Bundesliga

Kruse und Rosenthal: "Wir sind unberechenbar"

Freiburg: Offensivsduo im kicker-Interview

Kruse und Rosenthal: "Wir sind unberechenbar"

"Spielerisch und kämpferisch ganz gut auf dem Dampfer: Kruse (l.) und Rosenthal beim Feiern mit Caligiuri.

"Spielerisch und kämpferisch ganz gut auf dem Dampfer: Kruse (l.) und Rosenthal beim Feiern mit Caligiuri. imago

kicker: Herr Rosenthal, Sie waren in der Hinrunde lange verletzt. Nach Ihrer Rückkehr bildeten Sie im 4-4-2-System mit Kruse erstaunlich schnell ein gut harmonierendes Angriffsduo. Wie kommt das?

Jan Rosenthal: Der Trainer hat eine Rhythmusvorgabe. Und wenn man dann das Spiel einigermaßen antizipiert und eine Grundtechnik besitzt, klappt das ganz gut. Auch wenn ich am Anfang gefehlt habe, hat man schon in der Vorbereitung auf die Saison gemerkt, dass das ganz gut funktioniert.

Max Kruse: Wir sind spielerisch und technisch ganz gut auf dem Dampfer. Und wir sind keine klassischen Stürmer. Von daher haben wir beide den Vorteil, dass wir uns immer ins Mittelfeld zurückfallen lassen und den Gegner ein bisschen mehr in die Irre führen können. Weil er nie weiß, wer in der Spitze bleibt, und wer sich zurückfallen lässt. Das macht uns unberechenbar.

Wir spielen nicht mehr mit dem Rücken zur Wand wie in der Rückserie.

Jan Rosenthal

kicker: Sie haben mit vier Toren jetzt schon doppelt so viele geschossen wie in der letzten Saison. Woran liegt das, Herr Rosenthal? Sind Sie noch offensiver ausgerichtet?

Rosenthal: Nein, ich spiele nicht offensiver. Das ist der gesamten Stabilität der Mannschaft zu verdanken. Wir haben unser Spielsystem noch mehr gefunden und spielen nicht mehr mit dem Rücken zur Wand wie in der Rückserie, wo sich auch die Stürmer in erster Linie darauf konzentriert haben, defensive Arbeit zu verrichten. In vielen Spielen sind wir deshalb sehr wenig in Offensivaktionen gekommen. Doch auch Daniel Caligiuri und Jonathan Schmid haben schon vier Tore geschossen. Diese Ausgeglichenheit macht uns unberechenbar.

kicker: Sie sind beide von Natur aus Mittelfeldspieler, die nun in vorderster Front spielen. Wie gefällt Ihnen diese neue Rolle?

Kruse: Mir gefällt diese Rolle gut. Bei uns ist es egal, wer vorne aufgestellt wird. Wichtig ist, dass ein Spieler sich fallenlässt und einer in die Tiefe geht. Gerade beim Flügelspiel ist es aber wichtig, dass wir alle uns noch ein wenig verbessern, was die Wege in Richtung des ersten Pfostens angeht. Dass wir auch da ein bisschen mehr Verwirrung stiften.

Rosenthal: Hinzu kommt, dass wir das System vom 4-2-3-1 kennen, wo wir als Zehner hinter dem Mittelstürmer gespielt haben. Das sind in der Raumaufteilung dann eher Nuancen, so dass es nicht schwer ist, seine Rolle neu zu interpretieren.

... dann fehlt in den gegnerischen Viererketten oft die Zuordnung.

Jan Rosenthal

kicker: Welche weiteren Vorteile bietet der Verzicht auf ein System mit klassischem Mittelstürmer?

Rosenthal: Die Innenverteidiger in der Bundesliga sind körperlich sehr stark, im Kopfballspiel, in der Zweikampfpräsenz. Aber wenn sie uns nicht richtig greifen können, weil wir eigentlich mehr Mittelfeldspieler sind, dann fehlt in den gegnerischen Viererketten oft die Zuordnung. Dadurch bekommen wir die Räume, unser Spiel durchzuziehen.

Kruse: Ja, wir sind einfach flexibel in der Offensive und können auch mal im Mittelfeld Überzahlsituationen schaffen, weil sich die Innenverteidiger oft nicht trauen, bis ins Mittelfeld rauszugehen. Diese Flexibilität zeichnet uns aus.

Hält der Freiburger Höhenflug an?

kicker: Vor einem Jahr stellte der SC mit 39 Gegentoren die schlechteste Abwehr der Liga, nun mit 18 Gegentreffern die zweitbeste. Wie ist das zu erklären?

Rosenthal: Das ist ein mannschaftstaktisches Phänomen. Wir arbeiten sehr gut zusammen und stellen schon vorne viele Pass- und Laufwege zu. Die Gegner kommen deshalb nicht zu so vielen Chancen.

Interview: Julian Franzke

Kruse über seine Entwicklung, Rosenthal über seinen auslaufenden Vertrag - beide über Freiburgs Hinrunde und Europacup-Aussichten: Das komplette Interview lesen Sie im aktuellen kicker!

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