Int. Fußball

Roma muss für rassistische Fans bezahlen

Italien: Sportgericht verurteilt "Tifosi" zu einer 50.000-Euro-Strafe

Roma muss für rassistische Fans bezahlen

Muss sich immer wieder rassistische Sprechchöre von den Rängen anhören: Mario Balotelli.

Muss sich immer wieder rassistische Sprechchöre von den Rängen anhören: Mario Balotelli. imago

0:0 spielte Milan gegen den AS Rom, Sulley Ali Muntari und Francesco Totti sahen glatt Rot. Die Stimmung im Giuseppe-Meazza-Stadion war also hitzig. Gekippt ist sie, als Gästefans Mario Balotelli aufgrund seiner Hautfarbe von den Rängen rassistisch beschimpften. Schiedsrichter Gianluca Rocchi sah sich gezwungen, die Partie wegen der Sprechchöre zu unterbrechen. Nicht einmal Roms Kapitän Francesco Totti konnte die eigenen Anhänger beruhigen, über die Stadionlautsprecher wurde ein Spielabbruch angedroht.

Zwar konnten die Teams die Partie nach etwa anderthalb Minuten fortsetzen, ein bitterer Beigeschmack blieb jedoch. Seit Sonntag ist die Diskussion über Rassismus im italienischen Fußball wieder voll entbrannt, Sportler und Politiker verurteilten die Schmähgesänge, FIFA-Chef Joseph Blatter zeigte sich entsetzt über die rassistischen Beschimpfungen und mahnte: "Das Thema in Angriff zu nehmen, ist kompliziert, aber wir müssen handeln, nicht nur reden." Zudem kritisierte der 77-Jährige das Vorgehen des Unparteiischen: "Entweder es wird weitergespielt oder es wir ganz abgebrochen. Es darf nicht vorkommen, dass ein 22 Jahre alter Spieler mit rassistischen Gesängen beleidigt wird."

Spielersteckbrief Balotelli
Balotelli

Balotelli Mario

AC Mailand - Vereinsdaten
AC Mailand

Gründungsdatum

16.12.1899

Vereinsfarben

Rot-Schwarz

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AS Rom - Vereinsdaten
AS Rom

Gründungsdatum

22.07.1927

Vereinsfarben

Gelb-Rot

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Mailands Trainer Massimiliano Allegri, dessen Team wiederholt das Ziel der Anfeindungen war, sagte: "In Italien gibt es leider immer noch dieses rückständige Denken." Sein Kapitän Massimo Ambrosini forderte ein noch härteres Durchgreifen: "So eine Dummheit darf nicht toleriert werden." Und Vize-Präsident Adriano Galliani warnte: "Diese Sache mit den Schmähgesängen muss aufhören. Das ist wirklich beschämend." Auch die Römer solidarisierten sich mit Balotelli. Bürgermeister Gianni Alemanno betonte: "Der Sport darf nicht beschmutzt werden."

Zum Thema

Das Problem: Der italienische Fußball findet einfach kein Rezept gegen den Rassismus in seinen Stadien. Für Milan war es der zweite größere Vorfall binnen weniger Monate. Im Januar hatte der dunkelhäutige Kevin-Prince Boateng bei einem Testspiel nach andauernden Schmährufen das Feld verlassen und damit erstmals in Italien einen Spielabbruch wegen Rassismus ausgelöst. "Es schien zuerst, als ob der absurde Nachmittag in Busto Arsizio Anfang Januar eine ausreichende Mahnung gewesen wäre", schrieb die "Gazzetta dello Sport". "Aber nichts zu machen."

Auch Geldstrafen gegen die betroffenen Klubs waren schon häufiger verhängt worden, hatten aber bislang kaum etwas bewirkt. So ist es zwar richtig, dass das italienische Sportgericht den AS Rom für die Vorfälle am Wochenende zu einer Strafe von 50.000 Euro verurteilte. Das Problem lösen wird das jedoch nicht.