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Wie 2008: Comeback Kid Manning stürzt die Patriots ins Tal der Tränen

Super Bowl XLVI: New York Giants siegen 21:17

Wie 2008: Comeback Kid Manning stürzt die Patriots ins Tal der Tränen

Eli Manning, Quarterback der New York Giants und wertvollster Spieler im Super Bowl XLVI.

Eli Manning, Quarterback der New York Giants und wertvollster Spieler im Super Bowl XLVI. Getty Images

Die 46. Auflage dieses Welt-Sportereignisses sollte eine der spannendsten in der Geschichte der NFL werden. Doch dafür sind die beiden Kontrahenten ja bekannt. Vor vier Jahren in Glendale, Arizona, sicherte Plaxico Burress mit einem Touchdown-Fang Sekunden vor Schluss den hauchdünnen Sieg der Giants über damals ungeschlagen ins Endspiel gegangene Patrioten. In Indianapolis wollten die Patriots Revanche - und scheiterten abermals knapp.

Mit einem Last-Minute-Score drehten die Giganten das Spiel ein letztes und entscheidendes Mal um. Running Back Ahmad Bradshaw vollendete den triumphalen letzten Drive seiner Mannschaft, wie gewohnt dirigiert von Eli Manning, der seinen zweiten Titel einheimste (und damit wohl ein für alle Mal aus dem Schatten seine großen Bruders Peyton herausgetreten ist). Der "kleine" Manning überzeugte auch zahlenmäßig mit 30 kompletten von insgesamt 40 Pässen bei einem Raumgewinn von 296 Yards und einem Touchdown-Pass.

Die Giants verdienten sich ihren vierten Titel allemal. Sie starteten energisch und überstanden auch ein kleines Tief in diesem sportlichen Wellenritt. Und sie verfügten über einen brillanten Spielmacher in der Schaltzentrale. Gleiches konnte auch über weite Strecken von Mannings Gegenüber Tom Brady gesagt werden, doch der dreimalige Titelträger hatte in der entscheidenden Phase nicht das nötige Glück.

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Das Spiel begann furios. Manning brachte seine ersten neun Pässe an den eigenen Mann. Brady indes wurde frühzeitig in der eigenen Endzone derart von Justin Tuck unter Druck gesetzt, dass er das Ei unkontrolliert wegwarf. Safety, 2:0 New York. Die Giants ließen einen schnellen Touchdown folgen. Manning fand Victor Cruz aus vier Yards Entfernung - 9:0. Glück für den NFC-Champion, dass ein verlorenes Ei kurz zuvor keinen Turnover einbrachte, weil die Patriots bei diesem Spielzug einen Mann zuviel auf dem Feld hatten.

Statistische Eckdaten (Quarterbacks)

Name Wurfquote Raumgewinn TDs INT Durchschnitt/Yards NFL-Rating
Eli Manning (Giants) 30/40 296 Yards 1 0 7,4 103,8
Tom Brady (Patriots) 27/41 276 Yards 2 1 6,7 91,1

Doch die Mannschaft aus dem Großraum Boston fing sich - vor allem dank Brady, der im weiteren Spielverlauf 16 Pässe am Stück komplettierte und damit einen neuen Super-Bowl-Bestwert aufstellte. Er drehte noch vor der Pause den Spieß um. Ein Field Goal und ein Touchdown-Pass acht Sekunden vor der Pause sorgten für eine 10:9-Führung des leichten Favoriten. "In der Halbzeitpause habe ich gesagt, dass wir besser spielen können - die Spieler haben zugestimmt", sagte Giants-Headcoach Tom Coughlin: "Wir kamen energiegeladen in die zweite Hälfte. Der Rest ist Geschichte."

Es fühlt sich einfach gut an, den Super Bowl zu gewinnen - egal wo Du bist.

Eli Manning, der ausgerechnet im Heimstadion seines großen Bruders Peyton in Diensten der Indianapolis Colts zu glänzen wusste

Nach Madonnas furioser Vorstellung kamen jedoch zunächst die Pats besser aus den Startlöchern und stockten zeitig auf 17:9 auf. Ein 12-Yard-Touchdown-Pass auf Aaron Hernandez - der Tight End sprang für den angeschlagenen Star Rob Gronkowski mehrfach in die Bresche - schien den Weg für New England zu ebnen. Doch der Ostküstenrivale nahm den Kampf auf. Manning führte sein Team wiederholt in die Nähe der Endzone, zunächst reichte es aber nur zu zwei Field Goals durch Lawrence Tynes (38, 33). Nur noch 17:15, die Spannung stieg im vierten Viertel. Zumal sich Tom Brady dann, nachdem er sich zunächst geschickt aus der Umklammerung zweier Jäger befreit hatte, eine etwas leichtfertige Interception leistete. Chase Blackburn fing seinen Pass, und nicht wie beabsichtigt Gronkowski! Der Ballbesitz wechselte im weiteren Verlauf nochmals hin und zurück. Patriots-Receiver Wes Welker ließ einen machbaren Pass fallen, ein Catch hätte wohl den Sieg bedeutet.

Manninghams unvergesslicher Fang - Bradshaw mit dem Hintern

Auf dem Weg zum Triumph: Mario Manningham fängt hart bedrängt das Ei an der Seitenlinie.

Auf dem Weg zum Triumph: Mario Manningham fängt hart bedrängt das Ei an der Seitenlinie. Getty Images

Und es trat am Ende die Situation ein, die Brady unbedingt vermeiden wollte. Manning kam knapp vier Minuten vor Schluss ans Ruder, es roch nach Comeback-Win! Und der 31-Jährige erfüllte seine Pflicht. Auf dem Weg zur Endzone half ihm zunächst Mario Manningham grandios, der hart bedrängt an der Seitenlinie zugriff und auch noch zwei Füße auf den Boden brachte. Der Giants-Drive atmete noch, und Manning führte ihm weiter Sauerstoff zu. Als die Patriots ihre Felle davonschwimmen sahen, ließen sie Läufer Ahmad Bradshaw in die Endzone - das Kraftpaket wollte noch etwas Zeit gutmachen und plumpste schließlich mit dem Hintern voran auf den Boden. 21:17 - der anschließende Zweier klappte nicht. Eine Minute blieb Brady nach diesem 88-Yard-Kunststück seines Rivalen noch. Ein, zwei Mal bäumte er sich auf, erreichte noch die Mittellinie. Dann sein letzter Verzweiflungswurf - Hail Mary genannt. Die Heilige Maria half nicht, zu viele Giants-Abwehrspieler standen in der Endzone und gaben den hoffnungsvollen Hernandez und Gronkowski keine Chance. Das Spiel endete mit einem unvollständigen Pass, der Spannung und vor allem der Klasse der Quarterbacks eigentlich unwürdig.

Die Giants, die mit einem wirkungsvollen Mix aus Lauf- und Passspiel überzeugt hatten und Brady mehrfach effektiv unter Druck setzten (obwohl dieser in einigen Szenen vom Deutschen Sebastian Vollmer stark abgeschirmt wurde), rissen die Arme jubelnd hoch. Und später die begehrte Vince-Lombardi-Trophy im Konfettiregen von Indianapolis in die Höhe.

Und Manning behält wieder die Nerven