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Boateng: "Rassismus ist wie Malaria"

Deutsch-Ghanaer bei Diskussionsrunde der UN

Boateng: "Rassismus ist wie Malaria"

Milan-Profi Kevin-Prince Boateng und die für Menschenrechtsfragen zuständige UNHCHR-Kommissarin Navanethem Pillay.

Milan-Profi Kevin-Prince Boateng und die für Menschenrechtsfragen zuständige UNHCHR-Kommissarin Navanethem Pillay. picture alliance

"Rassismus muss aktiv bekämpft werden, er verschwindet nicht von selbst. Als ich in der Nationalmannschaft Ghanas spielte, habe ich gelernt, Malaria zu bekämpfen. Impfungen genügen nicht. Man muss die Teiche trocken legen, in denen die Malaria-Mücken gedeihen. Ich denke, dass Malaria und Rassismus vieles gemeinsam haben", sagte Boateng.

Boateng beschrieb in seinen Ausführungen Rassismus als etwas Reales, das man auf den Straßen, an Arbeitsplätzen und in Fußballstadien finde. Es wäre ein großer Fehler zu glauben, Rassismus verschwinde, indem man ihn totschweige. Das werde nicht geschehen, sagte der 26 Jahre alte gebürtige Berliner.

Der Sport hat eine soziale Verantwortung und kann viel tun

Kevin-Prince Boateng

Boateng berichtete auch von einer Begegnung mit dem ehemaligen Präsidenten Südafrikas, Nelson Mandela, am Rande der WM 2010. "Er ist ein unglaublicher Mensch. Er hat mich gelehrt, dass man gegen Rassismus reagieren muss. Wir müssen uns von Menschen inspirieren lassen, die ihr Leben für Gerechtigkeit eingesetzt haben", sagte der Milan-Profi, der sich am Freitag mit Weltverbandspräsident Sepp Blatter treffen will, um mit ihm über Möglichkeiten der Rassismus-Bekämpfung im Fußball zu sprechen. "Der Sport hat eine soziale Verantwortung und kann viel tun", sagte Boateng.

Blatter beruft Boateng in Taskforce

Auch Boateng selbst will offensichtlich noch mehr tun. Der gebürtige Berliner wird erstes Mitglied der neuen Anti-Diskriminierungs-Taskforce des Weltverbands FIFA sein, wie FIFA-Präsident Joseph Blatter am Freitag nach einem Treffen mit Boateng verkündete. Die Einrichtung einer Taskforce war im vergangenen Monat angekündigt worden, Vorsitzender soll FIFA-Vizepräsident Jeffrey Webb von den Kayman-Inseln werden. Das Gremium dürfte sich vor allem um die Entwicklung neuer Sanktionen und eines Erziehungsprogramms kümmern.

Boateng und andere dunkelhäutige Spieler Milans wurden während eines Testspiels der Rossoneri beim Viertligisten Pro Patria am 3. Januar rassistisch beleidigt. Daraufhin unterbrach Boateng in der 26. Minute das Spiel, schoss den Ball in Richtung Zuschauer und verließ den Platz. Seine Kollegen folgten ihm, das Spiel wurde abgebrochen.

Gegen insgesamt sechs "Anhänger" des Klubs aus Busto Arsizio wurde ein Verfahren wegen Aufhetzung zum Rassismus eingeleitet. Noch am Mittwoch sagte Boateng vor dem Gericht gegen die Beschuldigten aus. "Immer wenn ich den Ball bekam, gab es Schmährufe und Affenlaute gegen mich", sagte der Mittelfeldspieler laut Angaben italienischer Medien: "Ich glaube, ich wurde verspottet, weil ich dunkelhäutig bin. Dies ist auch in Deutschland geschehen, für mich ist das ganz klar Rassismus."