Im Vergleich zum 1:6 in Schottland am 29. März, als Lee Cascario den historischen ersten Pflichtspieltreffer in einer EM-Qualifikation für Gibraltar erzielt hatte, nahm Interimstrainer David Wilson vier Wechsel vor: Statt Robba, Wisemann, Artell und Bardon spielten Perez, Garcia, Gosling und Kyle Casciaro.
Wie schon beim 4:0 im Hinspiel entschied sich Bundestrainer Joachim Löw, einen Innenverteidiger zugunsten eines zusätzlichen Offensivakteurs zu opfern. Im Vergleich zum 1:2 im Freundschaftsspiel gegen die USA nahm Löw damit insgesamt drei personelle Wechsel vor: Statt Zieler, Mustafi und Rüdiger begannen Weidenfeller, Boateng und Bellarabi.
"Spaß und Freude über 90 Minuten" wollte Löw von seinen Akteuren sehen. Doch von Beginn an tat sich der Weltmeister gegen die bissig verteidigenden und immer wieder frech nach vorne startenden Gibraltarer schwer. Nach einem eher harmlosen Distanzschuss von Rudy (4.) war es auf der Gegenseite Walker, der mit einem Schuss aus der Ferne nur knapp am deutschen Gehäuse vorbeizielte (5.). Dennoch bot sich Deutschland in der 10. Minute die große Chance zur Führung, nachdem Gosling im eigenen Strafraum ungeschickt gegen Hector zu Werke ging, sodass dieser zu Fall kam. Doch Schweinsteiger scheiterte mit dem schwach geschossenen Foulelfmeter am gut reagierenden Keeper Perez.
Schürrle macht sich auf - Götze muss raus
Gruppe D, 6. Spieltag
Nach dem vergebenen Strafstoß stotterte der ohnehin schon nicht gut laufenden Kreativmotor der DFB-Elf noch mehr. Stattdessen war es Gibraltar, das nach einem Konter von Priestley, der an Weidenfeller scheiterte (17.), und durch einen Freistoß von Payas, den Weidenfeller erst im Nachfassen festhielt (21.), sogar die besseren Gelegenheiten in dieser Phase hatte. Immerhin kam Gündogan mit einem Schlenzer vom Strafraumrand einem deutschen Treffer zumindest nahe, doch sein Versuch landete knapp neben dem rechten Pfosten (19.).
Beinahe aus dem Nichts ging die Löw-Elf in der 28. Minute dann doch in Führung. Götze leitete in den Lauf von Schürrle weiter, der an einem Gegenspieler vorbeizog und dann flach rechts vorbei ins Tor einschob. Bitter allerdings für den Vorbereiter: Bei seinem Assist prallte der Münchner mit Joseph Chipolina zusammen und musste wenig später aufgrund einer Oberschenkelprellung (Löw: "Es ist keine Zerrung oder ein Faserriss. In ein paar Tagen dürfte das erledigt sein.") gegen Kruse ausgetauscht werden (36.). So oder so verlieh die Führung den deutschen Spielern kaum mehr Spielfreude. Stattdessen hätte Gosling bereits in der 31. Minute beinahe von einem Missverständnis zwischen Boateng und Hector im deutschen Strafraum profitieren können. Doch Weidenfeller rettete in höchster Not.
Elfmeter vergeben: Bastian Schweinsteiger (li.) scheitert an Jordan Perez (2.v.re.). imago
Kruse löst den Knoten
Nach einem Fünf-gegen-Vier-Konter der Hausherren vergab Lee Casciaro mit einem Distanzschuss, den Weidenfeller parierte, noch vor der Pause eine weitere Gelegenheit. Doch auch das DFB-Team hatte noch Chancen vor dem Halbzeitpfiff: Özil, der Schürrle als besser postierten Nebenmann ignorierte, scheiterte an Perez. Sekunden später parierte der Keeper auch stark und gerade noch vor der Torlinie gegen Herrmann (44.).
Erst nach der Pause sollte sich die deutsche Mannschaft gegen nun müde werdende Gibraltarer leichter tun. Schnell trafen Kruse, der einen gelungen Spielzug aus kürzester Distanz veredelte und Gündogan, der ins untere rechte Eck einschoss (47., 51.), zum 2:0 und 3:0. Damit war die Begegnung vorentschieden, auch wenn die Hausherren sich nicht aufgaben. Lee Casciaro verpasste mit einem von Weidenfeller noch abgelenkten Heber nur knapp einen Treffer (56.).
Im weiteren Verlauf war es aber der Weltmeister, der das Ergebnis am Ende standesgemäß gestaltete. Bellarabi nach Özil-Ablage (57.), Schürrle erst nach kleinem Gündogan-Antritt (65.) und wenig später zu seinem Dreierpack - erneut nach Özil-Vorarbeit - schraubten das Resultat auf 6:0. Den 7:0-Endstand stellte schließlich erneut Kruse mit einem Volleyschuss her (81.).
Am 7. Spieltag kommt es in Frankfurt am 4. September (20.45 Uhr) zum Topduell der DFB-Elf gegen Tabellenführer Polen. Zur gleichen Zeit empfängt Gibraltar in Faro Irland.