Bundesliga

Frankfurts Abend zum Vergessen - Hütters lange Mängelliste

Frankfurt: Kein Mut, keine Power, viele Fehler

Ein Abend zum Vergessen - Hütters lange Mängelliste

Ernüchterung: Frankfurts Trainer Adi Hütter nach dem 0:4 bei Borussia Dortmund.

Ernüchterung: Frankfurts Trainer Adi Hütter nach dem 0:4 bei Borussia Dortmund. picture alliance

Vor zwei Wochen täuschte das Ergebnis in Düsseldorf - in der Nachspielzeit traf Frankfurt zum glücklichen 1:1 - über die sehr schwache Leistung hinweg. Davon kann diesmal nicht die Rede sein, anders als die Fortuna verfügt Dortmund über die Qualität, einen derart mutlosen, von so vielen Unzulänglichkeiten und Fehlpässen geprägten Auftritt zu bestrafen.

Frankfurts Spiel im Ballbesitz nicht bundesligareif

Dabei war die Herangehensweise zu Beginn erst mal gar nicht so verkehrt: Frankfurt stand tief und kompakt, sodass es der Borussia zunächst nicht gelang, ihren gefürchteten Hochgeschwindigkeitsfußball aufzuziehen. Spätestens nach 15, 20 Minuten hätte das eigentlich dazu führen müssen, dass sich die Eintracht etwas mehr zutraut und nach Ballgewinnen energischer nachrückt. Doch Fehlanzeige. Das Spiel in Ballbesitz war im Grunde nicht bundesligareif. Während Sechser Stefan Ilsanker schon in der ersten Hälfte einige hanebüchene Fehlpässe produzierte, traf der halbrechts im offensiven Mittelfeldspiel agierende Mijat Gacinovic zu oft falsche Entscheidungen, während es der BVB gut verstand, Filip Kostics Wirkungskreise einzuschränken. Das Ergebnis: Stürmer André Silva hing in der Luft und hatte fast keine Bindung zum Spiel. Bei hohen Zuspielen war er gegen Mats Hummels auf verlorenem Posten, das war nicht anders zu erwarten.

Wir haben nicht annähernd das gespielt, was wir spielen wollten und schon gezeigt haben.

Adi Hütter

"Wir hatten keine Ecke, keinen richtigen Torabschluss. Wenn du es nicht schaffst, Nadelstiche zu setzen und dem Gegner wehzutun, bekommt er immer mehr Sicherheit. Wir haben nicht annähernd das gespielt, was wir spielen wollten und schon gezeigt haben", analysierte Adi Hütter und sprach von "unglaublich einfachen Abspielfehlern". Außerdem kritisierte der Coach: "Wir hatten keine Power, waren nicht griffig und nicht aggressiv genug." Ähnlich äußerten sich alle Frankfurter. Martin Hinteregger kritisierte die "leichtsinnigen Fehler", Sportdirektor Bruno Hübner bemängelte "zu viel Respekt" und konstatierte: "Wenn du so viele Fehlpässe spielst, kommt zum Schluss so ein Ergebnis heraus." Die Passqualität erinnerte zuweilen an einen Kick im Frankfurter Ostpark. Wobei die Hobbyfußballer die Schuld da zumindest auf den holprigen Rasen schieben können.

Hoffnung auf Reaktion gegen Salzburg

Eine Erklärung, warum die Mannschaft derart ängstlich und fehlerbehaftet agierte, hatte keiner der Verantwortlichen parat. Die Hoffnungen ruhen schlichtweg darauf, dass die Profis am Donnerstag im Hinspiel der Europa-League-Zwischenrunde gegen Salzburg wieder ein anderes Gesicht zeigen. Eine Überraschung wäre das nicht. Auf die schwache Leistung in Düsseldorf folgten der überzeugende Auftritt im Pokal gegen Leipzig (3:1) und das Schützenfest gegen Augsburg (5:0).

Frankfurts David Abrahams (re.) missglückte Grätsche gegen Dortmunds Jadon Sancho

Entscheidender Fehler? Frankfurts David Abrahams (re.) missglückte Grätsche gegen Dortmunds Jadon Sancho. imago images

Klar ist aber auch: Mit einer (Nicht-)Leistung wie in Dortmund könnte der Traum von tollen Reisen durch Europa schon nach dem Hinspiel ausgeträumt sein. Die Mannschaft muss sich nicht nur im Kollektiv erheblich steigern, sondern auch individuell. Vor dem für das Spiel wohl entscheidenden Gegentor zum 0:2 schlief der weit eingerückte Almamy Toure nach einem Fehlpass von Evan Ndicka und ließ Jadon Sancho sträflich viel Raum, Sekunden später nahm sich Kapitän David Abraham mit einer schlecht getimten Grätsche selbst aus dem Spiel.

Waldstadion, Flutlicht, Europa League - folgen dort wieder große Taten?

Im Grunde war mit diesem frühen Gegentor in der zweiten Hälfte klar, dass Frankfurt als Verlierer vom Platz gehen würde, die zur Pause erfolgte Einwechslung von Sturmtank Bas Dost geriet zur Randnotiz. Das 0:4 bereitete Toure mit einem tölpelhaften Fehlpass sogar direkt vor. Alles in allem war es also ein Abend zum Vergessen. Vielleicht ist es gar nicht so schlecht, dass sich schon am Donnerstag die Chance zum abermaligen Stimmungswandel bietet. Wenn im Waldstadion das Flutlicht angeknipst wird und auf den Rängen ein Orkan tobt, der die Spieler nach vorne peitscht, sind der Eintracht auf Europas Bühne wieder große Taten zuzutrauen. Hütter meint zuversichtlich: "Am Donnerstag werden wir sicherlich wieder ein anderes Bild abgeben."

Julian Franzke