Bundesliga

Die Foul-Debatte: Wer hat eigentlich Recht?

Faktenabgleich nach Dortmunder Vorwürfen

Die Foul-Debatte: Wer hat eigentlich Recht?

Beklagt zu viele Fouls gegen sein Team: BVB-Coach Thomas Tuchel.

Beklagt zu viele Fouls gegen sein Team: BVB-Coach Thomas Tuchel. picture alliance

"Mannschaften, die sportlich nicht mithalten können, gleichen das durch übertriebene Härte aus", sagte Uli Hoeneß schon vor vielen Jahren gegenüber dem "kicker". Arjen Robben sah sich auch schon des Öfteren als Opfer in den letzten Jahren, sagte einst, dass es für Schiedsrichter nicht leicht sei. "Aber ihr Job muss es sein, mich und die anderen Spieler besser vor harten Fouls zu schützen." In der vergangenen Saison gab es viel böses Blut, als der Hamburger SV gegen Ingolstadt spielte und Lewis Holtby den FCI als "ekelhaften Gegner" beschimpfte . Das von beiden Seiten auch verbal hart geführte Spiel zählte am Ende 29 Fouls und acht Gelbe Karten. Nun also Dortmund. "Irgendwann sind da Grenzen überschritten", beschwerte sich Tuchel , dessen Buchführung 21 Leverkusener Fouls zählte. "Gegen Mainz hatten wir 20 Fouls gegen uns, gegen Freiburg waren es 27 Fouls gegen uns."

Kaum Fouls gegen Bayern

Doch belegen die nackten Zahlen den Eindruck? Recht hat Tuchel bei der Zahl der Fouls. 114 Fouls (19 pro Spiel) stehen in der Statistik der aktuellen Saison gegen Dortmund - kein Team wurde häufiger gefoult. Leverkusen ist hingegen, was Fouls betrifft, eher unauffällig und reiht sich mit 89 Fouls im Mittelfeld ein. Aber wer hätte gedacht, dass auch Ingolstadt 114-mal gefoult wurde? Der FC Bayern hält sich die Gegner ganz erfolgreich vom Leib und wurde nur 75-mal gefoult. Das schnelle Passspiel verhindert offenbar, dass die Spieler gegen den deutschen Rekordmeister überhaupt in die Zweikämpfe kommen.

Es ist übrigens keine Momentaufnahme, dass der FCI die meisten Fouls zieht. Schon in der Saison 2015/16 wurde der Neuling 580-mal gefoult und führte die Statistik an. Dortmund reihte sich im Mittelfeld ein (456 Fouls). Keinen Zugriff fand die Liga offenbar auf die Spieler des FC Bayern, keine Mannschaft wurde so selten gefoult wie der Rekordmeister (415).

Lezcano - alle 21 Minuten ein Foul

Dario Lezcano

Muss viel einstecken: Ingolstadts Dario Lezcano. imago

So kommen die Topstars meist unbeschadet vom Platz, während andere einstecken müssen. Alle 21 Minuten wird Ingolstadts Dario Lezcano zu hart angegangen. Berücksichtigt werden dabei nur Spieler, die mindestens die Hälfte der Zeit auch gespielt haben. Erst auf Platz 13 und 16 folgen mit Ousmane Dembelé und Julian Weigl zwei Dortmunder Spieler. Alle 31 bzw. 32 Minuten werden die beiden gefoult. Bei Dembelé ist der Wert durchaus erstaunlich, denn er ist der Dribbelkönig der Liga. Schon 44-mal wagte er ein Dribbling (Erfolgsquote: 52,3 Prozent). Damit bietet er den Gegnern viele Möglichkeiten, in den Zweikampf zu gehen.

Aubameyang zu schnell für Fouls?

Joshua Kimmich (alle 26 Minuten) oder Franck Ribery (alle 29 Minuten) müssen dennoch mehr wegstecken. Dagegen scheint Pierre-Emerick Aubameyang zu schnell für seine Gegenspieler, erst vier Fouls wurden gegen den Gabuner gepfiffen.

Und auch hier bestätigt die Saison 2015/16 die aktuellen Zahlen. Roger vom FC Ingolstadt wurde 85-mal gefoult. Erst auf Platz 19 folgt mit Henrikh Mkhitaryan ein Dortmunder (58 Fouls). Kein Bayern-Spieler tauchte in der vergangenen Spielzeit vorne auf.

HSV foult am häufigsten - BVB zu fair?

Der FCI muss aber nicht nur einstecken, denn hier täuscht der Eindruck nicht. Ingolstadt begeht pro Partie 16,5 Fouls, nur der HSV langt mit 17,5 Fouls öfter zu. Das Team von Tuchel weist mit 7,83 Fouls pro Partie (insgesamt 47 Fouls) den geringsten Wert auf. Die Hamburger bestätigen übrigens die vergangene Saison. 16,3 Fouls waren es 2015/16 im Schnitt. Am fairsten agierten Dortmund (11,2) und Bayern München (11,1).

Der BVB lag auch in der Fair-Play-Tabelle im letzten Jahr vorne (39 Gelbe Karten). Bayern folgte auf Platz zwei (zwei Gelb-Rot-Karten/46 Gelbe Karten). Eintracht Frankfurt war in dieser Tabelle das Schlusslicht (drei Gelb-Rote-Karten und 93 Gelbe Karten). Auch in dieser Spielzeit liegt der BVB mit fünf Gelben Karten in der Fair-Play-Tabelle schon wieder vorn. Geht es nach Klub-Boss Hans-Joachim Watzke, sollte man die eigene Gangart allerdings womöglich in Zukunft überdenken. "Vielleicht sollten wir mal ein bisschen härter einsteigen und auf den Fairness-Preis verzichten", sagte er zur aktuellen Diskussion.

tru