Bundesliga

Windhorst wehrt sich: "Dies hat mit Respekt nichts zu tun"

Herthas Investor bestreitet via Facebook die Kampagnen-Vorwürfe

Windhorst wehrt sich: "Dies alles hat mit Neuanfang und Respekt nichts zu tun"

Kritisiert Herthas Klubführung: Lars Windhorst.

Kritisiert Herthas Klubführung: Lars Windhorst. IMAGO/Nordphoto

In einer an die "lieben Hertha-Fans" adressierten Stellungnahme in einer privaten Facebook-Gruppe erklärte Windhorst am Samstag: "Die Story in der 'Financial Times' ist Unsinn. Bei logischer Betrachtung der damaligen Situation hätte dies überhaupt keinen Sinn gemacht." Er habe seine Meinung zum damaligen Präsidenten Werner Gegenbauer und die Kritik an dessen Führungsstil "spätestens mit dem Auftritt in 'Bild TV' im April 2021 und im Folgenden in mehreren Interviews sowie über die Sozialen Medien offen und erkennbar geäußert".

Angesichts der "damaligen kritischen Gesamtsituation bei Hertha und einer immer stärkeren Kritik an der Vereinsführung unter den Mitgliedern" seien seine öffentlichen Äußerungen "auf breiteste Aufmerksamkeit sowohl in den Medien als auch bei den Fans" gestoßen. "Einer Unterstützung durch eine ausländische Agentur hätte es gar nicht bedurft", schrieb Windhorst, "erst recht zu dem im Artikel genannten absurden Honorar."

Vorausgegangen war ein Bericht der "Financial Times", demzufolge Windhorst die israelische Wirtschafts-Detektei Shibumi Strategy beauftragt habe, Gegenbauer auszuspionieren, zu diskreditieren und mit einer Undercover-Kampagne aus dem Amt zu drängen. Im Raum steht seit Tagen der Verdacht, dass Gegenbauers Umfeld und Gremienmitglieder von Hertha ausspioniert worden sein sollen, um belastendes Material zusammenzutragen. Publik wurde das, weil "Shibumi Strategy" Windhorst offenbar vor einem Bezirksgericht in Tel Aviv verklagt hatte. Da Gegenbauer im Mai von seinem Amt zurücktrat, war "Shibumi Strategy" laut "Financial Times" der Ansicht, dass "das Projekt erfolgreich ausgeführt" worden sei und dem Unternehmen deshalb ein Erfolgshonorar zustehe.

Windhorst: "Es wird wie in der Vergangenheit mit Durchstechereien gearbeitet"

Der "Financial Times" zufolge habe "Shibumi Strategy" Windhorsts Unternehmen Tennor verklagt, weil dieses die vertraglich zugesicherten Honorare von einer Million Euro für die achtmonatige Tätigkeit plus ein mündlich vereinbartes Erfolgshonorar von vier Millionen Euro nicht gezahlt habe. Windhorst erklärte dazu am Samstag: "Nachdem unsere Anwälte aufgrund der 'FT'-Recherche bei der betroffenen Agentur in Israel nachgefragt haben, erklärten die Israelis öffentlich mehrfach, keinen Auftrag zu haben und den Vorgang nicht zu kennen. Der Schriftsatz beim israelischen Gericht ist wahrscheinlich aufgrund unserer Nachfrage gelöscht worden."

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Am Freitag hatte Hertha BSC einen für Dienstag geplanten gemeinsamen Termin von Gegenbauer-Nachfolger Kay Bernstein, der seine ersten 100 Amtstage bilanzieren wollte, der Geschäftsführung um Thomas E. Herrich und Fredi Bobic und Gesellschafter Windhorst gecancelt. Zugleich hatte der Klub in einer Erklärung mitgeteilt, "die dort (in der Financial Times, Anm. d. Red.) erwähnten Vorgänge durch eine Kanzlei aufarbeiten und beurteilen zu lassen. Zudem wurde Tennor zur detaillierten Stellungnahme (bis Montag, Anm. d. Red.) aufgefordert."

Windhorst, der seit Sommer 2019 insgesamt 375 Millionen Euro in den Klub investiert und dafür 64,7 Prozent der Anteile an der Hertha-KG erworben hat, zeigte sich enttäuscht vom Vorgehen der Klub-Bosse. "Die Entscheidung der Hertha-Vereinsführung, eine Pressekonferenz zu verschieben sowie Berliner Anwälte recherchieren zu lassen, nehme ich zur Kenntnis", schrieb der Investor am Samstag. "Extrem bedauerlich ist allerdings, dass nicht versucht worden ist, im gemeinsamen internen Gespräch offene Fragen zu klären. Stattdessen wurde wie in der Vergangenheit mit Durchstechereien und Indiskretionen in der Presse gearbeitet." Windhorst weiter: "Die Möglichkeit, die in dem Brief gestellte Frage vereinsintern zu beantworten, gab es nicht. Dies alles hat mit Neuanfang und Respekt nichts zu tun."

Steffen Rohr