Weltmeisterschaft

Krimi um WM-Gruppensieg: DHB-Team unterliegt Ungarn in letzter Sekunde

Spielmacher Lekai gibt den Entscheider

Krimi um den Gruppensieg: DHB-Team unterliegt Ungarn in letzter Sekunde

Überbordender Jubel: Während Alfred Gislason enttäuscht davonläuft, feiern die Ungarn den Gruppensieg.

Überbordender Jubel: Während Alfred Gislason enttäuscht davonläuft, feiern die Ungarn den Gruppensieg. imago images

Es war ein durchaus komischer Start in die WM-Endrunde in Ägypten für die deutsche Mannschaft: Neben den unerwartet schlechten Corona-Bedingungen folgte dem nicht vollends überzeugenden Auftaktsieg die Spielabsage gegen Kap Verde. Bundestrainer Alfred Gislason und sein Team wussten also vor dem abschließenden und mit Blick auf die Hauptrunde so wichtigen Gruppenfinale gegen Ungarn nicht, wo sie überhaupt standen.

Mit Andreas Wolff zwischen den Pfosten - erster Turnier-Einsatz, da er gegen Uruguay geschont wurde - startete die DHB-Auswahl in den Vergleich mit den Magyaren. Der im ersten Spiel unglücklich agierende Kapitän Uwe Gensheimer saß dagegen auf der Bank, Marcel Schiller (aktuell drittbester Bundesliga-Torschütze) begann auf Linksaußen und rechtfertigte seine Nominierung direkt mit einem frechen Dreher beim Siebenmeter zum 1:1. Diese Unbekümmertheit sollte sich der Göppinger im gesamten ersten Abschnitt bewahren.

Top-Talent Mathé spielt groß auf

Insgesamt agierte die deutsche Mannschaft fast die gesamten 30 Minuten in der Deckung zu passiv, vorne wurde sich zu oft auf Einzelkönner verlassen. Julius Kühn und Philipp Weber rieben sich gegen die großgewachsene Abwehr der Ungarn auf, während der Gegner etwa durch das 21-jährige Top-Talent Dominik Mathé (vier Tore bei vier Würfen vor der Pause) zu leichten Toren kam. Ein Wörtchen mitsprechen wollten auch die kroatischen Unparteiischen, die in den ersten zwölf Minuten fünf Zeitstrafen aussprachen.

Der Torwartwechsel fruchtet

Auch wegen einer doppelten Unterzahl sah sich die DHB-Auswahl einem ersten Vier-Tore-Rückstand ausgesetzt (6:10, 17.). Gislason nahm folgerichtig seine erste Auszeit und kritisierte fehlenden "Zugriff in der Abwehr" sowie "zu viele einfache Ballverluste". Auch wenn besonders die ungarische Achse mit Spielmacher Mate Lekai und Kreisläufer Bence Banhidi weiter hervorragend funktionierte, kam die deutsche Mannschaft durch eine verbesserte Körpersprache sowie den zündenden Torwart-Wechsel auf Johannes Bitter zurück ins Spiel. Mit dem Pausenpfiff verkürzte Fabian Böhm mit einer Energieleistung auf 14:15.

Zum Start in die zweite Hälfte dämpfte Ungarn die deutschen Hoffnungen und ließ den Gegner nicht in Führung gehen. Trotz des sechsten Treffers von Schiller zum 16:17 brachte Gislason auf Linksaußen Kapitän Gensheimer. In der Folge wurde aber Ungarn-Keeper Roland Mikler zum Faktor, der zweimal hintereinander Timo Kastening verzweifeln ließ.

Drux bringt Leidenschaft mit

Doch die deutsche Mannschaft bewies Moral, ließ sich auch vom ständigen Rückstand nicht aus der Bahn werfen. Nachdem der eingewechselte Paul Drux unnachahmlich sein Eins-gegen-eins gewonnen hatte, glich Gensheimer im Konter aus (22:22, 46.). Die DHB-Auswahl ging deutlich beherzter zu Werke, Weber stellte nach einem tollen Wackler auf 25:24 und holte zudem eine Zwei-Minuten-Strafe heraus.

Die Partie wogte in der Folge hin und her, Banhidi besorgte für die in Überzahl spielenden Ungarn mit seinem siebten Treffer vom Kreis das 27:26 (57.). Doch die kroatischen Schiedsrichter verteilten weiter munter Zwei-Minuten-Strafen und griffen so in die letzten Minuten ein. Am Ende hatte doch Ungarn das bessere Ende für sich, weil Spielmacher Lekai Sekunden vor Schluss den Siegtreffer erzwang.

Spanien, Polen und Brasilien warten

So nimmt die deutsche Mannschaft lediglich 2:2 Punkte mit in die Hauptrunde, Ungarn hat mit 4:0 Zählern noch größere Chancen aufs Viertelfinale. Zum Auftakt der Hauptrunde trifft die DHB-Auswahl am Donnerstag (18 Uhr, LIVE! bei kicker) in Kairo auf Europameister Spanien. Weitere Gegner sind Polen und Brasilien.

Die knappe deutsche Niederlage im Stenogramm:

Deutschland - Ungarn 28:29 (14:15)

Tore für Deutschland: Schiller (Göppingen/7/4), Weber (Leipzig/5), Drux (Berlin/3), Häfner (Melsungen/3), Kühn (Melsungen/3), Kastening (Melsungen/2), Böhm (Hannover/2), Gensheimer (Rhein-Neckar Löwen/1), Groetzki (Rhein-Neckar Löwen/1), Golla (Flensburg/1)
Tore für Ungarn: Banhidi (8), Mathé (8/2), Lekai (3), Szita (3), Bodo (2), Ancsin (2), Rosta (1), Balogh (1/1)
Schiedsrichter: Gubica/Milosevic (Kroatien)
Zeitstrafen: 7:7
Siebenmeter: 4/4:3/4

msc

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