Hannover aktiv, aber glücklos
Hamburgs Trainer Joe Zinnbauer platzierte nach dem 3:0 in Paderborn Winter-Neuzugang Diaz erstmals in der Startelf. Dafür musste Jiracek auf die Bank ausweichen. Hannovers Coach Tayfun Korkut vertraute auf dasselbe Personal vom 1:1 gegen Mainz .
96 begann mutig, stand im 4-2-3-1-System sehr hoch und schob auch mit den Außenverteidigern immer wieder offensiv mit an. Ein Aktivposten war aber vor allem Zehner Stindl, der immer wieder hinter und in der Spitze wirbelte und erste gute Möglichkeiten für die Niedersachen verzeichnete (6., 8.). Der HSV war von diesem forschen Auftreten sichtlich beeindruckt, stand recht tief und operierte gegen pressende Gäste bevorzugt mit langen Bällen nach vorne. Insgesamt war das Hamburger Spiel aber deutlich zu fehlerbelastet. In der Anfangsviertelstunde brachten die Hanseaten gerade einmal 55 Prozent der Pässe zum Mitspieler. Gefahr deuteten die Hausherren lediglich mit Standards und hohen Hereingaben an. Mit Olic stand aber kein typischer Kopfball-Verwerter im Sturmzentrum.
Elfmeter-Held Drobny und Pechvogel Marcelo
Der 20. Spieltag
In der 22. Minute bekam Hannover dann die verdiente Führung auf dem Silbertablett serviert: Van der Vaart stoppte den in den Strafraum drängenden Sané mit einem Foul. Den fälligen Elfmeter von Joselu aber entschärfte Elfmeter-Held Drobny mit einer Parade (23.). Doch es kam noch schlimmer für 96: Wenig später flankte Stieber von links in den Sechzehner, wo Marcelo der Klärungsversuch misslang und den Ball mit dem rechten Knie unfreiwillig über Torwart Zieler hinweg ins Tor hob (26.).
Die 1:0-Führung spielte dem HSV voll in die Karten. Die Hamburger zogen sich in die eigene Hälfte zurück, stellten das Zentrum zu und gaben den Niedersachsen nur wenig Raum und Zeit zum Handeln. Entlastungsangriffe setzten die Hanseaten nur punktuell. Wenn überhaupt, ging es bei den Hausherren über die linke Außenbahn nach vorne, wo das Duo Marcos/Jansen deutlich mehr Betrieb machte als auf der anderen Seite Westermann/Müller. Die Gäste blieben hingegen aktiv, bissen sich an der gegnerischen Defensive aber die Zähne aus. Stindl (33.) und Briand (44.) verbuchten zumindest noch Möglichkeiten für 96.
Marcelo: Vom Pechvogel zum Unglücksraben
Zur Pause wurde fleißig getauscht: Zinnbauer brachte Götz und Jiracek, Korkut schickte Joao Pereira (Bundesliga-Debüt) auf den Rasen. Für Hannover aber nahm ein denkbar unglücklicher Abend seinen Lauf. Nach einer guten Balleroberung von Jiracek im Mittelfeld schaltete Müller schnell um und schickte Jansen auf die Reise. Der Linksfuß zog aus 20 Metern wuchtig ab. Sein auf das rechte Toreck abgefeuerter Schuss aber wurde erneut von Pechvogel Marcelo abgefälscht, sodass die Kugel unten links einschlug - keine Chance für Zieler und 2:0 für Hamburg (50.).
Auch nach der dritten bitteren Pille für 96 an diesem Abend, steckten die Roten nicht auf. In nahezu allen Belangen (Torschüsse, Ballbesitz, Pass- und Zweikampfquote) waren die Gäste die bessere Mannschaft, mussten aber beinahe das 0:3 hinnehmen, als Diaz einen direkten Freistoß nur um Haaresbreite neben den linken Pfosten setzte (56.). Korkut reagierte, brachte mit Sobiech einen zusätzlichen Stürmer (63.) und sorgte somit für einen weiteren Impuls. Erst prüfte Sané Drobny per Kopf (64.), dann herrschte nach einer Ecke Chaos im HSV-Strafraum: Unglücksrabe Marcelo traf aus kurzer Distanz nur die Latte, doch Joker Sobiech war zur Stelle und staubte per Kopfball ab - 1:2 (66.).
Heiße Schlussphase
Nun hatte 96 Blut geleckt und drängte vehement nach vorne. Joselu prüfte Drobny mit einem Fallrückzieher aufs rechte Kreuzeck (68.). Hamburg igelte sich defensiv ein und lauerte vorne auf Kontermöglichkeiten. Eine solche verbuchte Stieber, der plötzlich frei vor Zieler auftauchte, aber an einem Blitz-Reflex des Keepers scheiterte (70.). In der Schlussphase warf Hannover dann alles nach vorne. Briand (83.) sowie der eingewechselte Bittencourt (86.) hatten das 2:2 auf dem Fuß, doch das Tor wollte einfach nicht fallen. Auch nicht, als Stindl in der Nachspielzeit einen 20-Meter-Freistoß an den Außenpfosten setzte (90.+1).
Für Hamburg geht es am nächsten Samstag (15.30 Uhr) auswärts gegen den Ligaprimus Bayern München. Hannover empfängt tags darauf (17.30 Uhr) den Aufsteiger aus Paderborn.