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Entsetzen in Italien und Beifall für Milan

Nach Rassismus-Eklat und Testspiel-Abbruch

Entsetzen in Italien und Beifall für Milan

Erhält viel Unterstützung: Milans Kevin-Prince Boateng verlässt den Platz.

Erhält viel Unterstützung: Milans Kevin-Prince Boateng verlässt den Platz. picture alliance

"Italien muss wachsen und entschlossener gegen Rassismus vorgehen. Wir haben einen wichtigen Schritt in diese Richtung unternommen", sagte Prandelli weiter. Was war passiert? Der gebürtige Berliner Kevin-Prince Boateng hatte am Donnerstag im Testspiel gegen Pro Patria in der 26. Spielminute das Spielfeld verlassen , weil er und seine dunkelhäutigen Teamkollegen wiederholt von gegnerischen Fans rassistisch verhöhnt worden waren. Sein Team folgte ihm. Das Spiel wurde abgebrochen.

Der Präsident der Spielergewerkschaft AIC, Damiano Tommasi, äußerte sich ebenfalls in aller Deutlichkeit: "Der AC Milan hat ein wichtiges Signal gegeben, auch wenn ein Fußballmatch nicht von derartigen Vorfällen belastet werden dürfte. Das Ideal ist allerdings nicht, das Spiel abzubrechen, sondern die Rassisten aus den Stadien zu verjagen", sagte Tommasi. Giancarlo Abete, Präsident des italienischen Fußballverbandes FIGC, hatte den Vorfall zuvor bereits als "unerträglich" bezeichnet.

Der französische Welt- und Europameister Lilian Thuram, UNICEF-Botschafter gegen Rassismus, sprach von einer "einmaligen Reaktion" der Milan-Spieler. "Milan hat beschlossen, hart gegen Rassisten vorzugehen. Zum ersten Mal bricht ein Topklub aus Protest gegen das rassistische Verhalten von Fans ein Match ab", sagte Thuram. Per Twitter lobte auch Jerome Boateng das Verhalten seines Bruders. "Ich bin stolz auf meinen Bruder. Gut gemacht", schrieb der deutsche Nationalspieler von Bayern München.

Ein juristisches Nachspiel scheint mittlerweile sicher und die Polizei hat die ersten Verantwortlichen bereits identifiziert. Ein erster Fan gestand nach italienischen Medienangaben vom Freitag, rassistische Sprechchöre gegen Kevin-Prince Boateng und die übrigen dunkelhäutigen Spieler des AC Mailand angestimmt zu haben. Wie die zuständige Polizei in Varese mitteilte, konnten die Täter mit Hilfe von Video-Aufzeichnungen ermittelt werden. Ihnen drohen Stadionverbote von fünf Jahren und weitere Verfahren.

Die Lega Pro, in der Italiens Dritt- und Viertligisten zusammengeschlossen sind, kündigte an, eine Zivilklage einzureichen. "Wir können derartige Angriffe nicht dulden, die die Freude am Fußball zerstören", erklärte Lega-Pro-Präsident Marco Macalli.