Nach dem 2:2 im Saisoneröffnungsspiel gegen den BVB änderte Hertha-Coach Huub Stevens sein Team auf einer Position: Für Schmidt rückte der brasilianische Neuzugang Nené in die Startelf. Der neue Mann fungierte als linkes Glied in der Dreier-Abwehrkette. Neuendorf spielte im linken Mittelfeld. VfB-Trainer Felix Magath musste gegenüber der 0:1-Niederlage im UI-Cup bei OSC Lille auf Bordon (Bauchmuskelzerrung) und Soldo (Fersensporn) verzichten. Die so entstandenen Löcher sollten in der Abwehr Schneider und im defensiven Mittelfeld Todt stopfen. Zudem rotierte der Neu-Stuttgarter Mutzel in die Mannschaft. Für ihn blieb Tiffert draußen.
Die Elf von Trainer Stevens, der seine Premiere vor heimischem Publikum gab, nahm von Beginn an das Heft in die Hand. Doch die Schwaben machten die Räume eng und ließen Marcelinho & Co kaum ein Durchkommen, so stockte die Partie vor allem bei den Offensivbemühungen. Was der VfB praktizierte glich eher Rasenschach, denn spektakulärem Angriffs-Fußball. In der 14. Minute sorgte Dundee für einen Paukenschlag im Olympiastadion: Hinkel flankte den Ball flach vor das Tor. Die Hertha-Deckung agierte viel zu nachlässig, so dass das Krokodil frei stand und das Leder aus sieben Metern nur einzuschieben brauchte. Die Berliner waren in der Folgezeit völlig von der Rolle, kamen nicht mehr in Tritt. Das Sturmtrio Goor/Preetz/Alves hing in der Luft, keine einzige Flanke kam an. Die Stuttgarter tankten durch das Tor Selbstvertrauen und gestalteten das Spiel. Die Schwaben schafften es, den Defensivbereich so gut zu organisieren, dass der Ausfall der Stützen Bordon und Soldo nicht bemerkbar war. Erst nach einer halben Stunde befreiten sich die Gastgeber, wurden mutiger vor dem Tor von Hildebrand. So hatte Alves in der 34. Minute die erste wirklich gute Chance für die Berliner: Preetz legte für die Diva auf. Den Schlenzer des Brasilianers parierte der VfB-Schlussmann reflexartig. Die Halbzeit-Führung war dennoch verdient, da die Schützlinge von Felix Magath taktisch geschickt und diszipliniert spielten.
Die zweite Hälfte fing da an, wo die erste aufgehört hat. Die Hauptstädter bemühten sich, rieben sich zum Teil auf, aber gegen die gut gestaffelte VfB-Deckung fand die Offensiv-Abteilung der Herthaner keine Mittel. Erst nach einer knappen Stunde erarbeitete sich die Stevens-Elf eine Möglichkeit, als Alves es mit vollem Risiko versuchte, aber den Himmel entgegen schoss. Die Einwechslung von Pinto (für Neuendorf) zahlte sich aus, denn mit dem Außenbahnspieler kam mehr Schwung und Risiko ins Angriffsspiel. In der 71. Minute war es dann soweit. Stevens wechselte unter tosendem Jubel den Weltmeister Luizao ein. Dardai musste seinen Platz räumen. Hertha steigerte von Minute zu Minute den Druck, doch es schien, dass sich der Liga-Pokal-Sieger am VfB die Zähne ausbiss. In der 85. Minute kam alles anders: Friedrich setzte sich in einer Einzelaktion gegen drei Stuttgarter durch und schloss mit einem platzierten Schuss aus 16 Metern ab zum Last-Minute-Ausgleich.
Die Stuttgarter beschränkten sich auf Defensiv-Fußball, denn nach dem 1:0 haben sie sich kaum noch vor dem Kasten von Kiraly blicken lassen. Das taktische Konzept schien aufzugehen, doch Friedrich bestrafte diese Passivität kurz vor Schluss. Damit kam es zu einer Punkteteilung, die für die Berliner unter dem Strich nicht unverdient war, da sie die aktivere Mannschaft war.