Union-Coach Norbert Düwel vertraute exakt der Formation, die am Montagabend ein hart umkämpftes 1:1 beim VfL Bochum ergatterte. Heißt auch: Die beiden frisch ausgeliehenen Thiel (aus Köln) und Kobylanski (Bremen) waren nicht dabei, letzterer schaffte es wenigstens in den Kader. FCN-Cheftrainer Valerien Ismael tauschte nach dem 0:1 gegen Frankfurt dreimal Personal. Er brachte die neuesten Neuzugänge Candeias (zuletzt Benfica) und Celustka (Sunderland) sowie Petrak. Stark, Mlapa und Pachonik wichen dafür auf die Bank.
Koch zweikampf-, Candeias schussstark
Der Club startete nach drei Pflichtspielpleiten am Stück keinesfalls ohne Selbstvertrauen. Die flinke Offensive um Sylvestr, Gebhart und Candeias war im Spiel gegen den Ball sehr diszipliniert und erzwang einige Union-Fehlpässe im Aufbau. Die erste Möglichkeit hatten dennoch die Eisernen, als Jopek einen Freistoß an die Querlatte schlenzte (4.). Der Club machte es besser, er nutzte seinen ersten Abschluss direkt. Koch erkämpfte sich in der Mitte der Union-Hälfte gegen Özbek und Schönheim den Ball und leitete sofort auf Candeias weiter. Der Portugiese fackelte nicht lange und drosch das Leder aus 22 Metern in die kurze Ecke (7.) - kein schlechter Einstand im deutschen Profifußball.
Union reagierte geschockt und agierte vornehmlich mit langen Bällen in den Club-Strafraum. Doch Pinola & Co. waren so nicht in Verlegenheit zu bringen. Auf der Gegenseite gab das Tor dem krisengeschüttelten FCN sichtlich Aufwind. Mit der Führung im Rücken und den schnellen Angreifern ließ es sich bestens kontern. Schöpf wurde erst von Leistner geblockt (20.), dann fand er in Haas seinen Meister (23.). Sieben Zeigerumdrehungen später war dann aber auch Haas machtlos: Candeias wackelte Leistner aus und flankte in die Mitte, wo Gebhart - anders als Gegenspieler Trimmel - zum Ball ging und aus kurzer Distanz einnickte (30.).
Der 4. Spieltag
Dausch sieht Rot
Erst jetzt wachte Berlin auf und kam mit wütenden Angriffen zu besten Chancen (Brandy 32., Trimmel 38.). Zudem nahm Trainer Düwel Özbek heraus und setzte fortan auf eine Doppelspitze mit Kobylanski und Brandy. Doch statt eines Anschlusstreffers mussten die Hauptstädter den nächsten Rückschlag wegstecken: Weil Dausch Candeias auflaufen ließ, zückte Schiedsrichter Willenborg die Rote Karte (45.). Pause.
Trotz der Überzahl blieb sich der 1. FC Nürnberg nach Wiederanpfiff treu und erwartete die Hauptstädter in der eigenen Hälfte. So hatte Union deutlich mehr Ballbesitz und in Kobylanski (51.) und Kreilach (54.) auch Halbchancen. Der Club lauerte auf den einen, alles entscheidenden Konter, kam aber über gute Ansätze, zumeist über den agilen Candeias, nicht heraus. So scheuten beide Teams das große Risiko, was das Spielgeschehen zunehmend zäh werden ließ.
Auch Trimmel fliegt
Als Trimmel dann mit der offenen Sohle gegen Petrak einstieg, leistete er seiner Mannschaft einen Bärendienst. Denn erst vier Minuten zuvor war er bereits verwarnt worden, Schiedsrichter Willenborg zückte Gelb-Rot (63.). Während bei den Eisernen alles in die Hose ging, klappte auf der Gegenseite umso mehr. Ismael brachte Mlapa für Sylvestr und nur Sekunden später drehte ebendieser Mlapa auch schon zum Jubeln ab. Haas hatte einen Gebhart-Schuss nach vorne klatschen lassen und der Joker stand goldrichtig (68.).
Spätestens jetzt war die Partie endgültig gelaufen. Union konnte nicht mehr, der Club wollte nur noch ab und an angreifen. So markierte Koch noch das 4:0 (78.), danach war die Luft raus. Die Nürnberger schoben sich die Kugel entspannt hin und her, die Hauptstädter hatten aufgesteckt.
Am Sonntag (13.30 Uhr) den 14. September gastieren die Eisernen von Union Berlin beim FC Heidenheim, während der Club einen Tag später um 20.15 Uhr Heimrecht gegen Fortuna Düsseldorf hat.