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"Ich habe keine Angst"

Maradonas Debüt als argentinischer Nationaltrainer

"Ich habe keine Angst"

Fußball, Argentinien: Diego Maradona

Es geht wieder von vorne los: Diego Maradona wagt in Schottland einen Neubeginn mit der Seleccion - diesmal als Trainer. getty

33 weitere Treffer in insgesamt 91 Länderspielen folgten und an diesem Mittwoch nun folgt beim Testspiel gegen Schottland die nächste Premiere. Sein erster Einsatz als Nationaltrainer. "Es ist wie Heimkommen", sagte Mardona nach der Ankunft in Schottland.

Doch gemeint war nicht Glasgow. Gemeint war die Nationalmannschaft. Für die er 1994 bei der WM in den USA sein letztes Länderspiel gemacht hatte, damals als Doper von der FIFA vom Turnier ausgeschlossen, den legendären Satz speiend: "Sie haben mir die Beine abgetrennt."

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Nun ist er in anderer Position zurück, und vermutlich musste es irgendwann so kommen. Auch wenn die beiden Trainerintermezzi 1994 und 1995 bei Mandiyu in der argentinischen Provinz und beim Traditionsverein Racing Club nahe der Hauptstadt Buenos Aires nach wenigen Wochen desaströs endeten: Wegen eigener Undiszipliniertheiten und mangelnder Erfahrung - und den Weltmeister von 1986 nicht auch nur annähernd für das Amt des Nationaltrainers qualifizieren.

Was ihn indes prädestiniert: "Seine Vorbildfunktion als ehemaliger Spieler, seine Ansprache an die Spieler und sein Stellenwert für den gesamten argentinischen Sport", sagt Osvaldo Ardiles, einer der Weltmeister von 1978, gegenüber dem "kicker". Denn Maradona war es gewesen, und nicht etwa die Siegerelf, die Argentinien den ersten von bislang zwei WM-Titeln holte, Maradona also war es, der in den späten 70ern und dann in den 80er Jahren den Mythos der Nationalmannschaft Argentiniens auch im eigenen Land überhaupt erst so richtig kreierte: Mit seinen Reisen über den Atlantik hin und zurück zu jedem noch so nebensächlichen Länderspiel, als er längst ein Weltstar war.

"Auf was ich nie verzichten will, ist die Seleccion"

Angesichts der Ausbootung aus dem 78er-WM-Kader durch Trainer Cesar Luis Menotti hatte sich Maradona, der mit fünf Titeln (alle für Argentinos Juniors) noch immer Rekord-Torschützenkönig des argentinischen Ligafußballs ist, einst geschworen: "Auf was ich nie wieder verzichten will, das ist die Seleccion." "Diese Einstellung hatte immense Ausstrahlung und Sogwirkung, auch für andere Sportarten. Und sie hat es noch heute, dann etwa, wenn er als Fan auf der Tribüne saß", weiß der ehemalige argentinische Hockey-Nationaltrainer Sergio Vigil.

Zwar sah es in den peinlichen Phasen von Maradonas Post-Spieler-Karriere so gar nicht nach einem Comeback im Dunstkreis der "Albiceleste" aus. Erst recht nicht nach dem Beinahe-Herzstillstand wegen einer Überdosis (Silvester 1999), dem Rückfall (Frühjahr 2004) oder der Magenverkleinerung (2005). Damals war der gefallene Fußballgott wenn überhaupt zu einer Art Maskottchen der Auswahl verkommen. Doch in der Folge schaffte Maradona, inzwischen von seiner Ex-Frau und Mutter der beiden Töchter gemanagt, den Schritt hin zu einem vergleichsweise seriösen Auftreten.

Vor allem mit seiner in der Heimat extrem erfolgreichen TV-Sendung "Die Nacht der Zehn" überraschte er Fans wie Kritiker zugleich. Die im zweiten Halbjahr 2005 wöchentlich laufende dreistündige Abend-Show wurde letztlich dennoch wie geplant nach Ende der ersten Staffel eingestellt: Wegen der hohen Produktionskosten, aber auch, weil der durchaus überzeugend als Showmaster agierende Maradona nach einem halben Jahr konsequentem Einsatz die Lust verlor und wohl auch seine physischen Reserven aufgebraucht hatte.

Vor diesem Hintergrund erscheint nun das Engagement als Nationaltrainer mit dem Einstieg auf halbem Weg nach Südafrika ideal. Meint zumindest Osvaldo Ardiles: "18 Monate ist ein überschaubarer Zeitraum, eine Art Countdown. Das kommt ihm entgegen."

Fußball, Argentinien: Diego Maradona

Zurück auf der großen Bühne, und diesmal nicht als Fan: Diego Maradona. getty

Dennoch stand das Projekt angesichts von Eifersüchteleien, Ränkespielen und Machtstreben in der Vorwoche auf des Messers Schneide. Großes Theater hatte es gegeben rund um den Volkshelden, der, gerade Mal eine Woche im Amt, schon mit Rücktritt gedroht hatte. Grund: Verbandspräsident Julio Grondona hatte den von Maradona gewünschten Co-Trainer Oscar Ruggeri abgelehnt. Grund hierfür: Alte Rechnungen zwischen Grondona und 86er-Weltmeister Ruggeri, der Grondona mehrfach als "Mafioso" bezeichnet hatte. Eine Zusammenarbeit mit Ruggeri lehnt Grondona daher ab. Anders jedoch als eine mit Carlos Bilardo.

Der Weltmeistertrainer von 1986 und nunmehrige Teammanager hatte noch vor einem Jahr öffentlich erklärt: "Erst wenn Grondona geht, werden sich viele Probleme des argentinischen Fußballs lösen." Nun hängen die beiden alten Männer zusammen, Grondona (77), weil er mit Maradona auch den von ihm ungeliebten Favoriten der Fans, Carlos Bianchi, umgehen konnte, Maradona aber nur im Team mit Bilardo bekommen konnte. Bilardo (69) indes hofft, dass ihm Grondona nach dann 32 Jahren als Chef den Weg frei machen könnte an die Spitze des Argentinischen Fußball-Verbandes AFA.

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