DFB-Pokal

VfB: Der 30-Minuten-Schlaf

Wolf und Reschke finden klare Worte

VfB: Der 30-Minuten-Schlaf

Gefrustet: VfB-Coach Hannes Wolf nach der Pokalpleite in Mainz.

Gefrustet: VfB-Coach Hannes Wolf nach der Pokalpleite in Mainz. imago

Andreas Beck sah "eine Blaupause der letzten Wochen". Der Rechtsverteidiger meinte damit, dass die Pleite vom Verlauf her unnötig war. Damit hat der 30-Jährige Recht und Unrecht zugleich. Zweifelsohne hätte Dennis Aogo per Elfmeter den Deckel draufmachen können. Und unbestritten ist Chadrac Akolos unfreiwilliger Block gegen Josip Brekalo der Kategorie "Slapstick" zuzuordnen. Nur: Ein Weiterkommen hätte die Defizite, die der Aufsteiger über 90 Minuten offenbarte, übertüncht.

Ohne Plan bei Wolfs Plan

Dabei muss sich das Trainerteam um Hannes Wolf bei der Bereitstellung von Videomaterial gar keine große Mühe machen, es kann einfach die ersten 25, 30 Minuten ungekürzt vorführen. Wolf wollte "sehr mannorientiert spielen". Allein: Seine Schützlinge verfolgten diesen Plan überhaupt nicht, sie konterkarierten ihn. Diverse Mainzer bekamen genügend Zeit, Bälle zu verarbeiten, sich zu drehen und mit Tempo auf die Verteidigungslinie zu laufen - dass der VfB nicht bereits früh zurücklag, ist allein der fahrlässigen Chancenauswertung der Platzherren zu verdanken. Zudem rückten die Gäste bei den wenigen Befreiungen nicht konsequent nach, wodurch Löcher entstanden, die die ordentlichen Gentner und Ascacibar kaum zu stopfen vermochten. Erst mit der Umstellung auf drei Sechser - Aogo rückte mit ins Mittelfeldzentrum - bekam Stuttgart Zugriff.

Trainersteckbrief Wolf
Wolf

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Wir haben die ersten 30 Minuten gar nicht auf dem Platz gestanden. Mainz war uns in allen Belangen überlegen, das war heftig.

Michael Reschke

Entsprechend deutliche Worte fand Michael Reschke: "Wir haben die ersten 30 Minuten gar nicht auf dem Platz gestanden. Mainz war uns in allen Belangen überlegen, das war heftig." Der Sportvorstand machte "in den entscheidenden Aktionen mehr Konsequenz" aus beim FSV. Das Problem an der Sache: Dieses Phänomen ist kein Neues für den Bundesliga-Rückkehrer, es manifestiert sich in zuletzt wettbewerbsübergreifend fünf Niederlagen in Serie und einer Verschärfung der Situation.

Viele Beispiele von Schlafmützigkeit

Schlaf-Anfall beim schnell ausgeführten Freistoß in Bremen (0:1). Indiskutable erste 45 Minuten gegen Leverkusen (0:2). Mangelhaft-naives Zweikampfverhalten vor dem Gegentreffer in Hoffenheim (0:1). Ein verschossener Elfmeter in der Nachspielzeit gegen die Bayern (0:1). Und nun eben Mainz. Was all diesen Partien gleichermaßen innewohnt? Mit Ausnahme des 0:2 gegen Bayer 04 wäre für den VfB jedesmal etwas drin gewesen. Das ist ärgerlich, aber eben auch gefährlich, weil das über die Defizite hinwegtäuschen kann, wenn nicht die richtigen Schlüsse gezogen werden.

Dass Wolf ("Wir wissen, dass wir uns steigern müssen im den Bereichen Mentalität, Konstanz, Konzentration") und Reschke ("Wir brauchen jetzt keine individuelle Abrechnung zu machen, aber wir werden im Trainingslager ein paar Themen auch mal deutlich ansprechen müssen") sich diesbezüglich klar positionieren, dürfte die Anhänger zumindest beruhigen. Allerdings muss der jeweils zweite Schritt - intensive Arbeit an Defensivaussetzern und die Verpflichtung eines treffsicheren Zentrumsangreifers - auch folgen.

Benni Hofmann

Bilder zur Partie 1. FSV Mainz 05 - VfB Stuttgart