Frauen

USA träumen weiter - Neville ist stolz auf sein Team

Rätselraten um Rapinoe löst sich erst spät auf

USA träumen weiter - Neville ist stolz auf sein Team

Zweimal verspührter Stolz - und zwei unterschiedliche Gefühlswelten: US-Coach Jill Ellis (links) und Englands Nationaltrainer Phil Neville.

Zweimal verspührter Stolz - und zwei unterschiedliche Gefühlswelten: US-Coach Jill Ellis (links) und Englands Nationaltrainer Phil Neville. imago images

Es hat wieder nicht geklappt: Wie schon bei der WM 2015 in Kanada und der EM 2017 in den Niederlanden hatte die englische Nationalmannschaft das Endspiel - und damit die Chance auf den ersten Titelgewinn - klar vor Augen, scheiterte jedoch erneut in der Vorschlussrunde. Vor vier Jahren wurden die Three Lionesses von Japan (1:2) bezwungen, bei der EM erwiesen sich die Gastgeberinnen als zu stark (0:3 gegen die Niederlande).

Dass dem Neville-Team mit den USA in diesem Jahr wieder eine große Hürde bevorstehen sollte, war den Spielerinnen und ihrem Coach klar. Chancen hatten sie sich trotzdem erhofft. "Wir wollten das Herz und die Seele auf dem Platz lassen", beschrieb Neville die Herangehensweise. "Ich habe gesagt: 'Spielt Fußball.'" Seine Mannschaft habe gegen "das beste Team der Welt" alles gegeben.

Am Ende blieb die Belohnung dafür aber aus - obwohl die Engländerinnen gleich mehrmals ganz nah dran waren, zumindest die Verlängerung zu erzwingen. Nachdem Ellen Whites Ausgleichstor beim Stand von 2:1 für den Titelverteidiger nach VAR-Einsatz, der eine hauchdünne Abseitsstellung entlarvte, nicht anerkannt wurde, schien in der 79. Minute die nächste große Chance gekommen zu sein: Wieder tauchte White, die schon nach dem Führungstor von Christen Press das 1:1 erzielte hatte, frei vor dem Tor auf, schlug aber ein Luftloch, nachdem sie von Becky Sauerbrunn behindert worden war. Wieder schaltete sich der Videoassistent ein. Schiedsrichter Edina Alves Batista studierte die Szenen am Spielfeldrand und entschied entgegen ihrer ersten Auslegung auf Elfmeter.

Fehlschuss, Verzweiflung und Gelb-Rot

Diesen ließ jedoch Kapitänin Steph Houhton liegen. "Sie wird damit umgehen müssen. Aber sie hat phänomenal gespielt, man sollte ihr keinen Vorwurf machen", nahm Neville die Fehlschützin in Schutz.

Spuren hatte das Drama - am Ende flog auch noch Millie Bright mit Gelb-Rot vom Feld - dennoch hinterlassen, die Enttäuschung war auf dem Feld allen Beteiligten nach dem Schlusspfiff anzusehen. Neville hatte sich aber schnell gefasst: "Wir sollten keine Tränen in den Augen haben. Wir haben die Herzen der Menschen in England berührt und unsere auf dem Feld gelassen."

Ellis: "Jeder hat noch eine Schippe draufgelegt"

Stolz überwog natürlich auch auf der Gegenseite: Während England erneut nur das "kleine Finale bleibt", dürfen die USA vom vierten Titelgewinn träumen und werden am Sonntag (17 Uhr, LIVE! bei kicker.de) von Europameister Niederlande oder Schweden gefordert. "Ich kann gar nicht ausdrücken, wie stolz ich bin. Das war eine super Herausforderung, auch physisch. Jeder hat noch eine Schippe draufgelegt", sagte die überglückliche US-Trainerin Jill Ellis, die nicht nur das 1:0 sondern auch die erneute Führung durch Alex Morgan, die ihren 30. Geburtstag feierte, euphorisch bejubelt hatte.

USA "müssen einfach bescheiden bleiben"

Megan Rapinoe

Nach zwei Doppelpacks in Folge dieses Mal außen vor - und angeschlagen: US-Stürmerin Megan Rapinoe. imago images

Vielleicht auch, weil ihr personeller Schachzug aufging? Überraschend hatte sie nämlich auf die Startelf-Nominierung von Megan Rapinoe verzichtet, die zuvor das Achtel- und Viertelfinale mit jeweils zwei Toren quasi im Alleingang entschieden hatte. Lange schwieg sich der US-Tross über die Gründe aus, wich auch Nachfragen von Journalisten aus. Erst später folgte die Auflösung: Rapinoe, die sich als Motivatorin an der Seitenlinie eingebracht hatte, fehlte aufgrund leichter Oberschenkel-Probleme. Ihre Vertreterin Press erfüllte ihren Job jedenfalls gut: Sie hatte das frühe 1:0 geköpft.

Rapinoe und ihren Teamkolleginnen bleiben nun vier Tage, um rechtzeitig für das Finale wieder bei vollen Kräften zu sein. "Wir müssen einfach bescheiden bleiben", gab Ellis die Richtung vor, "und noch ein Spiel gewinnen".

pau

Bilder zur Partie England - USA