kicker

Mourinho und Guardiola: Wie aus Freunden Fremde wurden

17. Duell am Samstag in Manchester

Mourinho und Guardiola: Wie aus Freunden Fremde wurden

Treffpunkt Old Trafford: Zlatan Ibrahimovic, Pep Guardiola und José Mourinho sehen sich am Samstag wieder.

Treffpunkt Old Trafford: Zlatan Ibrahimovic, Pep Guardiola und José Mourinho sehen sich am Samstag wieder. imago

Ja, es gibt sie wirklich, die Fotos, auf denen sich Pep Guardiola und José Mourinho umarmen. Sie sind nur schon ein wenig älter. Vom Januar 2011 zum Beispiel, als Guardiola Mourinho zum Titel "Welttrainer des Jahres 2010" gratuliert. Von 2009, als sich beide mit Barcelona und Inter Mailand in der Champions League begegnen. Oder von 1997, als Barcelona gerade den Europapokal der Pokalsieger gewonnen hat. "Ich habe immer noch ein Foto von dieser Umarmung", verriet Mourinho später einmal. "Wir standen uns sehr nahe."

Mourinho war damals Übersetzer von Barça-Coach Bobby Robson, Guardiola dessen Mittelfeldstratege. Zwei junge Männer - Mourinho 34, Guardiola 26 -, die sich gut verstanden, weil sie den Fußball mit ähnlicher Leidenschaft sezierten. Vier Jahre lang arbeiteten sie beide Seite an Seite für den Erfolg des FC Barcelona. Doch wann wurden aus herzlichen Umarmungen professionelle? Wann aus professionellen Umarmungen kühle Handshakes? Wann nahm die spektakulärste Trainer-Rivalität der Neuzeit, die am Samstag (13.30 Uhr, LIVE! bei kicker.de) im Manchester-Derby ihre Fortsetzung findet, ihren Ursprung? Das kann man erstaunlich genau sagen. Es war im Frühjahr 2008.

Premier League - 4. Spieltag
mehr Infos
Premier League - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
Manchester City Manchester City
12
2
FC Chelsea FC Chelsea
10
3
FC Everton FC Everton
10
Trainersteckbrief Mourinho
Mourinho

Mourinho José

Trainersteckbrief Guardiola
Guardiola

Guardiola Josep

Barça bleibe immer in seinem Herzen, sagte Mourinho 2000

Der FC Barcelona suchte einen Nachfolger für Frank Rijkaard und hatte am Ende, so verriet es der damalige Vorstandsboss Ferran Soriano später in seinem Buch "Gol", nur noch zwei Kandidaten in der engsten Auswahl: Mourinho, der einige Monate vorher beim FC Chelsea entlassen worden war, oder Guardiola, der inzwischen Barças zweite Mannschaft trainierte, ansonsten aber über keinerlei Trainererfahrung verfügte. "Es war klar", schreibt Soriano, "dass Mourinho ein großartiger Coach war. Aber wir hatten das Gefühl, Guardiola wäre noch besser."

Mit aller Macht hatte Mourinho zu dem Klub zurückgestrebt, den er bei seinem Abschied 2000 "für immer in seinem Herzen" tragen wollte. Und dann bekam Guardiola den Zuschlag, der Novize, den er, so heißt es, sogar schon als seinen Co-Trainer im Visier gehabt hatte. Was wäre das für ein Trainerduo geworden? Man wird es nie erfahren. Guardiola gewann am Saisonende das Triple, als Chefcoach, ohne Mourinho.

Jedes Mal, wenn ich gegen Pep spiele, ist meine Mannschaft am Ende zu zehnt. Muss irgendeine UEFA-Regel sein.

José Mourinho

16-mal duellierten sich beide Trainer seitdem. Klar, natürlich duellierten sich Inter und Barcelona oder Real Madrid und Barcelona, doch beide taten allerhand dafür, dass es Duelle zweier Trainer wurden, hitzige, hässliche Duelle. Einmal, nach Inters Halbinfaltriumph in der Champions League im Camp Nou 2010, jubelte Mourinho so übertrieben ausgelassen, dass ihm Barça-Keeper Victor Valdes den gen Himmel gestreckten Zeigfinger herunterreißen wollte. Später, als er schon bei Real übernommen hatte, verdächtigte Mourinho Barça, wegen Unicef bevorzugt zu werden ; oder er drückte Guardiolas Assistenten Tito Vilanova kurzerhand den Finger ins Auge . "Jedes Mal, wenn ich gegen Pep spiele, ist meine Mannschaft am Ende zu zehnt. Muss irgendeine UEFA-Regel sein", meinte "The Special One" in dieser Zeit einmal.

Welch ein Schnappschuss! Juan Carlos Busquets (Vater von Sergio Busquets), Luis Enrique (heutiger Barça-Trainer), José Mourinho und Pep Guardiola (v.l.) 1996 auf dem Weg zum Training.

Welch ein Schnappschuss! Juan Carlos Busquets (Vater von Sergio Busquets), Luis Enrique (heutiger Barça-Trainer), José Mourinho und Pep Guardiola (v.l.) 1996 auf dem Weg zum Training. imago

Während sich Mourinho, der Verschmähte, bei jeder Gelegenheit als Antithese zum FC Barcelona definierte, ließ Guardiola (Bilanz gegen Mourinho: 16 Spiele, 7 Siege, 6 Remis) Ergebnisse sprechen, meistens zumindest. "Im Pressraum ist er der verdammte Boss", platzte es - freundlich übersetzt - 2011 aus dem besonnenen Katalanen heraus. "Ich möchte ihn nur daran erinnern, dass wir zusammengearbeitet haben, er und ich, für vier Jahre. Er kennt mich und ich kenne ihn. Ich versuche, von José auf dem Rasen zu lernen, aber lieber so wenig wie möglich daneben."

Es war offensichtlich: Mourinho und Guardiola waren besessen voneinander. Mourinho inszenierte sich als der Böse, der Laute, Guardiola sich als Purist, als Ästhet. Guardiola wollte mit Stil gewinnen. Mourinho wollte gewinnen.

Was Persönlichkeit und Führungsstil angeht, ähneln sie sich sehr.

Xabi Alonso

"Wenn Mourinho einen Raum erleuchtet, zieht Guardiola die Vorhänge zu", steht in Zlatan Ibrahimovics Biografie. Zwei Menschen also, wie sie verschiedener nicht sein könnten? Vielleicht auch nur zwei Inszenierungen, wie sie verschiedener nicht sein könnten. Xabi Alonso, der wie Ibrahimovic beide Trainer erlebte, sieht jedenfalls mehr Gemeinsamkeiten als Gegensätze. "Beim Fußball haben sie ihre eigenen Ideen, ihren eigenen Ansatz. Da sind sie sehr unterschiedlich", sagte der Spanier am Mittwoch. "Aber was Persönlichkeit und Führungsstil angeht, ähneln sie sich sehr. Sie kitzeln das Beste aus ihren Spielern heraus, sind immer fordernd. Und sie wollen immer alles analysieren." Das haben beide aus Barcelona mitgenommen.

"Es gibt Leute, viel intelligenter als ich, die es hinbekommen, ein Image von sich zu verkaufen, das komplett gegensätzlich zu meinem ist. Tief im Inneren sind sie aber genauso wie ich", sagte Mourinho als Real-Trainer. "Wenn das stimmt", antwortete Guardiola, "habe ich etwas falsch gemacht."

Jörn Petersen

Mourinho vs. Guardiola: Stationen einer Fehde