Wolfsburgs Trainer Dieter Hecking vertraute nach dem 2:1-Erfolg über Bremen in der Bundesliga auf exakt dieselbe Formation. Lilles Coach René Girard tauschte im Vergleich zum 1:0 gegen den SC Bastia dreimal Personal: Balmont, Corchia und der Ex-Hamburger Rozenahl rückten für Delaplace, Lopes und Frey in die Startelf.
Perisic nimmt die Kugel direkt
Beide Teams präsentierten sich mit einer guten Organisation und machten vornehmlich die Mitte dicht. Olic durfte zwar schon früh erstmals auf das Gästetor schießen, verzog aber klar (2.). Bei den bekanntermaßen defensivstarken Franzosen beteiligten sich alle zehn Feldspieler an der Arbeit gegen den Ball, was es den Wölfen schwer machte, in die entscheidenden Räume vorzudringen. Vornehmlich versuchte es der VfL über die Außenpositionen, vor allem Jung schob auf rechts immer wieder mit an. Er war es auch, der nach einem schnörkellosen Spielzug die bis dahin beste Chance vorbereitete, Perisic scheiterte mit seiner Direktabnahme schließlich an Enyeama (16.).
Der OSC verteidigte konzentriert und laufstark, in der Offensive offenbarten die Gäste hin und wieder Probleme im Umschalten und generierten kaum Abschlüsse. Trotzdem strahlten vor allem Origi und Linksverteidiger Souaré mit ihrer Schnelligkeit stets latent Gefahr aus. Als Letzterer in der 30. Minute seine angestammte Position verließ, bot sich Jung die große Chance zur Führung. Aus 15 Metern halbrechter Position schloss der Rechtsverteidiger aber genau in Enyeamas Arme ab.
Statistik
Rodriguez ohne Offensivakzente
Die Gäste schienen sich in ihrer Vorbereitung die linke Wolfsburger Seite als die stärkere ausgeguckt zu haben, stellten sie doch Rodriguez konsequent zu. Dementsprechend limitiert war das Offensivspiel der Hausherren, die durch einen Zufall zu einer großen Möglichkeit kamen: Nach einem Abpraller tauchte Guilavogui plötzlich frei vor dem Tor auf, Kjaer fing seinen Querpass auf Olic ab. Ein Schuss wäre wohl die bessere Wahl gewesen (36.). Weil den Wölfen nach wie vor die letzte Konsequenz abging, blieb es zur Pause torlos.
In der Pause brachte Girard Roux für Mendes in die Partie. Der neue Mann rückte in das Angriffszentrum, Origi dafür auf den linken Flügel. Die erste gute Schusschance hatten aber die Wolfsburger, Enyeama entschärfte sehenswert Guilavoguis Schlenzer (48.). Die Wölfe erhöhten nun den Druck, der Seitentausch von De Bruyne und Perisic zeigte Wirkung. Perisic vergab in dieser Phase auch zwei glänzende Möglichkeiten, scheitere zweimal am starken Enyeama (54., 60.).
Wolfsburg lässt Chance um Chance liegen
Hecking verstärkte die ohnehin immer gefährlicher werdende Offensive mit Vieirinha und Bendtner (62., für Jung und Olic) und bewies damit um ein Haar ein glückliches Händchen. Denn dem Dänen boten sich gleich zwei dicke Möglichkeiten, die er aber fahrlässig liegen ließ (63., 65.). Der VfL spielte sich in einen wahren Rausch, vergab dabei Chance um Chance. De Bruyne (68.) und Vieirinha (71.) ließen es an Genauigkeit vermissen.
Lille brachte nach vorne im Grunde nichts mehr zustande, der eingewechselte Angreifer Roux war überhaupt nicht zu sehen. Doch dann zog Origi einen Sprint an und bediente Corchia, dessen Abschluss an Rodriguez‘ Ellbogen landete - Strafstoß! Origi blieb cool und schob links unten ein (77.). Roux vergab wenig später freistehend die Vorentscheidung (81.). Somit war Wolfsburg noch im Spiel - und traf endlich ins Tor. De Bruyne legte nach einer Rodriguez-Ecke viel Frust in seinen Volleyschuss, der sehenswert links oben einschlug (82.). Der Rest war viel Hektik, aber wenig Konstruktives. In der Nachspielzeit hatte Naldo den Siegtreffer auf dem Kopf, fand aber im starken Enyeama seinen Meister.
Für den VfL Wolfsburg, der weiterhin den letzten Platz in Gruppe H belegt, geht es am Samstag mit der Bundesliga-Partie gegen den FC Augsburg weiter (15.30 Uhr), in der Europa League steht in drei Wochen die Reise zu FK Krasnodar an. Lille ist dann Gastgeber des FC Everton.