Schalkes Cheftrainer Roberto di Matteo reagierte auf das jüngste 1:1 beim FC Bayern mit vier personellen Wechseln: Höger, Barnetta (sein 250. Bundesliga-Spiel) und Kirchhoff begannen für Neustädter, Meyer und Sam. Außerdem hütete wieder der 19-jährige Wellenreuther hinter der erneut angesagten Fünferkette mit Dreierrigel davor das Gehäuse der Knappen - dieses Mal von Beginn an. "Der Junge ist einer von uns und wir vertrauen ihm", hatte der Coach der Gelsenkirchener vorab verkündet.
Der Gladbacher Trainer Lucien Favre legte im Gegensatz zu seinem Gegenüber noch einen Wechsel mehr oben drauf: Brouwers, Alvaro Dominguez, Nordtveit, Hazard und Raffael bekamen nach dem 1:0 gegen den SC Freiburg den Vorzug vor Stranzl (Schädelprellung), Korb, Kramer, Johnson und Hrgota. Favre hatte ferner in der Veltins-Arena "ein interessantes Spiel" erwartet und die Elf von di Matteo gelobt: "Schalke ist im 3-5-2 sehr gut organisiert. Sie machen das sehr gut, sehr, sehr clever."
Barnettas Geschenk an sich selbst
Tolle Vorarbeit und der leichte Abschluss des Jubilaren: Torschütze Tranquillo Barnetta (links) und Assistent Kevin-Prince Boateng. Getty Images
Aufgrund einer Bombendrohung begann die Partie rund zehn Minuten später, da die Polizei die Sicherheit noch weiter verstärken musste. Ab 20.40 Uhr rollte der Ball aber und das vornehmlich in zwischen den Füßen der Fohlen. Der Grund: S04-Coach di Matteo beorderte seine Schützlinge in den ersten Minuten arg weit zurück, um sämtliche Räume für Steilpässe der Gäste zu unterbinden. Das verwirrte die Gäste scheinbar etwas, da sie offensiv nahezu nichts auf die Reihe brachten. Anders die Knappen, die prompt mit der ersten Chance das 1:0 markierten. Der Titel des Tores: Jubilar Barnetta, der in seinem 250. Bundesliga-Spiel sticht. Dem Treffer ging zunächst ein fataler Aufbaufehler von Raffael voran. Kirchhoff passte schließlich nach rechts zu Boateng, der eine perfekte Flanke servierte. Der Ex-Leverkusener brauchte nur noch den Fuß reinhalten, Torwart Sommer hatte keine Chance (11.).
Borussen ohne Power
Die Führung gab den Gelsenkirchenern natürlich Sicherheit, während die Borussen verunsichert wirkten. Gerade die taktisch starke und disziplinierte Einstellung der S04-Defensive schmerzte die Favre-Elf sichtlich: Gegen die Fünferkette und die Dreierreihe davor, die sich stets enorm schnell nach eigenen Angriffen zurückzogen, war kein Kraut gewachsen. Das lag ferner auch an der Ideenlosigkeit der Gäste. Chancen? Fehlanzeige bis zur Pause! Youngster Wellenreuther hatte kaum etwas zu tun, musste lediglich schwache Flanken oder harmlose "Schüsschen" aufnehmen. Da auch Schalke nach vorne wenig unternahm - nur Matip setzte noch einen ordentlichen Kopfball daneben (37.) - endete Durchgang eins mit eben jenem 1:0.
Der 20. Spieltag
Wellenreuther reißt die Hände aus
Offensiv Lücken reißen und zu Abschlüssen kommen - dies der Plan der Gladbacher zum Start in Durchgang zwei. Die Umsetzung aber stotterte gewaltig: Wieder war es der taktisch enorm sicher eingestellte Schalker Mauerverbund, der seine Fassade nicht einmal bröckeln ließ. Viele zähe Minuten boten sich den Zuschauern.
Erst in Minute 65 riss das Publikum wieder die Augen weit auf, denn eine Großchance war angesagt: Brouwers chippte das Leder sehenswert in den Rücken der Abwehr und auf den mittlerweile eingewechselten Traoré. Der Joker zog aus spitzem Winkel schnell ab, scheiterte allerdings an einem guten Reflex von Wellenreuther, der sich trotz wenig Arbeit bis hierhin hellwach zeigte. Der Weckruf für die Fohlen für eine Schlussoffensive? Zunächst nicht: Choupo-Moting eilte nach einem erneuten fatalen Aufbaufehler auf den Strafraum zu, legte rechts ab für Boateng. Der kam aber nicht zum Schuss, da ein Fuß der Gäste gerade noch dazwischenfunkte (70.).
Schalkes Mauermeister
Granit Xhaka & Co. bemühten sich stets gegen den Schalker Defensivkreisel, doch es gelang extrem wenig. Getty Images
Immer weiter schmolz aus Gladbacher Sicht die verfügbare Zeit, und weiterhin fehlte die zündende Idee. Kurzum: auch bis zum Spielende. Denn es blieb beim 1:0, keine weitere Chance konnte mehr erspielt werden. Mit den drei Punkten dank einer defensiv extrem massiven blauen Mauer sprang S04 an Gladbach vorbei und vorübergehend auf Rang drei. Bemerkenswert: Die letzten 19 Bundesliga-Partien, in denen Schalke zur Pause geführt hatte, wurden gewonnen. Außerdem besticht die Abwehr seit geraumer Zeit in den ersten 45 Minuten: Jeweils stand nach der ersten Halbzeit kein Gegentor zu Buche: 1:0 gegen Gladbach, davor 0:0 bei Bayern (Endstand 1:1), 1:0 gegen Hannover (Endstand 1:0) und dem 0:0 gegen den HSV.
Am kommenden Samstag (18.30 Uhr) gastiert der FC Schalke zum Abendspiel bei Eintracht Frankfurt, bereits drei Stunden eher erwartet Borussia Mönchengladbach den 1. FC Köln zum rheinischen Derby.