Rang fünf in der Bundesliga, dazu unter der Woche mit dem 2:2 bei Metalurg Donezk eine gute Ausgangslage für das Erreichen der zweiten Runde im UEFA-Pokal geschaffen kein Grund also für Werder-Coach Thomas Schaaf, etwas an der zuletzt aufgebotenen Startaufstellung zu ändern. Auch die leicht angeschlagen aus der Ukraine zurückgekehrten Krstajic, Skripnik und Lisztes waren einsatzbereit. Sein Gegenüber Klaus Toppmöller versuchte, den Weg aus dem von Manager Calmund so bezeichneten Tal der Tränen mit einer Abkehr vom bislang praktizierten System der Viererkette zu schaffen. Lucio, Ramelow und Zivkovic bildeten den Abwehrverbund, vor dem Vranjes und Balitsch im defensiven Mittelfeld absichern sollten. Einzige Änderung gegenüber dem 2:6-Debakel bei Olympiakos Piräus: Für den jungen Thomas Kleine kehrte Brdaric nach überstandener Leistenzerrung zurück.
Zum achten Mal im achten Pflichtspiel der Saison ging Bayer in Führung. Bereits nach elf Minuten versenkte Brdaric einen Abpraller von Werder-Keeper Borel per akrobatischem Rückzieher im Netz. War Bayer nach der Führung bislang aber regelmäßig eingebrochen, konnte die Toppmöller-Elf diesmal den Rhythmus zunächst beibehalten, profitierte dabei aber auch von der offensichtlichen Anfangs-Müdigkeit der erst am frühen Freitagmorgen aus Donezk zurückgekehrten Bremer. Erst Ailton sorgte mit einem energischen Solo für das Wecksignal: Von Lucio an der Strafraumgrenze gelegt, verwandelte der bullige Stürmer den von Schiedsrichter Stark verhängten Strafstoß souverän zum Ausgleich und ließ das bis dahin so solide Bayer-Gefüge wie ein Kartenhaus einstürzen. Es folgte der Auftritt seines Sturmpartners, Angelos Charisteas . Der Grieche versenkte erst einen Volleyschuss direkt im Winkel und legte nur vier Minuten später mit einem weiteren Schuss von der Strafraumgrenze nach, bei dem Butt-Vertreter Juric alles andere als gut aussah. Stalteris Eigentor verhinderte, dass Bayer die dritte Halbzeit in Folge mit 1:3 verlor.
Toppmöller musste reagieren, brachte zu Beginn der zweiten Hälfte Dimitar Berbatov. Vor dem Spiel hatte der Coach noch gesagt, der Bulgare habe nach Überwindung seiner muskulären Probleme nur Luft für 20 Minuten, doch angesichts des Rückstands musste er volles Risiko gehen. Ein Risiko, das Berbatov selbst nach nur zehn Minuten bestrafte; nach einer eher harmlosen Rangelei mit Micoud flog er ebenso vom Platz wie Werders französischer Neuzugang. Das reduzierte Personal kam vor allem Bayer zu Gute, Bastürk, Simak und auch Schneider versuchten, das Plus an Raum durch läuferischen Einsatz zu nutzen. Der letzte Pass wollte jedoch nicht gelingen, den wenigen guten Chancen stand Borel im Werder-Tor entgegen. Zu umständlich, zu verschnörkelt versuchte Bayer, den Ball ins Tor zu tragen, statt einfach mal draufzuhalten. Bremen dagegen hoffte auf den entscheidenden Konter, Ailton lauerte aber vergebens an der Mittellinie.
Für Werder geht es dank des dritten Sieges in Folge jetzt schon in Champions-League-Regionen der Tabelle, während Bayer langsam im "Tal der Tränen" zu ertrinken droht: Am Dienstag kommt Manchester United, am Samstag Tabellenführer Bayern mit den in Leverkusen so schmerzlich vermissten Ballack und Zé Roberto.