Champions League

Weltmeister Khedira, der Juve-Glücksbringer

Juventus baut vor Rückspiel auf den Mittelfeldspieler

Weltmeister Khedira, der Juve-Glücksbringer

Bayern im Blick: Sami Khedira möchte seine Bilanz mit Juventus Turin sicherlich aufrechterhalten.

Bayern im Blick: Sami Khedira möchte seine Bilanz mit Juventus Turin sicherlich aufrechterhalten. Getty Images

Sami Khedira war nicht existent: Im Hinspiel des Champions-League-Achtelfinals gegen den FC Bayern München fehlte dem deutschen Nationalspieler von Beginn an die Bindung. Der 28-Jährige musste nach 69 Minuten mit einer katastrophalen Bilanz von nur 30 Ballkontakten und nicht einem einzigen geführten Zweikampf vom Feld. Die Aufholjagd nach 0:2-Rückstand glückte schließlich ohne Khedira - mit den eingewechselten Stefano Sturaro und Hernanes.

Für seine unsichtbare Vorstellung (kicker-Note 5) erhielt der Nationalspieler in Italien vernichtende Kritiken. "Wenig Präsenz, wenig Elan", meinte der "Corriere dello Sport". "Er geriet unter dem wahnsinnigen Druck ins Wanken", kommentierte der "Corriere della Sera".

Doch Khediras famose Bilanz blieb durch die Aufholjagd seiner Kollegen bestehen: 20 Pflichtspiele hat der einst beim VfB Stuttgart ausgebildete Mittelfeldspieler mit der Alten Dame inzwischen bestritten. 17 Siege und drei Unentschieden stehen zu Buche. Heißt im Klartext: Mit Khedira auf dem Feld haben die Bianconeri noch kein Spiel verloren, weswegen immer wieder Begriffe wie "Glücksbringer", "Talisman" oder "Fußball-Hirn" auf ihn gemünzt werden.

"Spaziergänger" Khedira?

Solche Loblieder der Juve-Fans und Medien tun dem zweikampfstarken Bindeglied zwischen Abwehr und Angriff sicherlich gut, zumal ihn zu Beginn seiner neuen Reise in Italien einmal mehr Verletzungen zurückwarfen. Muskelfaserriss, Oberschenkelprobleme - Khedira brauchte lange, um Fuß zu fassen. Die ersten Einschätzungen der Medien fielen aufgrund fehlender Fitness und Kondition dementsprechend harsch aus. "Er hat keinen Ball gesehen", preschte "La Stampa" vor. "La Repubblica" hatte in den ersten Auftritten gar einen "Spaziergänger" beobachtet.

Sami Khedira

Verloren: Beim 2:2 im Hinspiel gegen Bayern fiel Sami Khedira kaum auf. Getty Images

Auch im Februar warf ihn eine Adduktorenverletzung kurzzeitig aus der Bahn, rechtzeitig zum Hinspiel gegen den FCB wurde er aber wieder fit. Zu jenem Spiel, das den Status des Neuzugangs im Turiner Lager wieder ein klein wenig ankratzte. Doch wirklich nur leicht, denn Khedira ist gesetzt in der Juve-Mittelfeldzentrale und muss nun durch den kurzfristigen Ausfall von Claudio Marchisio (Wadenverletzung), der ansonsten gemeinsam mit Paul Pogba gesetzt ist, noch mehr Verantwortung übernehmen.

Allegri und Löw loben Khedira

"Ich halte Sami für einen ganz großen Spieler", lobt Juve-Coach Massimiliano Allegri seinen Schützling. Er mache sehr wenig Fehler und stehe fast immer richtig. "Wir sind sehr froh, ihn zu haben", so Max Allegri weiter. Khedira sei umsichtig, könne ein Spiel lesen: "Er mag langsam wirken, genau wie früher Pirlo. Aber das täuscht, er strahlt einfach Ruhe aus."

Auch Bundestrainer Joachim Löw hält bekanntlich große Stücke auf seinen Sechser. "Khedira ist ein wahrer Kämpfer", hatte der DFB-Trainer nach dem Wechsel zu Juve 2015 gesagt. "Sami ist ein Weltklasse-Spieler, er ist in der Lage sich in jeder Liga und auf jedem Level durchzusetzen. Und auch wenn er schon die Weltmeisterschaft mit Deutschland und die Champions League mit Real Madrid gewonnen hat, macht er weiter und setzt sich immer wieder ehrgeizige Ziele." Dabei erinnerte Löw noch einmal an die WM 2014 in Brasilien, als sich Khedira nach einem Kreuzbandriss rechtzeitig fit gemeldet hatte: "Er hat eine starke Persönlichkeit. Er hat das während der WM gezeigt, aber vor allem vor dem Turnier, als er alles dafür getan hat, um nach der Operation an seinem Knie zurückzukommen." Dabei helfe die Ruhe, die der Mittelfeldspieler stets ausstrahle.

Sami Khedira

Ist gesetzt und wird von seinen beiden Trainern Max Allegri und Joachim Löw geschätzt: Sami Khedira. Getty Images

Khedira passt ins Spiel der Alte Dame

Wie passend, da das erfolgreiche Turiner Fußballspiel unbedingt Ruhe braucht. Denn als es anfangs hektisch wurde, stagnierte die glorreiche Alte Dame nach vier Meisterschaften in Folge im unteren Mittelfeld. Erst nach dem 0:1 am 10. Spieltag bei Sassuolo Calcio kam die Trendwende - mit einem fitten Khedira versteht sich. Seitdem ist Juventus Turin in 18 Ligaspielen ohne Niederlage. Ganze 17 Siege glückten, zu Beginn der Serie sogar 15 Dreier in Folge - Vereinsrekord.

Spielbericht

Doch damit nicht genug: Ins Rückspiel treten die Bianconeri mit einer Bilanz von zehn Ligaspielen in Folge ohne Gegentor. Auch ein Mitverdienst von Khedira, der aufgrund seiner Übersicht und seines guten Passspiels immer wieder das Tempo anzog oder herausnahm. Das rief natürlich wieder die italienischen Medien auf den Plan, die ihn zwischenzeitlich sogar mit einem "Jedi-Ritter" gleichsetzten. "Er ist eine Art Jedi ohne Laser-Schwert. Die Macht fließt stark in ihm. Er bewirbt sich für die nächste Folge von Star Wars", urteilte "Tuttosport" nach dem 3:0 Anfang Januar gegen Hellas Verona. Khedira habe "nie mehr als zwei Ballberührungen", sei "immer auf der richtigen Position" und habe "keinen einzigen Ball verloren".

Ob er sich dieses Mal solche Lobeslieder auch auf internationaler Bühne gegen den FC Bayern München erspielen kann?

mag

Monster und Legenden: Bayern-Gegner Juve