Bundesliga

"Ekelhaft?" FCI kontert HSV-Vorwürfe

Holtby schimpft über Ingolstädter Spielweise

"Ekelhaft?" FCI kontert HSV-Vorwürfe

Foul, Karte, Spielunterbrechung: Eine symptomatische Szene aus Hamburgs Heimspiel gegen Ingolstadt.

Foul, Karte, Spielunterbrechung: Eine symptomatische Szene aus Hamburgs Heimspiel gegen Ingolstadt. imago

Die Zahlen allein tun schon beim Hinschauen weh. 294 Fehlpässe (145/149), 29 Fouls (17/12), acht Gelbe Karten (3/5), Passquoten von jeweils nur 60 Prozent - der Blick in die Spieldaten verrät, welche Art von Fußballspiel sich der Hamburger SV und der FC Ingolstadt am Samstag im Volksparkstadion geliefert haben . "Mir tut jeder leid, der das Spiel sehen musste, ein Horror", entschuldigte sich HSV-Stürmer Josip Drmic später.

Die Reaktionen nach den 90 schwer verdaulichen Minuten zeigten schon, wer mit dieser Art Fußball mehr anzufangen weiß: Der FCI freute sich nicht nur über ein verdientes 1:1. "Ich bin sowohl mit dem Ergebnis als auch mit der Art und Weise unseres Auftrittes zufrieden", betonte Trainer Ralph Hasenhüttl explizit. Wieder einmal hatte seine Mannschaft einen Kontrahenten erfolgreich entnervt - und wieder einmal musste sie sich harte Vorwürfe anhören.

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Auch Gladbach beschwerte sich - auch damals war Fritz der Schiedsrichter

"Die sind nur auf Labern, Rumblöken und Hinfallen aus", schimpfte Lewis Holtby am lautesten. "Das ist ein ekelhafter Gegner." Es war nicht die erste Feststellung dieser Art in der laufenden Saison. Heftigen Streit hatte beispielsweise im November Ingolstadts 0:0 in Mönchengladbach verursacht ("Wir wollten Fußball spielen, aber sie wollten nur Palaver"). Eine Gemeinsamkeit beider Spiele übrigens: Schiedsrichter Marco Fritz, der auch diesmal das Nickligkeiten-Festival eher befeuerte als konsequent unterband .

Ich bin enttäuscht, dass wir so ein Spiel spielen müssen.

Josip Drmic

Schon damals lobte Hasenhüttl seine Elf überschwänglich; am Samstag aber übertrieb er es, als er bei "Sky" von Angriffen nach dem Tor zum 1:1 schwärmte, die "schon fast Tiki-Taka, schon überragend" gewesen seien. Mit Tiki-Taka hatte dieses Spiel schließlich so viel zu tun wie Pep-Guardiola-Mannschaften mit einer 60-prozentigen Passquote.

"Heute hat es einfach keinen Spaß gemacht, gegen den Gegner Fußball zu spielen. Für die Zuschauer war es auch eine Katastrophe, denke ich", bilanzierte Drmic ehrlich. "Ich bin enttäuscht, dass wir so ein Spiel spielen müssen und dass so ein Bundesligaspiel stattfindet." Trainer Bruno Labbadia hatte das "erwartete Schweinespiel" gesehen .

Hinterseers Schulterzucken: "Bundesliga ist halt kein Honigschlecken"

An den Ingolstädtern perlte dieser Vorwurf wie bereits in Gladbach einfach ab. "Es sind nicht die ersten, die sich nicht erfreut zeigen, dass wir sie nicht in Ruhe lassen", sagte Hasenhüttl. Sportdirektor Thomas Linke konnte sich "nur wundern über die Zitate der HSV-Spieler. In meinen Augen hat sich am Samstag keiner was geschenkt. Der HSV hat dabei ganz ähnliche Mittel wie wir benutzt, stand uns in nichts nach." Es sei "traurig, wie eigentlich so großartige Spieler immer wieder versuchen, Versäumnisse gegen Aufsteiger nach Abpfiff medial nachzuholen".

"Bundesliga ist halt kein Honigschlecken", zuckte Torschütze Lukas Hinterseer mit den Schultern. "Das Spiel wurde von beiden Seiten hart geführt, auch schon ein bisschen an der Grenze, aber das gehört zum Fußball dazu."

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Hinterseer erzielte Ingolstadts zehnten Treffer nach einem ruhenden Ball - bei gerade einmal 17 Saisontoren überhaupt. "Wir sagen: 'Sollten wir alleine vor dem Tor stehen, schießen wir lieber jemanden an.' Damit es raus zur Ecke geht", scherzte Hasenhüttl über die Standardstärke, die seine Spieler genauso verinnerlicht haben wie die vielen kleinen Fouls und den begleitenden Trash-Talk.

Der HSV wusste damit trotz ausreichend Anschauungsmaterial aus 22 vorangegangen FCI-Saisonspielen nicht richtig umzugehen. "Wir haben uns das Spiel aufzwingen lassen", ärgerte sich Labbadia. Und auch Holtby musste schließlich zugeben: "Wir waren nicht bissig genug. Sie haben mehr reingeworfen als wir."

jpe