HSV-Coach Armin Veh brachte im Vergleich zur 0:1-Niederlage in Freiburg drei Neue: Benjamin, Jarolim und Guerrero verdrängten Rincon, Torun und Son aus der Anfangself. Darüber hinaus gab es bei den Hamburgern eine Systemänderung. Veh gab seine Formation mit zwei "Sechsern" auf und ließ seine Elf mit einer Raute beginnen.
Leverkusens Trainer Jupp Heynckes indes tauschte nach dem knappen 3:2-Heimerfolg im Derby gegen Köln auf zwei Positionen: Rolfes kam für Hyypiä, Reinartz rückte dafür in die Innenverteidigung. Außerdem stürmte Derdiyok anstelle von Helmes.
Die Hamburger waren von Beginn an darum bemüht, das Spiel an sich zu reißen und Ball und Gegner zu kontrollieren. Das gelang jedoch nicht in der Art und Weise, wie es sich manch ein HSV-Fan gewünscht hätte. So dauerte es bis zur 15. Minute, ehe es brenzlig wurde. Van Nistelrooy zielte aber vom linken Strafraumeck zu ungenau.
Der 16. Spieltag
Bayer verstand es, Gefahr vom eigenen Kasten fernzuhalten. Die "Werkself" arbeitete gut gegen den Ball und gewährte den Gastgebern kaum Räume. Über schnelle Konter setzten die Leverkusener zudem Nadelstiche, so auch nach 20 Minuten: Zé Robertos flapsiges Zuspiel landete bei Vidal, der sehenswert genau in den Lauf zu Derdiyok passte. Der Schweizer hatte nur noch Rost vor sich, zog aber gegen diesen im Eins-gegen-eins den Kürzeren.
Die Hanseaten waren spielbestimmend, ohne dabei aber zwingend zu sein. Der HSV hatte bis dato über 60 Prozent Ballbesitz, machte daraus aber viel zu wenig und wurde nach einer halben Stunde eiskalt erwischt. Bei einem der schnellen Angriffe der Leverkusener verloren die Hamburger ein wenig die Ordnung, sodass Vidal eine Barnetta-Flanke von rechts per Kopf ans linke Eck verlängern konnte. Dort stand Sam goldrichtig und netzte sicher ein.
Nach dem Schock brauchten die Hamburger eine Zeit, um sich wieder zu fangen. Zwischenzeitlich durften sie sich bei Rost bedanken, der gegen Vidal die Oberhand behielt und dadurch einen noch höheren Rückstand verhinderte (35.). Vier Minuten später ergab sich für Pitroipa unverhofft die ganz dicke Gelegenheit zum Ausgleich. Der 24-Jährige schlug aber vier Meter vor dem Tor freistehend über den Ball, sodass Adler die Kugel locker aufnehmen konnte. Weil aber auch Renato Augusto auf der Gegenseite ohne Fortune blieb (43.), ging es letztlich ohne weitere Treffer in die Kabinen.
Paukenschlag nach dem Seitenwechsel
Spiegelverkehrt: Hamburgs Pitroipa im Duell mit Renato Augusto (re.). picture alliance
Armin Veh verzichtete auf personelle Änderungen zum Seitenwechsel. Anscheinend hatte er aber in der Halbzeit die richtigen Worte gefunden, denn plötzlich trat der HSV stark verbessert auf und gab durch Trochowski gleich einen ersten Warnschuss ab (46.). Nur zwei Minuten danach war der Ausgleich geschafft - nur kein Hamburger hatte getroffen: Vidal lenkte den Ball nach einer Ecke unter Mithilfe des rechten Innenpfostens unglücklich ins eigene Netz.
Das Tor gab allerdings nicht den Hanseaten Auftrieb, vielmehr erhöhte Leverkusen fortan die Schlagzahl. Die neuerliche Führung blieb den Gästen zunächst jedoch verwehrt, denn Barnetta (53.), Derdiyok (54.) und Renato Augusto (60.) agierten zu unpräzise. So war es dann wieder Vidal, der seine Torjägerqualitäten unter Beweis stellte: Nach einer Ecke von rechts herrschte Verwirrung im HSV-Strafraum, der Ball landete beim Chilenen, der diesmal per Kopf ins "richtige" Tor vollendete (61.). Kurz darauf sorgte Renato Augusto, der wunderbar von Castro bedient worden war, für die Entscheidung. Der Brasilianer lupfte das Leder aus spitzem Winkel über Rost hinweg ins lange Eck zum 3:1 (66.).
Die Veh-Elf steckte nun die Köpfe in den Sand und zeigte kaum ein Aufbäumen mehr. Bayer wollte indes mehr und erhöhte nochmals durch Renato Augusto, der aus extrem spitzem Winkel von der rechten Seite traf. Rost hatte das Leder in dieser Szene unglücklich abgefälscht (78.), so dass die Aktion als Eigentor gewertet wird. Nur eine Minute später war der alte Abstand allerdings wiederhergestellt: Guerreros Drehschuss knallte noch an den rechten Pfosten, doch der mittlerweile eingewechselte Elia stand richtig und staubte zum 2:4 ab. Jetzt wachten die Hanseaten auf, konnten die verdiente Niederlage letztlich aber nicht mehr abwenden, auch weil van Nistelrooy per Kopf gegen Adler den Kürzeren zog (87.).
Die "Werkself" muss bereits am Donnerstag in der Europa League wieder antreten: Um 19 Uhr gastiert Atletico Madrid in Leverkusen. Am Sonntag empfangen die Heynckes-Schützlinge dann den SC Freiburg in der Bundesliga. Bereits am Freitag zuvor ist der HSV in der Fremde gegen Mönchengladbach gefordert.