Gladbachs Interimscoach Andre Schubert wechselte im Vergleich zum 1:2 gegen Manchester City zweimal - einmal gezwungenermaßen, einmal freiwillig: Sippel stand für Sommer (Nasenbeinbruch) im Tor, Traoré ersetzte Herrmann, der zunächst auf der Bank Platz nahm. Für Sippel war es nicht nur das Pflichtspiel-Debüt für die Fohlen, sondern auch der erste Bundesliga-Einsatz seit Mai 2012.
Gleich viermal tauschte Wolfsburgs Trainer Dieter Hecking gegenüber dem 1:2 bei Manchester United Personal. Klose, Jung, Schäfer und Schürrle ersetzten Dante, Träsch, Draxler und Dost, die auf die Bank rotierten. Schäfer begann links im Mittelfeld.
Die Kontrahenten störten in der Anfangsphase jeweils mit frühem Pressing den Aufbau des Gegners und lauerten auf Fehler, um überfallartig umschalten zu können. Die Defensivreihen standen gut, der erste konstruktive Angriff gelang der Borussia unter unabsichtlicher Mithilfe von Naldo, von dem der Ball nach einer schnellen Kombination zu Stindl prallte, der aus zehn Metern am Pfosten scheiterte (12.). Auf der Gegenseite bestand Sippel gegen Wolfsburgs einzige Spitze, Schürrle, seine erste Bewährungsprobe (14.).
Dann sollte das Schiedsrichter-Gespann in den Blickpunkt rücken. Nach Sololauf steckte Caligiuri durch auf Schürrle, der den Ball an Sippel vorbeispitzelte und danach zu Fall kam - nach einiger Aufregung und Unsicherheit auf beiden Seiten entschied Referee Felix Zwayer auf Abstoß - Gladbachs Elfmeter-Dilemma fand also keine Fortsetzung (18.).
Dem VfL-Duell fehlten die großen spielerischen Höhepunkte. An der Einstellung mangelte es nicht, aber für die Offensiv- gab es gegen starke Abwehrreihen kaum ein Durchkommen, es fehlte auch an Frische und Inspiration. Traoré bei der Borussia (25.) und Schäfer bei den Wölfen (35.) hatten ihr Visier zudem nicht richtig eingestellt.
Ein Erfolgserlebnis für die Fohlen verhinderten allerdings auch zwei falsche Abseitspfiffe: Sowohl Stindl (21.) als auch Johnson (32.) tauchten frei vor Benaglio auf, wurden aber Opfer einer Fehlentscheidung. In den Minuten vor der Pause sank das Niveau in den Keller. Vor den Toren tat sich nichts, Härte kam ins Spiel, Gelbe Karten für Schäfer sowie Xhaka und Johnson waren die Folge.
Der 8. Spieltag
Die Schubert-Schützlinge investierten nach dem Wechsel mehr, deutlich zu spüren war nun der Wille der Borussia, das Spiel für sich zu entscheiden. Kloses Rettungstat per Kopfball landete auf dem eigenen Tordach (52.), Gladbacher Elfmeterreklamationen nach Traorés Flanke und Guilavoguis unabsichtlichem Handspiel verpufften richtigerweise (55.), Stindls Distanzschuss flog einen Meter vorbei (60.).
Hecking auf die Tribüne
Nach knapp zehn Minuten Leerlauf suchten beide Trainer mit den ersten Einwechslungen nach Inspiration. Nordtveit und Herrmann für Dahoud und Johnson sowie Dost für Schäfer kamen. Caligiuri meldete dann zunächst die Wölfe mit einem gefährlichen 20-Meter-Schuss im zweiten Durchgang an (70.). Hecking reklamierte in den nächsten Minuten an der Seitenlinie, Zwayer hatte davon genug und schickte den Coach auf die Tribüne (74.).
Gladbacher Doppelschlag
Und es brachen die entscheidenden Minuten an: Raffael gewann an der Seitenlinie das Bodenduell gegen Klose. Der Brasilianer nahm den Kopf hoch und legte quer auf Nordtveit, dessen Volleyschuss aus 20 Metern ins linke Eck sauste - 1:0 (76.)! Und wenig später war der Doppelschlag perfekt: Herrlicher Diagonalpass von Stindl auf Traoré, der seine Geschwindigkeitsvorteile gegen Rodriguez ausspielte, enteilte und frei vor Benaglio ins linke Eck einschob (79.).
Die Offensivbemühungen der müden Niedersachsen in der Endphase prallten an der Defensive der Fohlen ab, die sich für einen erhöhten läuferischen Aufwand belohnten und damit unter Schubert den dritten Sieg in Serie feierten.
Gladbach spielt nach der Länderspielpause am 17. Oktober (18.30 Uhr) bei Eintracht Frankfurt, Wolfsburg tritt drei Stunden vorher im eigenen Stadion gegen Hoffenheim an.