. Geburtstag des Vereins am 6. März 2019 doch vor einem Trümmerhaufen .

Innerhalb von einer Woche sind die Titelträume in der Copa del Rey, der Liga und der Champions League geplatzt, eine titellose Saison ist wohl unausweichlich. Das Zwischenhoch endete spätestens mit der Heimniederlage gegen Girona in La Liga (1:2) . Am Dienstag schlugen Solari die ganzen Probleme samt vier Gegentoren um die Ohren. Der Argentinier hatte den Umbruch einleiten wollen, allerdings hätten Hoffnungsträger wie Vinicius Junior (fällt nun wegen eines Bänderrisses am Tibiofibulargelenk des rechten Beins wohl zwei Monate aus), Sergio Reguilon oder Marcos Llorente die Spieler mit Weltklasse-Format im Kader in Weltklasse-Form als Stütze gebraucht. Stattdessen laufen verdiente Profis wie Toni Kroos, Marcelo, Gareth Bale und Sergio Ramos ihrer Form hilflos hinterher.

Ramos arbeitet an seiner Amazon-Dokumentation

Apropos Ramos: Der Kapitän der Königlichen, der sich vor dem Rückspiel gegen Ajax absichtlich eine Gelbsperre eingehandelt hatte , sorgte für ordentlich Unmut. Das Ausscheiden seiner Teamkollegen verfolgte Ramos in seiner "SR4"-Loge hoch oben im Bernabeu. Während der amtierende Champions-League-Sieger auf dem Feld unterging, ließ sich der Innenverteidiger von einem Kamerateam filmen. Alles für eine Dokumentation, die bei Amazon erscheinen soll. Ungünstiger hätte der Zeitpunkt kaum gewählt werden können.

Während der 90 Minuten hatten die Real-Fans aber längst einen anderen Sündenbock ausgemacht. "Florentino, dimision" schallte es aus der Kurve, in der die hartgesottenen Anhänger der Königlichen stehen. Gemeint war Präsident Florentino Perez, der doch bitteschön von seinem Amt zurücktreten solle. Fraglos ist der Fangemeinde auch dessen Kaderplanung im Sommer, die keine großen Stars und vor allem keinen ansatzweise adäquaten Ersatz für Cristiano Ronaldo vorsah, ein Dorn im Auge.

Es ist allerdings nicht das erste Mal, dass Stimmen gegen Perez laut werden. Im Juni 2017 wurde der 71-Jährige bis 2021 wiedergewählt. Ein Rücktritt des Bau-Moguls gilt als eher unwahrscheinlich. Bei seiner Wiederwahl vor zwei Jahren hatte es ohnehin keinen Gegenkandidaten gegeben.

Mourinho? Allegri? Pochettino?

Die Tage von Solari scheinen derweil gezählt. Vertraglich ist er noch bis 2021 gebunden, die Wahrscheinlichkeit, dass er dieses Arbeitspapier über den Sommer hinaus erfüllen darf, geht aber gegen Null. Und da wäre ja auch noch der teils in die Jahre gekommene Kader, der eine neue Reihe an Weltstars gut vertragen könnte. Ehemalige Leistungsträger wie Marcelo sind auf dem Sprung. Kroos würde derweil gerne an Bord bleiben.

Bleibt die Frage, wer den Umbruch moderieren soll: Heißer Kandidat ist wohl José Mourinho, dem ein gutes Verhältnis zu Perez nachgesagt wird und der sich jüngst sorgenvoll über seinen Ex-Klub äußerte . Auch Juve-Coach Massimiliano Allegri und Tottenhams Trainer Mauricio Pochettino, die ins Profil passen würden, gelten als mögliche Solari-Erben.

msc