Bundesliga

2014: Mujdzas spannendes Jahr

Freiburg: Abwehrmann in der Warteschleife

2014: Mujdzas spannendes Jahr

Brasilien fest im Blick: Mensur Mujdza.

Brasilien fest im Blick: Mensur Mujdza. Getty Images

Der 29-Jährige hat eine Pechsträhne. Erst fiel in der ersten Pokalrunde ein Neustrelitzer Gegenspieler auf sein Knie, was wochenlange Beschwerden hervorrief. Kaum war das Knie in Ordnung, zog er sich Anfang Oktober bei einem Schuss im Training einen Sehneneinriss am linken hinteren Oberschenkel zu – eine Stelle, die schon zuvor Probleme bereitet hatte. "Ich habe die Verletzung nicht gut auskuriert. Das ist ärgerlich, so blöd kann es laufen", sagt Mujdza.

Wann der Rechtsverteidiger seinen Platz auf der Tribüne mit einem im Kader tauschen kann, ist offen. "Es dauert einfach. Ich muss damit rechnen, noch die nächsten drei bis vier Wochen draußen zu sein", erklärt der Routinier, der derzeit Aufbautraining absolviert: Fahrradfahren, Stepper, Kraftraum. "Ich mache alles, was ich kann."

Wir können eine Halbzeit super spielen, fallen aber immer wieder in ein Loch.

Mujdza über den schwachen Freiburger Saisonstart

Als der kicker Mujdza vor dem Anpfiff der HSV-Partie traf, war zu spüren, wie sehr es an ihm nagt, dass er sein Team in der schwierigen Situation nicht unterstützen kann. Der rechtzeitig genesene Oliver Sorg (Bauchmuskelzerrung) half am Sonntag einmal mehr auf der rechten Seite aus, weshalb der erst 20-jährige Christian Günter auf der linken Seite schon zum neunten Mal (!) in dieser Spielzeit in einem Pflichtspiel in der Startelf auftauchte.

WM 2014 im Blick

Bei einem anderen Thema hellt sich Mujdzas Mine allerdings schlagartig auf: Brasilien 2014. Erstmals überhaupt qualifizierte sich Bosnien-Herzegowina für ein großes Fußball-Turnier. In der WM-Quali-Gruppe G setzte sich das Team von Trainer Safet Susic mit 25 Punkten als Gruppensieger vor Griechenland und der Slowakei durch. Die Jubelbilder nach dem entscheidenden 1:0-Sieg in Litauen am 15. Oktober gingen um die Welt. Ein Land im Ausnahmezustand.

SC-Trainer Christian Streich hatte Mujdza extra zwei Tage freigegeben, damit dieser trotz Verletzung diesen großen Moment miterleben konnte. "Es ist ein großes Glück für uns, dass wir so viele Leute glücklich gemacht haben. Wenn man sieht, dass 6000 bis 7000 Fans zum Spiel nach Litauen gereist sind, ist das schon der Wahnsinn."

Auch die Freudentänze in der Heimat bekam der 21-fache Nationalspieler hautnah mit. Noch in der Nacht nach dem Spiel flog die Mannschaft zurück, landete um zwei Uhr in Sarajewo. Als sich die Mannschaft um drei Uhr nachts im Zentrum der Hauptstadt den Fans präsentierte, war noch immer die Hölle los. "40000 bis 50000 Leute waren da, das war eine super Erfahrung. Wäre es nicht mitten in der Nacht gewesen, wären noch mehr Menschen gekommen", berichtet Mujdza. Die Qualifikation zur WM habe sich die Mannschaft "zu 100 Prozent verdient". Alles sei dem Erfolg untergeordnet worden: "Keiner hat an sich gedacht, sondern nur an die Menschen in unserem Land. Wir haben uns so gefreut."

1992 gründete sich der Fußballverband von Bosnien-Herzegowina infolge der Abspaltung von Jugoslawien. Seitdem wartet das Land auf die Teilnahme an einem großen Turnier. 2010 und 2012 hätte es fast gereicht. In den WM-Play-offs verlor Bosnien Herzegowina zweimal mit 0:1 gegen Portugal, auch zwei Jahre später, vor der EURO, scheiterte die Mannschaft an den Portugiesen (0:0, 2:6). Diesmal bleibt der Nationalelf der Umweg über die Entscheidungsspiele dank Platz 1 in der Gruppe erspart.

"Vielleicht hören bei der Weltmeistschaft einige zum ersten Mal von Bosnien Herzegowina. Durch die WM-Teilnahme kann uns die Welt ein bisschen besser kennenlernen", sagt Mujdza.

Bundesliga, Brasilien, Zukunftsplanung

Mensur Mujdza

Hofft, bald wieder auf dem Platz stehen zu können: Mensur Mujdza. picture alliance

Vorher will er mit dem SC Freiburg die Klasse halten. "Ich hoffe, dass ich bis zur Winterpause noch ein paar Spiele machen kann", sagt der Außenbahnspieler. Mit seiner Erfahrung und Zweikampfstärke fehlt er der jungen Freiburger Hintermannschaft. Als Grund für den schwachen Saisonstart nennt er die fehlende Konstanz im Spiel: "Wir können eine Halbzeit super spielen, fallen aber immer wieder in ein Loch." Eine richtige Feststellung. Dem Sportclub gelingt es bisher nur phasenweise, kompakt aufzutreten und trotzdem gefährlich nach vorne zu spielen. Stabilität über 90 Minuten? Fehlanzeige.

Verletzungen, der Fehlstart des SC, die WM 2014 – es überrascht nicht, wenn Mujdza sagt, dass er sich mit dem Thema Vertragsverlängerung noch nicht näher auseinandergesetzt hat. "Ich will zusehen, dass ich schnell wieder auf den Platz komme. Dann können wir schauen, was passiert", sagt der Verteidiger, dessen Kontrakt im Sommer ausläuft. Bundesliga, Brasilien, Zukunftsplanung – der Nationalspieler steht vor einem sehr aufregenden Jahr.

Julian Franzke