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Wenn in Wolfsberg „La Bamba" erklingt…

Mohamed Bamba, der neue WAC-Torjäger

Wenn in Wolfsberg „La Bamba" erklingt…

Mohamed Bamba ist aktuell "on fire".

Mohamed Bamba ist aktuell "on fire". GEPA pictures

"Wenn er sich so weiterentwickelt, werden wir mit ihm noch viel Freude haben." Der Satz, den Manfred Schmid über Mohamed Bamba nach dessen erstem Kurzeinsatz beim 1:1 gegen Austria Lustenau gesagt hat, gehört zum Standard-Repertoire jedes Trainers und Sportdirektors. Und doch klang er aus dem Mund des WAC-Trainers glaubwürdiger als sonst. Vielleicht, weil er mit dem nächsten Satz aufhorchen ließ. "Wahrscheinlich wird die Freude nur kurz sein. Ich fürchte, dass er nicht lange bei uns spielen wird."

Spionage in Israels 2. Liga

Tatsächlich hatte der 21-Jährige aus der Elfenbeinküste, den Manfred Schmid aus der zweiten israelischen Liga geholt hat, gleich in seinen ersten 20 Bundesliga-Minuten das gezeigt, was den WAC-Trainer und Sportdirektor in Personalunion schon auf dem ersten Video aufgefallen war: "Schnelligkeit, Körperlichkeit, der absolute Wille, das Tor zu machen, der Schuss, sein Abschluss und seine Kopfballstärke", hört Schmid gar nicht mehr auf, die Vorzüge seines Volltreffers aufzuzählen. "Er war einer der Ersten, die ich gescoutet habe und ich war sofort von ihm überzeugt." So sehr, dass er in geheimer Mission gleich einen "Spion" nach Israel geschickt hat, der den Torschützenkönig der "Liga Leumit" live unter die Lupe nahm. „Er hat meinen Eindruck voll bestätigt, aber bemerkt, dass Mo sich während des Spieles viele Pausen nimmt." Das lag an Defiziten im athletischen Bereich, "aber daran haben wir natürlich gearbeitet. Es ist schon viel besser, aber er ist noch immer nicht bei hundert Prozent", erwartet Schmid noch eine weitere Steigerung.

Bundesliga - 10. Spieltag

Mit dem Scoutingbericht hat Schmid den Stürmer zum "absoluten Wunschspieler" erklärt "und Präsident Dietmar Riegler auch so vermittelt." Der hatte mit Israelis wie Shon Weissman, Tai Baribo und auch Eliel Peretz schon gute Erfahrungen und auch Geschäfte gemacht, diesmal aber ging es um einen Spieler aus der 2. Liga. Letztlich hat er aber doch auf die Expertise von Manfred Schmid vertraut. Es sollte nicht sein Schaden sein. Mohamed Bamba hat das Vertrauen bereits mit fünf Toren in sieben Bundesliga-Spielen zurückgezahlt. Dazu kommen zwei Tore im Cup und eines in der Regionalliga. "Ich liebe es, Tore zu schießen", erklärte er vergangene Woche nach dem 2:1-Sieg gegen den LASK in seinem ersten Sky-Interview. Kein Wunder, dass "Mo" längst zum Publikumsliebling in Wolfsberg avanciert ist und bereits nach seiner eigenen Torhymne jubeln darf - "La Bamba" von "Los Lobos", was sonst?

Der Faktor Boakye

Dass der neue WAC-Bomber auf Anhieb so gut funktioniert, liegt auch an Augustine Boakye. Der Ghanaer, der seit zwei Jahren beim WAC spielt, hat den Neuankömmling sofort ins Herz geschlossen. Bis vor kurzem haben sich die beiden eine Wohnung geteilt und zusammen gekocht. Auf dem Spielfeld verstehen sie sich mindestens ebenso gut wie in der Küche - Boakye hat drei der fünf Bamba-Tore vorbereitet und blüht neben seinem neuen besten Freund ebenfalls auf. Nach viel Verletzungspech und einer langen Leidenszeit überzeugt der vielseitige 22-jährige, der in der Dutt-Ära meist im defensiven Mittelfeld eingesetzt wurde, jetzt als Flügel oder Sturmpartner von Bamba. Mittlerweile hat Mo Bamba seine eigenen vier Wände, "aber ich habe ihnen schon gesagt, dass er, wenn's mit dem Toreschießen nicht weiterhin so gut klappt, wieder zurück muss", lacht Schmid, dem es "eine echte Freude" ist, "mit den Burschen zu arbeiten."

Schmids gutes Händchens

Insgesamt haben Manfred Schmids Sommer-Transfers in den ersten neun Runden nicht weniger als 13 Scorerpunkte (9 Tore, 4 Assists) beigetragen. Noch höher ist der Anteil nur beim TSV Hartberg, wo Entrup & Co. sogar 15 Scorerpunkte eingefahren haben. Zum Vergleich: Bei Schmids Ex-Klub, der Wiener Austria, gehen ein Tor und ein Assist auf das Konto der Neuerwerbungen, in Lustenau ein Treffer und die gegenüber der Vorsaison kaum veränderten Klagenfurter warten noch auf den ersten Scorerpunkt eines Neuen. "Ich bin das erste Mal in der Hauptverantwortung und treffe gerne Entscheidungen", erklärt Manfred Schmid sein gutes Transfer-Händchen, "meine Zeit als Chefscout in Köln mit vielen Stunden Videostudium hilft mir sicher dabei."

Die Vertragslaufzeiten der Bayern-Profis

Wobei für den 52-Jährigen die Kaderzusammenstellung keine Raketentechnik darstellt. "Ich weiß, was eine Mannschaft braucht und habe sie nach diesen Gesichtspunkten zusammengestellt. Mit Baribo und Malone haben wir unsere zwei besten Stürmer verloren, deshalb war klar, dass wir da einiges tun müssen. Mit Bamba (5 Tore, 1 Assist), aber auch Sabitzer (1 Tor, 1 Assist), Rieder (1/1) und Zimmermann (2/1) habe ich nur Spieler geholt, von denen ich gewusst habe, dass sie eine Art von Fußball spielen, die zu meiner Spielidee passt." Das sollen sie am Sonntag auch gegen Sturm Graz wieder unter Beweis stellen.

Horst Hötsch

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