Stundenlange sintflutartige Regenfälle hatten in der Küstenstadt Recife Straßen überflutet und für ein Verkehrschaos gesorgt. Sogar eine Verschiebung der Partie stand zwischenzeitlich im Raum, wurde aber zwei Stunden vor dem Anstoß von der FIFA ad acta gelegt. Der DFB-Tross trat vorsorglich etwas früher als geplant die Fahrt zum Stadion an.
Löw tauscht zweimal aus
Dort angekommen, wurde umgehend die Aufstellung bekanntgegeben. Erstmals bei dieser WM setzte Bundestrainer Joachim Löw auf Schweinsteiger und Podolski in der Startformation, zwei Spieler die unter dem heutigen USA-Coach Jürgen Klinsmann einst Fuß im deutschen Nationalteam fassten. Im Vergleich zum 2:2 gegen Ghana blieben der angeschlagene Khedira und Götze vorerst außen vor. Auch Klinsmann veränderte seine Startaufstellung nach dem 2:2 gegen Portugal auf zwei Positionen: Gonzalez verteidigte anstelle von Cameron in der Innenverteidigung, Davis ersetzte Bedoya in der Dreierreihe im Mittelfeld.
Vom Anpfiff weg dominierte die DFB-Elf das Geschehen auf dem Rasen und setzte dabei auf totalen Ballbesitz. So sahen die US-Amerikaner das Leder in der Anfangsphase nahezu ausschließlich an deutschen Füßen. Es dauerte lediglich 90 Sekunden, bis die Löw-Truppe erstmals nennenswert zum Abschluss kam: Erst traf Müller beim Seitfallzieher den Ball nicht richtig, den Nachschuss jagte Podolski mit rechts auf den Oberrang.
Zusi wuchtet drüber
Kapitän Lahm ließ sich im Aufbau immer wieder zwischen die Innenverteidiger fallen und dirigierte von dort aus das Offensivspiel seiner Farben, das vor allem über die Außenbahnen forciert wurde. Flanken von Podolski (8.), Boateng (9., 14.) und Özil (10.) sorgten für mächtig Alarm im US-Sechzehner. Nach und nach tasteten sich auch die "Klinsmänner" in die Partie, Beasley gab ein erstes, wenn auch harmloses, Schüsschen ab (19.). Gefährlicher war da Zusis wuchtiger Versuch, der nur knapp über den Querbalken strich (22.).
Gruppe G - 3. Spieltag
Das bessere Passspiel boten nach wie vor Schweinsteiger & Co., doch die Amerikaner schalteten bei Ballgewinn blitzschnell um und waren in den Zweikämpfen präsent. Es entwickelte sich eine ausgeglichene Partie, in der die Torraumszenen seltener wurden. Kroos versuchte es aus der Distanz, zielte aber genau in die Arme von Howard (31.). Bei Özils Flachschuss vier Minuten später musste der Keeper schon mehr Können aufweisen. Das war es dann aber auch schon an sehenswerten Aktionen, so dass es torlos in die Kabinen ging.
Podolski bleibt in der Kabine
Zum zweiten Spielabschnitt brachte Löw Klose für Podolski, Müller rutschte dafür zurück in die Dreierreihe. Wie zu Spielbeginn hatte Deutschland auch dieses Mal früh die erste Möglichkeit, doch Özil nickte eine Boateng-Hereingabe über das Gehäuse (47.). Wenig später war es Klose, der einen Kopfball neben den Pfosten platzierte (52.). Das DFB-Team setzte sich direkt in der Hälfte der Amerikaner fest - und wurde dafür belohnt. Mertesackers Kopfball konnte Howard noch parieren, allerdings landete die Kugel direkt bei Müller, der aus 20 Metern sofort abzog und traf (55.). Sein viertes Turniertor, sein neunter WM-Treffer.
Klinsmann reagierte umgehend und nahm Davis für Bedoya vom Feld, tonangebend blieb freilich das DFB-Team. Die Amerikaner machten keinerlei Anstalten, das Resultat zu korrigieren. Auch die Löw-Truppe schaltete einen Gang zurück, der vom Dauerregen gezeichnete tiefe Platz forderte seinen Tribut und ließ hüben wie drüben die Kräfte langsam aber sicher schwinden.
In der Schlussphase durfte Götze den aktiven Schweinsteiger ersetzen. In Szene setzten konnte sich der Techniker aber nicht mehr, überhaupt riss sich das deutsche Team bei seinen Offensivbemühungen kein Bein mehr aus. Souverän ließen Lahm & Co. das Leder durch die eigenen Reihen laufen und wurden dabei auch nur selten gestört. Weil die Portugiesen im Parallelspiel gegen Ghana in der Schlussphase führten, mussten die USA auch nichts mehr riskieren. So trudelte die Partie dem Ende entgegen.
In der Nachspielzeit bot sich den "Klinsmännern" noch die große Ausgleichschance, doch Lahm blockte den Bedoya-Schuss gerade noch so. Danach durfte Dempsey noch einmal frei zum Kopfball steigen, nickte das Spielgerät aber drüber.
Deutschland trifft im Achtelfinale in Porto Alegre am Montag um 22 Uhr (MESZ) auf den Zweiten der Gruppe H (momentan: Algerien). Die USA spielen 24 Stunden später in Salvador gegen den Sieger der Gruppe H (aktuell: Belgien).