Berns Trainer Gerardo Seoane ließ nach dem 3:2-Sieg gegen den FC Thun in der heimischen Liga ordentlich rotieren und erteilte sechs Neuen das Startelfmandat: Wölfli, Garcia, Mbabu, Sow, Ngamaleu und Hoarau ersetzten von Ballmoos, Seydoux, Sanogo, Sulejmani, Assalé und Nsamé.
Auf der Gegenseite wechselte auch Juve-Coach Massimiliano Allegri gegenüber dem 1:0-Erfog gegen Inter Mailand munter durch: Rugani, Cuadrado, Douglas Costa und Bernardeschi begannen anstellen von Chiellini, Joao Cancelo, Matuidi und Dybala.
Juventus brauchte einen Sieg, um den Gruppensieg einzutüten, ohne auf das Parallelspiel achten zu müssen. Und die Norditaliener begannen diese Aufgabe mit kontrollierter Offensive, die Anfangsphase wurde hauptsächlich zum gegenseitigen Beschnuppern genutzt. Dann leitete Cristiano Ronaldo seinen persönlichen Chancenreigen ein, scheiterte aber erst an Verteidiger Camara (13.) und schoss dann aus kurzer Distanz rechts im Strafraum völlig untypisch links vorbei (15.).
Plötzlich zeigt Stieler auf den Punkt
Auch in der 25. Minute brachte der Portugiese den Ball im Fünfmeterraum nicht im Tor unter, es war nicht die beste erste Hälfte des CR7. Vor allem, weil Schiedsrichter Tobias Stieler plötzlich im anderen Strafraum auf den Punkt zeigte: Der kurz zuvor für den verletzten Cuadrado eingewechselte Alex Sandro hatte Ngamaleu von den Beinen geholt, und Hoarau verwandelte den fälligen Elfmeter etwas glücklich - Szczesny war noch dran (30.). Juve fiel nicht sonderlich viel ein, gefährlich wurde es nur noch einmal: Cristiano Ronaldo kam zufällig an den Ball und hielt aus 20 Metern sofort drauf, der Ball rauschte knapp links vorbei (42.). Dann war Pause - und der krasse Außenseiter ging mit der Führung in die Kabine.
Gruppe H, 6. Spieltag
Juventus setzte alles daran, diesen Umstand schnellstmöglich zu ändern, mehr Ernsthaftigkeit und Intensität setzten den Schweizern zunehmend zu. Hoarau unterlief beinahe ein Eigentor zum Ausgleich, der Ball landete am Querbalken (47.). In der Folge spielte sich Juve die Kugel teilweise wie beim Handball zu - gefährlich wurde es trotzdem selten. Cristiano Ronaldo hatte einen Tag zum Vergessen erwischt, verstolperte auch eine feine Vorlage von Douglas Costa (52.).
Hoarau verzückt die Fans
Mit zunehmender Spieldauer verschaffte sich Bern wieder mehr Entlastung, eigene Angriffe wurden aber nicht gut ausgespielt. Mit einer Ausnahme: Ngamaleu trieb den Ball bei einem Konter nach vorne und bediente Hoarau per Pass in den Lauf. Der Angreifer behauptete sich im Laufduell gegen Bonucci und schoss aus 18 Metern flach rechts ein (68.). Hoarau war nun alles zuzutrauen, der Fallrückzieher aus 14 Metern landete jedoch knapp neben dem Tor (71.). Allegri reagierte und brachte Dybala, und der Joker stach sofort: Cristiano Ronaldo ließ für den Argentinier tropfen, der aus 20 Metern humorlos abzog und den Anschluss erzielte (80.). Jetzt entfachten die Gäste zum ersten Mal richtigen Druck: Cristiano Ronaldo köpfte an den Pfosten (87.), und der Ball zappelte in der Nachspielzeit ein zweites Mal im Netz: Dybala hatte abgezogen, doch weil Cristiano Ronaldo im Abseits stand und die Sicht von Wölfli behinderte, zählte der Treffer zurecht nicht (90.+3). Es passte zum rabenschwarzen Tag des Portugiesen.
Weil Manchester United im zweiten Spiel der Gruppe mit 1:2 in Valencia verlor, zieht die Alte Dame trotz der Niederlage als Gruppensieger in die K.-o.-Runde ein.
Für Bern geht es am Sonntag (16 Uhr) bei Xamax Neuchatel weiter. Juventus ist bereits am Samstag (20.30 Uhr) im Derby beim FC Turin gefordert.