Nach dem enttäuschenden 1:3 bei Lazio Rom in der Champions League nahm BVB-Coach Lucien Favre gleich fünf Änderungen in seiner Startformation vor - die brisanteste davon im Tor: Bürki durfte nach zuletzt vier Pflichtspielen auf der Bank wieder von Beginn an ran und ersetzte Hitz. Davor spielten Akanji (zurück nach Corona-Infektion), Dahoud, Brandt und Reyna anstelle von Piszczek, Bellingham, Witsel und Reus (alle Bank). Auch das System veränderte Favre, der Schweizer setzte auf eine Viererkette. Das war letztmals noch vor der Corona-Unterbrechung der Bundesliga in der vergangenen Saison der Fall gewesen.
Schalkes Trainer Manuel Baum brachte ausgerechnet im Derby einen Startelf-Debütanten: Der 19-jährige Defensivspieler Thiaw spielte erstmals in der Bundesliga von Beginn an. Außerdem brachte der S04-Coach in Harit, Matondo und Paciencia drei neue Offensivkräfte. Im Vergleich zum 1:1 gegen Union Berlin mussten Skrzybski, Bozdogan, Raman und Ibisevic auf die Bank. Konsequenz: Baum ging den umgekehrten Weg wie Favre und stellte von Vierer- auf Dreierkette um.
BVB dominant - aber ohne Lösungen gegen Schalkes Bollwerk
In den ersten Minuten hielt Baums im 3-3-2-2-System angeordnetes Team giftig dagegen, doch nach rund zehn Minuten erhöhte der BVB merklich den Druck und drängte die Schalker tief an den eigenen Strafraum. Die erste gute Möglichkeit hatte Meunier, Rönnow verhinderte gegen den Belgier mit einer Hand den Einschlag im kurzen Eck (16.). Ansonsten tat sich der BVB allerdings schwierig, gegen enorm dicht gestaffelte Schalker klare Chancen zu erarbeiten. Die Königsblauen unternahmen ihrerseits aber auch recht wenige Bemühungen, im Spiel nach vorne aktiv zu werden. Bei einem der seltenen Entlastungsangriffe blockte Akanji einen Paciencia-Schuss (25.).
Auf der Gegenseite versandeten viele zunächst vielversprechende BVB-Kombinationen im vielbeinigen Schalker Abwehrverbund, sodass der gefährlichste Abschluss des ersten Durchgangs aus der Distanz erfolgte: Ein satter Schuss von Dahoud küsste noch die Oberkante der Latte (31.). Abgesehen davon wurde es vor Rönnow aber kaum gefährlich - trotz 77 Prozent Ballbesitz im ersten Durchgang.
Bundesliga, 5. Spieltag
Akanji bricht den Bann - Haaland legt nach
Auch nach dem Seitenwechsel präsentierte sich den 300 zugelassenen Zuschauern das unveränderte Bild. Schalke konnte sich zwar nur selten aus der Dortmunder Umklammerung befreien, verteidigte die BVB-Bemühungen aber konzentriert - bis eine starke Standardvariante das Bollwerk knackte: Sancho und Guerreiro führten eine Ecke kurz aus, der Portugiese spielte dann noch einen feinen Doppelpass mit Brandt und kam rechts im Strafraum zum Abschluss. Rönnow konnte den Schuss noch parieren, doch Akanji reagierte am schnellsten und setzte den Nachschuss am Schalker Schlussmann vorbei ins lange Eck (55.).
Der Bann war damit gebrochen - und plötzlich funktionierte es auch aus dem Spiel heraus: Sancho lief mit Tempo auf die Schalker Kette zu und steckte diesmal so präzise auf Haaland durch, dass Nastasic ins Leere rutschte. Der Norweger war daraufhin frei durch und hob den Ball gefühlvoll über Rönnow hinweg in die Maschen (61.).
Auch der zweite Innenverteidiger trifft: Hummels köpft wuchtig ein
Die Partie war durch diesen Doppelschlag entschieden, der BVB kontrollierte die Partie nun souverän und kam zu weiteren Gelegenheiten: Haaland scheiterte mit einem harten Abschluss an Rönnow (68.), Reynas Distanzkracher wurde von Nastasic entscheidend abgefälscht (69.). Für das dritte BVB-Tor musste aber erneut eine Ecke herhalten - wenn auch diesmal eine "handelsüblich" ausgeführte: Guerreiro schlug den Ball hoch in den Strafraum, wo Hummels sich gegen Nastasic durchsetzte und wuchtig zum 3:0 einköpfte - damit hatten beide Dortmunder Innenverteidiger ein Tor erzielt (78.).
Es war der Schlusspunkt einer durchweg einseitigen Partie: Schalke fand offensiv im zweiten Durchgang gar nicht mehr statt, prüfte Bürki über 90 Minuten kein einziges Mal - und blieb schließlich im 21. Spiel in Folge ohne Sieg.
Der BVB hingegen kann mit dem Derbysieg im Rücken das Champions-League-Spiel gegen Zenit St. Petersburg am Mittwoch (21 Uhr) bestreiten. In der Bundesliga geht es für die Dortmunder am Samstag (15.30 Uhr) in Bielefeld weiter. Schalke empfängt am Freitag (20.30 Uhr) den VfB Stuttgart.