Erstmals bei einem großen FIFA-Turnier kommt beim Confed Cup der Videobeweis zum Einsatz. Anhand der Bilder können Entscheidungen auf dem Feld, die spielentscheidende Szenen wie Tore, Abseits, Rote Karten oder Elfmeter betreffen, bei Fehlentscheidungen korrigiert werden. Tor oder nicht Tor? Das war beim Confed Cup am Sonntag die große Frage. Bei Portugal gegen Mexiko wurde ein Treffer von Pepe aufgrund einer Abseitsstellung im Nachhinein aberkannt (21.). Später der Treffer von Cedric als korrekt bestätigt (86.). Ähnliche Szenen auch im zweiten Spiel des Abends zwischen Kamerun und Chile: Ein Tor von Eduardo Vargas wurde wegen einer haarscharfen Abseitstellung rückwirkend aberkannt (45.+1). Kurz vor Schluss wurde Vargas erneut auf die Folter gespannt, diesmal zählte sein Treffer nach Einsicht der Videobilder aber, obwohl der Linienrichter seine Fahne gehoben hatte.
Vier richtige Entscheidungen
Gleich vorneweg muss gesagt werden, dass laut Regelbuch alle vier Entscheidungen korrekt bewertet wurden. Zwei irreguläre Treffer, die in der Live-Situation auf dem Feld wohl gegeben worden wären, wurden anschließend aberkannt. Besonders knapp war der Fall bei Vargas' erstem "Treffer". Hier waren wohl nur Zentimeter seines Knies strafbar im Abseits. Ohne mehrfache Begutachtung des Bildmaterials wäre dies wohl nie aufgeflogen. Hier hat der Videobeweis seinen Nutzen in spielentscheidenden Szenen eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Perfekt war das Prozedere dennoch nicht.
Stimmungsschwankungen
Confed Cup am Sonntag
Auf dem Platz blieben verwirrte Spieler, auf den Rängen verwirrte Zuschauer und vor den Fernsehern fragende Zuschauer zurück. Die Entscheidung, die Videoschiedsrichter zu konsultieren, wurde offenbar nicht klar erkenntlich signalisiert. So dachten im Spätspiel etwa viele Fans an den Schlusspfiff, statt an den Videobeweis. Bis zur Entscheidungsfindung dauerte es dann jeweils weit mehr als eine Minute. Auf dem Rasen wurden daher Jubelstürme abrupt abgebrochen. Spieler von Chile gingen nach der ersten Entscheidung auch Hauptschiedsrichter Damir Skomina wild gestikulierend und laut schimpfend an. Auch von den Rängen gab es lautstarke Proteste. Der Ablauf des gesamten Prozedere wirkte wenig souverän, was sich auf viele Beteiligte übertrug.
Santos: "Es war ein bisschen verwirrend"
"Zuerst war ich enttäuscht, und dann habe ich gesehen, dass es nochmal angeschaut wird. Ich habe gehofft, dass es Abseits ist, und es war Abseits. Da war ich froh", beschrieb Kameruns Trainer Hugo Broos seine Achterbahnfahrt der Gefühle bei seinem ersten Videobeweis. "Es sind die neuen Regeln, wenn es dem Fußball hilft, super. Niemand versteht den Videobeweis bislang allerdings", gab Portugals Coach Fernando Santos zu verstehen. "Es war ein bisschen verwirrend", so Santos, der ein wenig in der Luft hing und versuchte herauszufinden, warum der Treffer für seine Mannschaft nicht zählte. Für den 61-jährigen Portugiesen nicht die einzige Verwirrung: "Der Videoreferee wurde nur bei unseren Toren benutzt, obwohl die Szene vor dem 2:2 auch sehr komplex war."
"Ich denke, dieses System braucht Zeit. Die FIFA wird es genau evaluieren müssen", zeigte Chiles Trainer Juan Antonio Pizzi indes durchaus Verständnis, denn: "Am Ende wird diese Technologie aber wahrscheinlich mehr Gerechtigkeit in das Spiel bringen."