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US-Medien: Armstrong gesteht erstmals Doping-Missbrauch

Im Interview mit Starmoderatorin Oprah Winfrey

US-Medien: Armstrong gesteht erstmals Doping-Missbrauch

Hat gegenüber Oprah Winfrey offenbar gestanden: Lance Armstrong.

Hat gegenüber Oprah Winfrey offenbar gestanden: Lance Armstrong. Getty Images

Armstrong soll also erstmals die Einnahme verbotener Mittel während seiner Karriere zugegeben haben. Der 41-Jährige war im vergangenen Jahr wegen Dopings als siebenmaliger Tour-de-France-Gewinner abgesetzt und lebenslang gesperrt worden. Zuvor hatte die US-Anti-Doping-Agentur USADA durch umfangreiche Ermittlungen systematisches Doping nachgewiesen.

Laut einem Bericht der "New York Times" will Armstrong nun auch gegen mächtige Mitwisser aussagen. Demnach wolle er zu Protokoll geben, dass Funktionäre des Radsport-Weltverbands UCI über seinen Gebrauch leistungssteigernder Mittel wussten und diesen möglicherweise unterstützten. Damit würde dem ohnehin krisengeschüttelten Profi-Radsport endgültig der Kollaps drohen. UCI-Präsident Pat McQuaid ist ohnehin schon unter Druck, von verschiedenen Seiten wurde sein Rücktritt bereits seit Wochen gefordert. Ein Kommentar war vom Weltverband am Dienstag nicht zu bekommen. In einer kurzen Stellungnahme wurde lediglich darauf verwiesen, dass man sich zunächst das Interview anschauen möchte, ehe man sich offiziell äußert.

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Armstrong wolle allerdings nicht gegen andere Fahrer aussagen, so die "NYT". Ferner wird darüber spekuliert, dass Armstrong mit dem amerikanischen Justizministerium in Kontakt stehe, um in einem Gerichtsverfahren als Zeuge gegen verschiedene Besitzer von Rennställen zu agieren.

Habe gerade zweieinhalb Stunden mit @lancearmstrong unter Dach und Fach gebracht. Er war VORBEREITET.

Oprah Winfrey twittert nach der Aufzeichnung der Sendung Erhellendes.

Mit zehn Begleitern zu Oprah

Armstrong war mit einer Gruppe von etwa zehn Begleitern zur TV-Aufzeichnung erschienen, darunter unter anderem seine Anwälte Tim Herman und Sean Breen sowie sein langjähriger Berater, Manager und Business-Partner Bob Stapleton. Weil viele Journalisten das Haus des Texaners in Austin belagerten, wurde die Aufzeichnung kurzfristig in ein örtliches Hotel von Austin verlegt.

Gegenüber AP hatte Armstrong schon am Samstag erklärt, dass er Winfrey gesagt habe, sie könne "fragen, was immer sie will, und ich werde direkt, ehrlich und offen antworten". Jedoch war auch bekannt geworden, dass Armstrong keine umfangreichen Details oder Namen nennen wolle.

Noch sind Passagen aus dem Interview nicht bekannt, Klarheit über die Aussagen Armstrongs wird es erst bei der zweiteiligen Sendung in der Nacht zum Freitag und Samstag (MEZ) geben. Allerdings räumte auch Armstrongs Gegenüber Oprah Winfrey ein, dass sie sich etwas mehr versprochen hätte.

"Die wichtigsten Fragen und Antworten, auf die die Welt gewartet hat", seien behandelt worden, sagte Winfrey in der amerikanischen "CBS Morning Show" am Dienstag. Der lebenslang gesperrte ehemalige Radprofi habe allerdings "nicht so ausgepackt, wie ich es erwarte habe".

Armstrong entschuldigt sich bei "Livestrong"

Winfrey wollte nicht beurteilen, ob Armstrong sich reuevoll präsentiert habe, es sei jedoch ein ernsthafter und nachdenklicher Auftritt gewesen. "Von Natur aus ist er ein sehr berechnender Mensch, der sich genau überlegt, was er macht", gab der frühere Telekom-Profi Rolf Aldag gegenüber dem SID zu Bedenken.

Auch Armstrong selbst will zum zum Sendetermin schweigen. "Wir haben mit Oprahs Team vereinbart, bis zur Ausstrahlung nichts zu kommentieren. Wir werden uns daran halten", bestätigte Armstrongs Sprecher Mark Fabiani.

Im Vorfeld der Aufzeichnung des Interviews mit Winfrey hatte sich Armstrong bei einem Zwischenstopp in den Büros seiner von ihm gegründeten Krebsstiftung "Livestrong" bei den Mitarbeitern und -streitern entschuldigt. Der Texaner soll dabei mehrmals um Fassung gerungen haben. Einige Mitarbeiter hätten geweint, berichtete AP.

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