Bundesliga

Freiburg gibt sich eine neue Satzung

SCF vermeldet Rekordzahlen - Keller zum Präsidenten gewählt

Freiburg gibt sich eine neue Satzung

Führt den SC Freiburg nun als Präsident: Fritz Keller.

Führt den SC Freiburg nun als Präsident: Fritz Keller. imago

Der letzte große Applaus des Abends gehörte Fritz Keller. Mit nur zwei Gegenstimmen und elf Enthaltungen wurde der bisherige erste Vorsitzende des geschäftsführenden Vorstands für die kommenden drei Jahre zum Präsidenten gewählt. Ein starkes Ergebnis, selbst wenn man bedenkt, dass er sich mit keinem Gegenkandidaten messen musste. War Kellers Wiederwahl keine Überraschung, so sorgte Dr. Heinrich Breit mit seinen Ausführungen für viele staunende Augen.

Knackten die Breisgauer in den Geschäftsjahren 2011/12 und 2012/13 beim Umsatz jeweils die 50-Millionen-Euro-Marke, gab es 2013/14 einen "Rekordsprung" (Breit) auf 70 Millionen Euro. Dafür gibt es mehrere Gründe. Allein die Tatsache, dass der SC in der Fernsehgeldtabelle an den letzten drei Spieltagen der abgelaufenen Saison vier Klubs überholte, brachte dem Verein 4,6 Millionen Euro ein. Die Teilnahme an der Europa League bescherte Freiburg zusätzliche Einnahmen in Millionenhöhe, wie auch der Verkauf von Spielern (Breit: "Die Zahlen im kicker waren so falsch nicht").

SC Freiburg - Die letzten Spiele
1. FC Union Berlin Union (A)
2
:
1
1. FC Heidenheim Heidenheim (H)
1
:
1
Bundesliga - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
Bayern München Bayern München
21
2
Bor. Mönchengladbach Bor. Mönchengladbach
17
3
VfL Wolfsburg VfL Wolfsburg
17
SC Freiburg - Vereinsdaten
SC Freiburg

Gründungsdatum

30.05.1904

Vereinsfarben

Weiß-Rot

mehr Infos

Besonders bemerkenswert: Der Sportclub erzielte im vergangenen Geschäftsjahr mit 12,8 Millionen Euro einen Rekord-Jahresüberschuss. "So ein sensationelles Jahresergebnis gab es noch nie", betonte Breit stolz. Auch für das laufende Geschäftsjahr rechnet er mit einem Umsatz im Bereich der 70-Millionen-Euro-Marke. Der Steuerberater nutzte seinen Auftritt, um auf seine mittlerweile über 16-jährige Tätigkeit als Schatzmeister zurückzublicken - und nannte den Mitgliedern spannende Zahlen. So betrug der Jahresumsatz in der Bundesliga-Saison 1998/99 gerade mal 19 Millionen Euro. Seitdem erzielte Freiburg in jedem Jahr der Bundesligazugehörigkeit einen Jahresüberschuss. Breit: "Wir konnten immer etwas für die Infrastruktur zurücklegen und haben in der Bundesliga nie auch nur einen Euro Schulden gemacht. Das können nicht viele Vereine von sich sagen."

Breit beklagt "Unwissenheit oder Demagogie"

Geschickt spannte er den Bogen zum in Freiburg umstrittenen Thema Stadionneubau. In Anwesenheit von Freiburgs Oberbürgermeister Dieter Salamon (Die Grünen) rechnete Breit vor, wie hoch die Steuern waren, die der Verein seit dem ersten Bundesliga-Aufstieg 1993 entrichtete: 110 Millionen Euro Umsatzsteuer, 80 Millionen Euro Lohnsteuer, 18 Millionen Euro Körperschaftssteuer, 14 Millionen Euro Gewerbe- und Grundsteuer; insgesamt also eine Summe von 222 Millionen Euro.

"Wir müssen das Verhältnis in die richtige Sichtweise bringen", sagte Breit und kritisierte Darstellungen von Stadion-Gegnern aus "Unwissenheit oder Demagogie". Man muss wissen: Der SC Freiburg trägt die Kosten für den Stadionbau selbst, die Stadt soll für den Ausbau der Infrastruktur in Höhe von 38 Millionen Euro aufkommen. Zum Vergleich: So viel zahlt die Stadt laut Keller alle zwei Jahre für die Aufrechterhaltung des Theaterbetriebs in Freiburg, was der Präsident ausdrücklich begrüßt.

zum Thema

Am 1. Februar 2015 werden die Einwohner Freiburgs voraussichtlich über den Stadionbau abstimmen. Gibt es grünes Licht, plant der SC, ab 2018 oder 2019 im neuen, 35.000 Zuschauer fassenden und 70 Millionen Euro teuren Stadion zu spielen. Keller hofft, die Mehrzahl der Bürger in den kommenden Monaten vom Stadion-Projekt überzeugen zu können. "Wir sind ein Verein, der Freude bereitet, Identität stiftet und Bestandteil der Kultur im Südwesten ist", erklärte der Präsident. Die Notwendigkeit eines neuen Stadions besteht allein deshalb, weil der Klub jedes Jahr eine Ausnahmegenehmigung bei der Deutschen Fußball Liga beantragen muss, da die Spielstätte verschiedene Anforderung der Lizenzierungsordnung nicht erfüllt (u.a. ist der Platz zu kurz). Eine dauerhafte Ausnahmegenehmigung wird es nicht geben. Deshalb droht dem Profi-Fußball in Freiburg ohne ein neues Stadion früher oder später das Aus.

Es ist mir eine Herzensangelegenheit, dass wir ein Verein bleiben.

Freiburgs Präsident Fritz Keller

Der wichtigste Tagesordnungspunkt betraf allerdings ein anderes Thema: Der Beschluss einer neuen Satzung. Bislang wurde der Verein ehrenamtlich geführt, einen Aufsichtsrat gab es nicht. "Die Satzung und unsere Strukturen werden den Anforderungen nicht mehr gerecht", sagte Keller. Allein die Haftungsrisiken für die ehrenamtlichen Vorstände seien "erheblich zu hoch". Zudem ist es der DFL ein Dorn im Auge, dass es keine Trennung zwischen dem operativen Geschäft und einem Kontrollgremium gibt. Fast alle Mitglieder schlossen sich den Argumenten an und segneten die neue Satzung mit sieben Gegenstimmen und zwei Enthaltungen ab.

Breit wird künftig dem Aufsichtsrat vorstehen, der in Kürze über Kellers Vorschlag entscheiden wird, Sportdirektor Jochen Saier und Geschäftsführer Oliver Leki zu den zwei hauptamtlichen Vorständen, die es künftig gibt, zu ernennen. Mit großer Mehrheit votierten die Mitglieder zudem für die neuen Aufsichtsräte und den Ehrenrat.

Eine Ausgliederung der Profi-Abteilung ist in Freiburg vorerst kein Thema. "Es ist mir eine Herzensangelegenheit, dass wir ein Verein bleiben", betonte Keller.

Julian Franzke