Champions League

Internationaler Fußball, Champions League - Nicht nur mehr Geld: Wie England die Bundesliga überholt hat

Warum dominiert die Premier die Champions League?

Nicht nur mehr Geld: Wie England die Bundesliga überholt hat

Beförderte mit Liverpool den letzten deutschen Vertreter aus der Champions League: Jürgen Klopp.

Beförderte mit Liverpool den letzten deutschen Vertreter aus der Champions League: Jürgen Klopp. Getty Images

Erstmals seit zehn Jahren stellt eine Liga wieder die Hälfte der Champions-League-Viertelfinalisten. Manchester United, Manchester City, Liverpool und Tottenham kamen weiter, drei davon gegen Teams aus der Bundesliga, die vor zwei Jahren in der UEFA-Fünfjahreswertung noch vor England lag. Ein torloses Remis, fünf Niederlagen, 3:17 Tore - so die desaströse Bilanz von Bayern, Dortmund und Schalke in den deutsch-englischen Achtelfinals.

"Es wäre erschreckend, wenn es nicht so wäre", sagt Hoffenheims Trainer Julian Nagelsmann zum historisch guten Premier-League-Quartett, "bei dem Salär, das sie einsetzen." Mit den milliardenschweren TV-Verträgen, die sich Englands Spitzenliga unter anderem durch frühzeitige, gezielte Auslandsvermarktung erarbeitete, kann europaweit niemand mithalten. "Wenn der 18. der Premier League einen um 20 Millionen Euro höheren Etat als wir, ist es einfach schwer", sagt Nagelsmann. Es gibt Zahlen, die belegen, dass elf der 20 englischen Erstligisten etwa 2016/17 noch Gewinn gemacht hätten, wenn ihre Stadien leer gewesen wären.

Ohne die horrenden Einnahmen wäre der aktuelle Höhenflug nicht denkbar, doch er hat noch mehr Ursachen - viel Geld hatte die Premier League in den letzten Jahren schließlich auch, den Champions-League-Sieger aber stellte sie letztmals 2012, als Chelsea das "Finale dahoam" crashte . Was also macht England gerade noch so viel besser?

Die Premier League lockt nicht nur Topspieler an, sondern auch Toptrainer. Pep Guardiola (ManCity) und Jürgen Klopp (Liverpool) kamen einst aus der Bundesliga, auch Mauricio Pochettino (Tottenham) gehört inzwischen zum Kreis der global angesehensten Fußballlehrer. Sie machen die Topspieler noch besser, bringen das gewisse Extra und eine klare Idee vom Fußball mit. Und sie sind schon seit 2014 (Pochettino), 2015 (Klopp) und 2016 (Guardiola) im Amt.

Die Premier-League-Klubs setzen ihr Geld inzwischen sinnvoller ein. Nun, zumindest gilt das für einige von ihnen. Die Millionen-Transferflops, die gang und gäbe waren, als Investoren- und TV-Millionen begannen zu fließen, lassen nach. Sieht man sich die Kader von ManCity, Liverpool und Tottenham, aber auch Wolverhampton oder Watford an, erkennt man eine Struktur, einen Plan. Klopp etwa wartete monatelang auf Wunschspieler van Dijk - er wollte keinen anderen. Im November verzweifelte die DFB-Elf an ihm, am Mittwoch der FC Bayern.

ManCity, Liverpool & Co. stehen für eine klare Philosophie. Dass es nicht reicht, einfach Geld für Stars auszugeben, diese teure Lektion haben die meisten Klubs mittlerweile gelernt. Unter Guardiola-, Klopp- oder Pochettino-Fußball kann man sich etwas vorstellen, Ole Gunnar Solskjaer implementiert gerade einen neuen Stil bei ManUnited, Unai Emery bei Arsenal. Erst dann wird eingekauft, auch das ist ziemlich neu.

Die englischen Talente werden besser gefördert. Alexander-Arnold, Winks, Rashford - selbst ausgebildete Kräfte wirkten beim kollektiven Viertelfinaleinzug ebenfalls mit. Und obwohl drei der vier englischen Teams im Youth-League-Achtelfinale hängengeblieben sind, ist unverkennbar, dass die millionenschweren Maßnahmen, die Verband und Klubs in den letzten Jahren im Nachwuchs unternommen haben, fruchten. "Was die Top-Talente anbetrifft", sagte BVB-Sportdirektor Michael Zorc am Donnerstag, "sind wir überholt worden. Vor allem von den Franzosen, seit einiger Zeit auch von den Engländern." Dass Dortmund und andere Bundesliga-Vereine zuletzt vermehrt ausländische Talente verpflichteten, bezeichnenderweise auch viele englische, liegt nicht zuletzt daran, dass Deutschland laut Zorc "zurzeit nicht diese absolute Top-Qualität" bietet . Auf der Insel dagegen, sagte Kenner Per Mertesacker unlängst im kicker-Interview, "wird extrem viel investiert. In jedem Bereich sind Spezialisten tätig."

In der Premier League sind nicht alle Mannschaften besser als in der Bundesliga, aber...

Jürgen Klopp

Der Sprung von Premier zu Champions League ist kleiner geworden. In keiner Liga herrscht eine derartige Leistungsdichte an der Spitze. "In der Premier League sind nicht alle Mannschaften besser als in der Bundesliga", sagt Jürgen Klopp: "Aber es gibt nun mal sechs, sieben Mannschaften, die in jeder Liga der Welt vorne mitspielen würden. Das macht es ein bisschen speziell." Wer schon in der Liga regelmäßig auf Chelsea, Tottenham oder ManCity trifft, entwickelt sich noch ein bisschen schneller weiter - und ist für die Königsklasse gerüstet.

Was tun? "Einfach nicht so viel jammern", rät Nagelsmann den Bundesliga-Klubs, "dazu versuchen, gute Talente auszubilden, und mit günstigeren Investitionen trotzdem Topspieler rauskriegen". Tatsächlich dürfte es wohl mehr bringen, Ajax Amsterdam nacheifern zu wollen als Manchester City. Gewonnen hat die Premier die Champions League auch dieses Jahr noch nicht. 2008/09, als mit Liverpool, ManUnited, Arsenal und Chelsea letztmals vier Klubs aus einem Land im Viertelfinale standen, holte am Ende Barcelona den Titel.

jpe