Int. Fußball

Ungesundes Neues: Kommentar zu Cristiano Ronaldos Transfer

Kommentar zu Cristiano Ronaldos Wechsel zu Al-Nasr

Ungesundes Neues

Die berühmteste 7 der Fußball-Gegenwart steht künftig auf dem Trikot von Al-Nasr in Saudi-Arabien: Cristiano Ronaldo mit Klubpräsident Mossali Al-Muammar.

Die berühmteste 7 der Fußball-Gegenwart steht künftig auf dem Trikot von Al-Nasr in Saudi-Arabien: Cristiano Ronaldo mit Klubpräsident Mossali Al-Muammar. picture alliance / abaca

In den vergangenen Tagen hieß es übereinstimmend, dass Pelé gestorben sein mag, sein Mythos aber weiterlebe. Über Cristiano Ronaldo könnte man seit Freitagabend das Gegenteil sagen. Zumindest hat sein Mythos schwere Kratzer erhalten, als er für zweieinhalb Jahre bei Al-Nasr in der saudi-arabischen Hauptstadt Riad unterschrieb.

Dass ein Spitzenfußballer seine Karriere in einer sportlich unbedeutenden Liga ausklingen lässt und dabei Unsummen einstreicht (und das mit der "inspirierenden Vision" des neuen Klubs erklärt), ist längst Normalität geworden und erst mal nicht verwerflich. Doch Cristiano Ronaldo präsentiert nun ungesundes Neues. Sein Fall liegt gänzlich anders.

Der vielleicht größte Sportswashing-Deal abseits der WM in Katar

Ein Mann, der in seinem Leben schon so viel Geld verdient hat, dass auch seine Urururenkelkinder keine Ahnung haben dürften, wie sie das je ausgeben sollen, lässt sich das mutmaßlich höchste Salär der Profifußballgeschichte indirekt von einem Regime überweisen, das laut "Amnesty International" allein seit dem 10. November 20 Personen wegen Drogendelikten zum Tode verurteilt hat, in dem Frauen massiv diskriminiert und sogar zum Tatzeitpunkt Minderjährige hingerichtet werden.

Und er lässt es sich nicht überweisen, um genau dieses Regime mittelbar gut dastehen zu lassen, sondern, schlimmer, ganz unmittelbar: Cristiano Ronaldo, der nach Followern mit Abstand populärste Sportler weltweit, ist als Botschafter vorgesehen und seine Verpflichtung damit der vielleicht größte je gesehene Sportswashing-Coup abseits der WM in Katar.

Der WM 2030 ist Saudi-Arabien wieder einen Schritt näher gekommen

Daran, dass die angeblich 200 Millionen Euro pro Jahr für Saudi-Arabien gut angelegt sind, gibt es keine Zweifel: Nach Lionel Messi, dem neuen Tourismus-Botschafter, hat das Königreich auch die zweite Ikone des modernen Fußballs auf seiner Seite und ist dem Ziel, die WM 2030 auszurichten, wieder einen Schritt nähergekommen - unter anderem gilt es dabei, Argentinien und Portugal auszustechen.

zum Thema

Erst seit wenigen Jahren versucht auch Spätzünder Saudi-Arabien aggressiv, Macht und Einfluss über den Sport zu sichern. Formel-1-Rennen, Newcastle United, die Asiatischen Winterspiele 2029: Eine Olympia-Bewerbung ist wohl nur noch eine Frage der Zeit. Und wer wird das Land daran hindern? Das Problem ist ja nicht, dass sich Länder wie Saudi-Arabien reihenweise Wettbewerbe, Klubs und Topspieler kaufen, das Problem ist, dass die sich alle kaufen lassen.

Nötig wären Regeln, Gespräche, Aufklärung, Transparenz. Cristiano Ronaldo und alle anderen müssen ihre Reichweite ja nun wirklich nicht dazu nutzen, um sich für Menschenrechte einzusetzen. Aber die aktiv unterstützen, die diese mit Füßen treten, müssen sie erst recht nicht.

Jörn Petersen

Maxresdefault

Ronaldo, Eberl, DFB: Das waren die fünf Aufreger des Jahres

alle Videos in der Übersicht