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Schreckgespenst Stark und die UNICEF: José Mourinhos Verschwörungstheorien

UEFA eröffnet Disziplinarverfahren

Schreckgespenst Stark und die UNICEF: José Mourinhos Verschwörungstheorien

Daumen hoch! José Mourinho zeigt, was er von seinem Platzverweis hält. Links Pep Guardiola.

Daumen hoch! José Mourinho zeigt, was er von seinem Platzverweis hält. Links Pep Guardiola. Getty Images

"Es ist ein Skandal. Ich würde mich an Guardiolas Stelle schämen, so zu gewinnen. Ich weiß nicht, woher Barça nur all diese Macht bekommt. Vielleicht liegt es ja daran, dass sie UNICEF eine Plattform als Werbepartner auf ihren Trikots geben", holte Mourinho nach dem dritten Teil des Clasico-Marathons aus.

"The Special One" war in der 63. Minute vom deutschen Referee Wolfgang Stark auf die Tribüne verbannt worden. Sein höhnischer Applaus als Reaktion auf die Rote Karte gegen Reals Pepe (61.) brachte das Faß aus Sicht Starks offensichtlich zum Überlaufen. Im Zuschauerbereich sitzend wurde Mourinho anschließend von Kameras gefilmt, wie er verbotenerweise einen Zettel mit Anweisungen an einen Assistenten weiterreichte.

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Dass Mourinho nach Spielschluss wieder einmal Verschwörungstheorien platzierte, ruft nun den FC Barcelona auf den Plan. Der amtierende Meister, der aktuell wieder auf Titelkurs navigiert und im Pokalfinale am vergangenen Mittwoch Real mit 0:1 nach Verlängerung unterlegen war, will bei der UEFA Anklage gegen Mourinho stellen. Die Katalanen prüften dies bereits in der Nacht zum Donnerstag.

"Mourinho kritisierte in der Pressekonferenz den Schiedsrichter Wolfgang Stark heftig, zudem erklärte er, die UEFA würde Barcelona bevorzugen. Deshalb prüfen wir derzeit eine Meldung bei der UEFA-Diszilpinarkommission", heißt es auf der Website der Blaugrana.

Wolfgang Stark hatte schon im Vorfeld der Partie für Diskussionen gesorgt. Übel aufgestoßen war dem Real-Coach die Bemerkung seines Gegenübers Guardiola, Mourinho wäre "überglücklich", sollte dessen portugiesischer Landsmann Pedro Proenca als Schiedsrichter für das CL-Duell zwischen den Erzrivalen ausgewählt werden. Nominiert wurde Wolfgang Stark aus dem niederbayrischen Ergolding - kommentiert von Mourinho. Barça habe erfolgreich "Druck ausgeübt", damit es nicht Proenca werde. Die Real-nahe "Marca" hatte ferner ausgeführt, dass Stark ein Anhänger von Weltfußballer Lionel Messi sei und sich von diesem auch schon ein Trikot habe schenken lassen.

Wolfgang Stark im Gespräch mit Javier Mascherano, Carles Puyol und Xabi Alonso (re.)

Wolfgang Stark im Gespräch mit Javier Mascherano, Carles Puyol und Xabi Alonso (re.). Getty Images

Neutral betrachtet hatte Stark diese hochbrisante Partie gut im Griff. Zwei Rote Karten - einmal für rohes Spiel gegen Pepe, einmal für eine Tätlichkeit von Barça-Ersatzkeeper Pinto auf dem Weg in die Kabinen -, fünf Gelbe Karten und der Platzverweis gegen Mourinho waren angemessen. Stark lag bei der Unzahl von Nickligkeiten fast immer richtig in seiner Beurteilung und behielt auch bei den hitzigen Diskussionen kühlen Kopf - kicker-Note 1. Auch der deutsche Schiedsrichterchef Herbert Fandel sprach ein dickes Lob an seinen Schützling aus: "Ich habe ihn nach dem Spiel angerufen. Dabei habe ich ihm zu seiner Leistung gratuliert und meine Freude zum Ausdruck gebracht", sagte Fandel dem SID: "Für uns Verantwortliche ist es natürlich toll, wenn unsere Nummer eins so eine erstklassige Leistung abliefert."

"Warum Övrebö? Warum Busacca? Warum De Bleeckere? Warum Stark?"

Das dürfte Mourinho nicht gerade schmecken. "Wenn ich zum Schiedsrichter und zu der UEFA sagen würde, was ich denke und fühle, würde meine Karriere heute enden. Stattdessen will ich nur eine Frage stellen, die mir hoffentlich eines Tages beantwortet werden wird: Warum? Warum? Warum Övrebö? Warum Busacca? Warum De Bleeckere? Warum Stark? Warum?"

Stark hat es in die Galerie der Schreckgespenster Reals geschafft.

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Die genannten Schiedsrichter haben den FC Barcelona in der Vergangenheit vermeintlich klar bevorzugt. So versagte beispielsweise der Norweger Övrebö im Halbfinal-Rückspiel der Saison 2008/09 dem FC Chelsea gegen Barça gleich mehrfach einen Elfmeter, am Ende schieden die Londoner um Michael Ballack durch ein Iniesta-Tor in der Nachspielzeit aus und verpassten das Finale von Rom gegen ManUnited. Övrebös schwache Leistung an diesem Abend - der Norweger erhielt danach Morddrohungen - kann sicherlich nicht mit Starks Spielregie am Mittwoch im Bernabeu verglichen werden (Mourinho tut dies.) Wobei die Hauptstadt-Sportpresse in Spanien die Rote Karte gegen Pepe als "überzogen" (Marca) einstufte und Stark vorwarf, den Klassiker "verschlungen" zu haben (As). Auch der für Mesut Özil zur Pause eingewechselte Emmanuel Adebayor empfand den Platzverweis gegen Pepe als zu hart und bezichtigte die Barça-Seite - Spieler, Trainer, Betreuer und Fans - der Schauspielerei .

Noch nicht genug der Trainer-Polemik? Mourinho hatte noch einen weiteren Seitenhieb für Pep Guardiola parat, mit dem er einst jahrelang beim FC Barcelona zusammengearbeitet hatte (Mourinho gehörte dem Trainerstab an, Guardiola spielte damals noch): "Ich wünsche Josep Guardiola, dass er diesen Wettbewerb eines Tages auf ehrliche Art und Weise gewinnt."