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"Wenn er scheitert, dann ist er als Trainer verbrannt"

Interview mit José Basualdo

"Wenn er scheitert, dann ist er als Trainer verbrannt"

Fußball-WM 1990: Thomas Häßler gegen José Basualdo (re.)

Gestern Vize-Weltmeister - hier 1990 im Finale von Rom gegen Thomas Häßler - zuletzt Trainer in Chile: José Basualdo (re.). picture alliance

Rücktrittsandrohungen schon vor dem ersten Spiel. Kann das gut gehen mit Maradona als Nationaltrainer?

José Basualdo (45): Er kann sogar sehr gut werden mit all seiner positiven Ausstrahlung auf die Spieler. Aber man weiß bei Maradona nie: vielleicht ist er morgen schon woanders. Doch als Trainerneuling die Nationalelf zu übernehmen ist ein Traum, und das weiß er auch.

Was kann Maradona der Nationalelf geben?

Basualdo: Er steht für Motivation und für die Zielvorgabe: Argentinien an die Spitze zu führen. Aber er wird erfahren müssen, dass Hingabe allein für einen Trainer nicht reicht. Wichtig ist, eine Philosophie und Ideen zu haben und stringent nach einem ausgearbeiteten Plan vorzugehen. Maradona muss klar und präzise sein.

Kann er das?

Basualdo: Mann muss ihm die Möglichkeit geben, es zu erlernen. Doch das ist gar nicht so einfach, wie er vielleicht denkt. Der Vorteil ist, dass er als Nationalcoach bereits ausgebildete Spieler um sich hat. Die Herausforderung ist, sie in eine Struktur einzubinden.

Wie wichtig ist dabei Bilardo?

Basualdo: Essenziell. Maradona braucht Leute, die genau die Erfahrung haben, die ihm fehlt. Ohne diese Unterstützung funktioniert es nicht.

Kann er den WM-Titel holen?

Basualdo: Argentinien ist immer Kandidat. Wenn das Umfeld stimmt, ja.

1994/95 scheiterte er bei zwei Trainerintermezzi.

Basualdo: Das zählt nicht mehr. Aber er sollte seine Lehren daraus ziehen.

Wird das Theater um Maradona die Spieler nicht ablenken?

Basualdo: Das mag im Ausland so wirken, als Argentinier sind wir dies gewohnt. Den Druck hat Maradona, nicht die Spieler. Aber die sind zudem ja erfahren genug.

Zerstört er bei einem allfälligen Scheitern seinen eigenen Mythos?

Basualdo: Ganz klar nein. Wenn er scheitert, dann ist er als Trainer verbrannt. Der Spieler Maradona wird zumindest in Argentinien immer der Größte bleiben. Er ist da wie ein Highlander, der niemals stirbt.

Ist Maradona der Richtige?

Basualdo: Ich hätte Carlos Bianchi (ehemaliger Erfolgscoach der Boca Juniors, d.Red.) geholt. Dessen große Stärke ist es, aus Stars eine Mannschaft zu formen. Genau das braucht Argentinien.

Interview: Jörg Wolfrum