Europa League

Europa-League-Viertelfinale gegen Ajax Amsterdam: Eurofighter Youri Mulder, der mit dem FC Schalke 04 im Jahr 1997 den UEFA-Cup gewonnen hat, warnt sein S04 vor der "kalten Kirmes"

Niederländer gewann mit Schalke 1997 den UEFA-Cup

Eurofighter Mulder warnt Schalke vor der "kalten Kirmes"

Immer für einen Spaß zu haben: Youri Mulder 1997 beim Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Gelsenkirchen.

Immer für einen Spaß zu haben: Youri Mulder 1997 beim Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Gelsenkirchen. picture alliance

Ein Jahr lang spielte Mulder für Ajax (1989/90), 1993 wechselte er dann von Twente Enschede zu Schalke und blieb stolze neun Jahre. Welchem seiner beiden Ex-Vereine er die Daumen am Donnerstag drückt, daran ließ der Niederländer keinen Zweifel. Der "Dam", sprich der zentrale Hauptplatz in Amsterdam, solle "am besten komplett blau erstrahlen. Vielleicht organisieren sich ja auch die Fans, die nicht im Stadion, aber in der Stadt sein werden", erklärte Mulder im Interview auf der Schalker Website.

S04 kann Unterstützung gebrauchen. Denn der Traditionsklub aus Amsterdam ist nicht zu unterschätzen, auch wenn die glorreichen Zeiten des Klubs schon ein paar Jahre zurückliegen. 1971 bis 1973 holte Ajax in der Ära Cruyff dreimal in Folge den Europapokal der Landesmeister, 1995 gelang der einzige Erfolg in der Champions League mit Spielern wie van der Sar, Rijkaard, Seedorf oder Siegtorschütze Kluivert, dessen Sohn inzwischen im Kader steht.

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Für Mulder ist das Ajax Amsterdam von 2017 eine Wundertüte: "Ich habe Ajax im Rückspiel gegen den FC Kopenhagen gesehen - da waren sie richtig gut. Ich habe sie aber auch den Sonntag danach bei Excelsior Rotterdam gesehen - da waren sie richtig schlecht. Zu Hause haben sie eine Chance, aber auf Schalke sollten wir alles klarmachen." Dem jungen Team fehle grundsätzlich noch die Konstanz. "Es ist etwas vergleichbar mit dem S04 in dieser Saison, aber hier hat sich nun anscheinend eine Formation gefunden, die richtig tickt." Körperlich sieht er Vorteile für Schalke. Die Weinzierl-Elf sei "topfit, hat sehr gute Techniker. Physisch müssen wir uns keine Sorgen machen. Der Kopf muss mitspielen."

Man sollte Respekt, aber Lust haben, gegen den Ball zu kicken - und mal einen umtreten natürlich.

Mulders (nicht ganz ernst gemeinter) Tipp für Schalke gegen Amsterdam.

Der Kopf, damit meint Mulder die Konzentration. "Man mag meinen, Ajax hat eine Jugendmannschaft, doch aus dem Nichts fängst du dir vielleicht ein Tor", sagt Mulder - und bemüht einen Ausdruck aus seiner Landessprache. "Wenn du sie derart unterschätzt, dann könntest du, wie man in den Niederlanden sagt, von einer kalten Kirmes zurückkommen."

Youri Mulder im Jahr 2016. Der ehemalige Publikumsliebling ist Schalke immer noch treu verbunden.

Youri Mulder im Jahr 2016. Der ehemalige Publikumsliebling ist Schalke immer noch treu verbunden. imago

Unterschätzen? Das Problem hatte Schalke vor 20 Jahren nicht. Die Gelsenkirchener waren vor allem im Finale gegen Inter Mailand haushoher Außenseiter. Mulder selbst konnte übrigens schon ab den Halbfinalspielen gegen Teneriffa nicht mehr mitwirken, ein Kreuzbandriss setzte ihn außer Gefecht. Doch an das Erfolgsgeheimnis und den Geist des Teams kann er sich noch gut erinnern: "Alle müssen vom Weg überzeugt sein und als Einheit agieren. Inter Mailand hatte damals Zamorano und wie sie alle hießen. Wir haben uns gesagt: 'Eigentlich müssten die stärker sein - aber wir haben mehr Lust zu spielen!' Die Fans wollen doch auch Jungs sehen, die füreinander kämpfen und Spaß am Spiel haben. So etwas kann man kaum steuern, das entsteht."

Büskens und Zamorano: Mulders Gedanken an "Glücksmomente"

Dass man nicht einfach zum Titel marschiert, sollte laut Mulder auch klar sein - und hier sieht er eine deutliche Parallele zu den Eurofightern. Für den Titelgewinn brauche man "auch negative Erfahrungen. Siehe das 1:1 daheim gegen Gladbach. Dann liegst du dort zur Pause mit 0:2 zurück und bekommst plötzlich einen riesigen Schub. Das kann noch sehr wertvoll sein." Viele sagen, Schalke hätte gegen Gladbach schlicht Glück gehabt. "Das war so", räumt der inzwischen 48-Jährige ein, "aber wir haben vor 20 Jahren auch Glück gehabt. Wenn heute alle schwärmen, was für eine super Mannschaft wir waren, darf man nicht den Ball von Mike Büskens vergessen: nach verschossenem Elfmeter in den Winkel des Brügger Tors; oder den Ball von Zamorano, der eben auf die Latte ging und nicht rein. Glück gehört dazu."

las

Die Geburt der Eurofighter