Europameisterschaft

Handball-EM: Frankreich krönt sich in Köln zum Europameister

Top-Favorit Dänemark entzaubert

Nach Verlängerung in Köln: Frankreich setzt Karabatic noch einmal die Krone auf

Kein Durchkommen: Mikkel Hansen scheitert mit seinem Freiwurf an Frankreichs Abwehr.

Kein Durchkommen: Mikkel Hansen scheitert mit seinem Freiwurf an Frankreichs Abwehr. Sascha Klahn

Aus Köln berichtet Maximilian Schmidt

Mit Spannung wurde das EM-Finale erwartet - das vielleicht schon letzte Gigantenduell zwischen Nikola Karabatic, der im Sommer seine Karriere mit Olympia in Paris beenden wird, und Dänemarks Superstar Mikkel Hansen. Und das Endspiel sollte halten, was es im Vorfeld versprochen hatte.

Der Finaltag in Köln

Anders als noch gegen Deutschland baute der dänische Erfolgstrainer Nikolaj Jacobsen auf Emil Nielsen im Tor sowie Hansen auf der Spielmacher-Position. Im Halbfinale hatten an deren Stelle noch Niklas Landin und Rasmus Lauge begonnen. Einen überragenden Start erwischte Füchse-Überflieger Mathias Gidsel, der mit einem Doppelschlag seine Dänen auf Kurs brachte.

Frankreich aber biss sich - wie so oft in diesem Turnier - ins Spiel rein, kam mit seiner ganzen physischen Wucht, Erfahrung und Cleverness. Mit seinem zweiten verwandelten Siebenmeter besorgte Hugo Descat in Überzahl die erste Zwei-Tore-Führung für den Rekord-Weltmeister (6:4, 12.).

Mathias Gidsel

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Doch die Dänen hatten lange im ersten Abschnitt den deutlich besseren Torhüter auf ihrer Seite: Emil Nielsen, der schon dem deutschen Team den Zahn gezogen hatte, parierte sechs der ersten elf Würfe auf sein Tor - Gegenüber Samir Bellahcene vom THW Kiel stand bei 0 von 6. So schaltete der Top-Favorit in den nächsten Gang und stellte mit einem 5:0-Lauf von 4:6 auf 9:6 (17.).

Dänischer Durchmarsch? Von wegen!

Wer nun einen dänischen Durchmarsch erwartet hatte, wurde eines Besseren belehrt. Genervt nahm Jacobsen stattdessen beim 9:9 eine Auszeit, urplötzlich hatte nämlich auch Bellahcene ins Spiel gefunden und nahm Hansen zwei völlig freie Würfe weg. Beim 11:10 lag Frankreich wieder in Führung (25.). Die großen Emotionen brachen aus Bellahcene endgültig heraus, als er auch noch Flensburgs Linksaußen Emil Manfeldt Jakobsen einen Gegenstoß wegnahm (13:13, 28.). Zur Pause stand ein leistungsgerechtes 14:14.

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Nach dem Seitenwechsel dominierte direkt wieder Nielsen das Torhüter-Duell und hielt die Franzosen fünfeinhalb Minuten ohne Treffer. Es war bereits Nielsens 13. Parade, die Gidsels fünftem Treffer zum 17:14 vorausging. Im Angriff war es weiter Berlins Gidsel, der alle wichtigen Entscheidungen traf. Eine Viertelstunde vor Schluss erzwang der Linkshänder die zweite Zwei-Minuten-Strafe für Frankreichs Dika Mem, kurz darauf stellte er auf 21:19 (47.).

Frankreichs Mentalitätsmonster erzwingen Verlängerung

Doch Frankreichs Mentalitätsmonster ackerten unermüdlich im Sinne eines Comebacks, mit dem 23:23 war der erste Ausgleich seit der Pause von Ludovic Fabregas hergestellt (53.). Jacobsen musste etwas ändern, brachte Niklas Landin ins Tor, doch Kentin Mahé erzielte beim 25:24 Frankreichs lang ersehnte Führung (55.).

Fünf Minuten blieben, bei Dänemark nahm nun Hansen das Heft des Handelns in die Hand und brachte sein Team auf Titel-Kurs. Mit seinem Treffer eine halbe Minute vor Schluss erzwang aber Fabregas tatsächlich eine Verlängerung (27:27), in deren erster Hälfte Veszprems Kreisläufer auch vor Ablauf der Zeit wieder auf 29:29 gleichzog.

Wieder ist Prandi ein Matchwinner

Dänemark half nach dem erneuten Seitenwechsel auch der siebte Feldspieler nicht mehr wirklich weiter, beim 31:29 von Mem kippte die Partie endgültig. Wie im Halbfinale warf Elohim Prandi mit seinem 32:30 das letztlich entscheidende Tor. Das 33:31 bedeutete die Krönung einer bemerkenswerten EM-Laufbahn von Rekordtorschütze Karabatic, der im Finale kaum entscheidende Aktionen hatte setzen könne.

Während Frankreichs Warten - erster Titel seit 2014 - ein Ende hat, blieb Dänemarks "Erlösung" aus. Das Team von Jacobsen, das zuletzt dreimal in Folge den WM-Titel hatte erringen können, gewann den europäischen Wettstreit letztmals 2012.

Frankreich - Dänemark 33:31 n.V. (27:27, 14:14)

Frankreich: Bellahcene (9 Paraden), Desbonnet - Fabregas 8, Remili 5, Lenne 4, Nahi 4, Prandi 4, Mahé 3/3, Descat 2/2, Mem 2, Tournat 1, L. Karabatic, N. Karabatic, Konan, Kounkoud, N'Guessan

Dänemark: N. Landin (3 Paraden), Nielsen (15 Paraden, davon 1 Siebenmeter) - Hansen 9/7, Gidsel 8, Pytlick 5, Kirkelökke 3, Jakobsen 2, Saugstrup 2, Damgaard 1, M. Landin 1, Hald, Jörgensen, Larsen, Lauge, Lindberg, Möllgaard

Zuschauer: 19.750 (ausverkauft)
Schiedsrichter: Andreu Marin Lorente / Ignacio Garcia Serradilla (Spanien)
Strafminuten: 8 / 6
Disqualifikation: - / -

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