VfL-Coach Dieter Hecking brachte im Vergleich zum verdienten 2:0-Hinspielsieg gegen Sporting Lissabon in Luiz Gustavo einen neuen Akteur. Der Brasilianer, der in der Europa League wegen der 3. Gelben Karte nicht spielberechtigt war, ersetzte quasi Hunt, der wegen eines Innenbandteilabrisses längerfristig ausfällt . Demnach durften auch Jung (hinten rechts) und Träsch auf der Doppelsechs wieder beginnen. Im Angriff lag das Vertrauen natürlich wieder auf Ballermann Dost, der beide Treffer gegen Sporting und zuletzt einen Viererpack beim furiosen 5:4 in Leverkusen erzielte.
Herthas Trainer Pal Dardai reagierte auf das 0:2 gegen Freiburg derweil mit zwei Wechseln: Ndjeng und Lustenberger (zurück nach Gelb-Rot) starteten anstelle von Plattenhardt (Erkältung) und Ronny (Bank).
Wer sonst? Ballermann Dost macht einfach weiter
Bas Dost, derzeitiger Dauerbrenner in der Liga, markiert das 1:1 und lässt dabei Keeper Thomas Kraft keine Chance. Getty Images
Die zehn aufgebotenen Feldspieler machten das in den ersten neun Minuten auch stark, zogen sich tief zurück und machten die Räume eng. Der elfte Spieler, Torhüter Kraft, hatte wahrlich nichts zu tun. Doch in Minute zehn klingelte es dennoch - und zwar direkt mit der ersten Gelegenheit der Hausherren. Wer war es? Natürlich der heißeste Spieler der Bundesliga in dieser Phase: Sturmtank Dost. Vieirinha setzte sich zunächst überragend auf der rechten Seite durch und nahm Tempo auf. Der Portugiese chippte das Leder sehenswert auf Schürrle, der per Kopf zu Dost weiterleitete. Der Niederländer nahm stark an und vollendete wie zurzeit gewohnt knochentrocken (10.). Es war Dosts zehntes Saisontor und zehntes Tor im Jahr 2015 (alle Wettbewerbe) - hier traf nur Barcelonas Lionel Messi häufiger (14). Für Dost sollte außerdem noch ein Treffer folgen.
Schieber springt ab und nickt ein
Es dauerte etwas, ehe sich die Hertha fing und den Gegentreffer abschüttelte. Schieber schickte Stocker schließlich schön die linke Außenbahn entlang. Der Mittelfeldmann blickte auf und schlug eine butterweiche Flanke zu Kalou im Strafraum, der das Spielgerät jedoch nicht verarbeiten konnte. Da wäre mehr drin gewesen (22.). Es zeigte aber, dass die Berliner nun an sich glaubten. Der Erfolg stellte sich außerdem ein: Stocker wurde über die linke Seite steil geschickt, kochte den schwach verteidigenden Jung humorlos ab und setzte den Querpass ins Zentrum. Schieber flog dort in echter Torjägermanier heran und nickte halb auf der Brust liegend ein (30.).
Julian Schieber macht per Flugkopfball knapp über der Grasnarbe das 1:1. Getty Images
Die Berliner Brust wirkte nun gestählt, wenngleich die Hausherren das Spiel weiter in Sachen Ballbesitz, Torschüsse und Zweikampfquote beherrschten. Kleinere Nadelstiche durch Stocker, Ndjeng und Kalou, der mit fortschreitender Spieldauer eher auf links agierte und Schieber das Sturmzentrum überließ, waren ab und an die Folge. Mehr als eine richtig gute Chance sprang aber nicht mehr heraus: Jung ackerte sich bis an die Strafraumkante vor, bediente mit großer Übersicht Schürrle. Der Nationalspieler legte sich das Leder allerdings einen Tick zu weit vor und traf nur noch ans Außennetz (39.). Das war's mit Halbzeit eins, das Ergebnis ging grundsätzlich in Ordnung.
Der 22. Spieltag
De Bruyne und Schürrle feuern
Durchgang zwei begann mit einem personellen Wechsel: Der unglückliche Jung wurde durch Arnold vertreten, dafür rückte Träsch von der Doppelsechs nach rechts hinten. Das Spiel derweil brauchte vor zahlreicher Fouls und Mittelfeldgeplänkel dagegen erst ein wenig, um dem Publikum Chancen zu bieten. Es dauerte bis zur 55. Minute: De Bruyne kam aus rund zehn Metern zum relativ freien Abschluss, den Torhüter Kraft jedoch sicherte. Drei Minuten später legte Dost uneigennützig für Schürrle ab, dessen Direktschuss über die Querlatte zog.
Dosts Strähne hält an
Die beiden Chancen entpuppten sich im Nachhinein aber als kurzes Strohfeuer, das nur kurz von Schürrle wieder entfacht wurde. Der Nationalspieler setzte einen Kopfball knapp rechts am Pfosten vorbei (66.). Von den Hauptstädtern kam derweil wenig bis gar nichts, Kalou und Schieber waren abgemeldet. Der letzte Torschuss lag hier schon weit zurück: Minute 30, das Tor von Schieber.
Treffer am laufenden Band: Bas Dost (2.v.r.). Getty Images
Die Schlussphase brach an - und mit ihr wurde klar, dass die Niedersachsen nun den Druck erhöhten und auf den Siegtreffer lugten. Der fiel auch direkt - und unglaublicherweise wieder durch Dost: Vieirinha spielte im Mittelfeld quer, legte ab für Luiz Gustavo. Der Brasilianer zog wuchtig ab und hämmerte den Ball an den rechten Pfosten. Von dort prallte das Leder vor Dosts Füße, der eiskalt abstaubte. Gegenspieler Hegeler hatte da schon abgeschaltet (74.). Es war Dosts 11. Saisontreffer. Keine Frage: Mittlerweile war die erneute Führung der Autostädter hochverdient.
Kraft verwehrt Schürrles ersten Treffer
Auch mit den frischen Kräften Ronny und Beerens agierten die Hauptstädter ideenarm, kamen kaum konstruktiv vor den Wolfsburger Strafraum. Letztlich blieb es beim 2:1-Arbeitssieg, der beinahe noch ein 3:1 wurde. Doch Schlussmann Kraft parierte einen tollen Knaller von Schürrle mit einer überragenden Parade (88.). Danach musste dessen gegenüber Benaglio nur noch eine tückische Schieber-Hereingabe sichern (90.+1). Während Wolfsburg das Polster auf Rang drei (Gladbach) auf nunmehr zehn Punkte ausbaute, stand für die Hertha die Erkenntnis, auf einem direkten Abstiegsrang zu verharren.
Für den VfL steht am Donnerstag (21.05 Uhr) das Rückspiel bei Sporting Lissabon in der Europa League an. Hertha BSC hingegen muss erst wieder am Samstag (15.30 Uhr) gegen den FC Augsburg ran. Die Wölfe gastieren schließlich am Sonntag (17.30 Uhr) zum Nordduell bei wieder erstarkten Bremern um Erfolgscoach Viktor Skripnik.